Interview: "Die Post muss an die Kosten ran"

Deutsche Post DHL will einen Gemeinschaftsbetrieb für alle Zusteller gründen. Warum?Zum einen geht es sicher darum, die Ressourcen im Unternehmen flexibler nutzen zu können, zum Beispiel mehr Produkte auf Briefzusteller zu verlagern. Außerhalb der Ballungsräume wird die sogenannte Verbundzustellung ja schon länger praktiziert, also die Zustellung von Briefen und Paketen durch ein und denselben Mitarbeiter. Solche Flexibilisierungsmaßnahmen lassen sich unter dem Dach des gemeinsamen Betriebs sicher einfacher umsetzen.Geht es dem Konzern also gar nicht darum, die Löhne zu senken?Die Kosten spielen natürlich eine Rolle. Fakt ist, dass im Standardbrief-Segment das Volumen schrumpft. Dieser Rückgang wird zwar teilweise von der Werbepost aufgefangen, doch in diesem Bereich verdient man weniger Geld. In Summe geht das Volumen nur leicht zurück, bei sinkenden Margen. In so einer Lage muss die Post natürlich an die Kosten ran.Welche Einsparungen kann die Post hier erzielen?Schon der ehemalige Vorstandsvorsitzende Klaus Zumwinkel hat beklagt, dass einige Postboten 17 Euro pro Stunde verdienen - dem stehen deutlich niedrigere Löhne bei Delivery gegenüber. Allerdings wird es der Deutschen Post DHL sicher nicht nur um die Absenkung der Löhne gehen. Delivery-Mitarbeiter lassen sich vermutlich auch flexibler einsetzen, zum Beispiel auf neue Ausliefertouren versetzen.Aber sind zu Billiglöhnen überhaupt noch Mitarbeiter zu bekommen?Deutsche-Post-Personalvorstand Thomas Ogilvie hat im Rahmen der Bilanz-Pressekonferenz gesagt, dass die Post kein Problem habe, Mitarbeiter zu gewinnen (lacht). Tatsache ist, dass Sie zum Beispiel in München für einen Fahrer schon 17 Euro zahlen müssen. Ich bin überzeugt, dass wir durch den akuten Fahrermangel in eine Lohnkostenspirale reinrutschen.Welche Auswirkungen wird die Gründung des Gemeinschaftsbetriebes haben?Kurzfristig keine. Die Gewerkschaften werden allerdings mit Argusaugen verfolgen, was Deutsche Post DHL tut. Auf lange Sicht wird das Unternehmen versuchen, sich durch natürliche Fluktuation von den beamteten Zustellern zu trennen.

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