Bund lehnt Zulassung für Monster-Lkw ab - Kritik an Niedersachsen

06.09.2006 08:59 Uhr

Das Bundesverkehrsministerium hat das Land Niedersachsen aufgefordert, den Modellversuch mit bis zu 25 Meter langen und 60 Tonnen schweren so geannten Monster-Lkw abzubrechen. Eisenbahnprotagonisten laufen Sturm.

Berlin/Hannover. In einem Schreiben wirft das Berliner Ministerium den Amtskollegen in Hannover vor, sich über die „nachdrückliche Bitte“ des Bundes hinweggesetzt zu haben, auf eine Zulassung der Fahrzeuge zunächst zu verzichten. Niedersachsen wurde dringend aufgefordert, die Entscheidung zurückzunehmen. Das Landverkehrsministerium in Hannover wies die Aufforderung zurück. „Wir werden diesen Versuch nicht abbrechen“, sagte ein Sprecher. Es handele sich nicht um eine generelle Zulassung dieser riesigen Sattelzüge, sondern um Ausnahmen. Dazu sieht sich das Land berechtigt. Der Modellversuch sei auf zwei Spediteure und klar definierte Strecken begrenzt, die Sicherheitsbelange seien berücksichtigt. Eine Sprecherin von Bundesverkehrsminister Wolfgang Tiefensee (SPD) sagte, die Risiken für die Verkehrssicherheit seien noch nicht abschließend geklärt. Unklar seien die Auswirkungen der schweren Laster auf Straßen, Brücken und die Innenstädte. Derzeit bereitet die Bundesanstalt für Straßenwesen eine Studie zu dem Thema vor. Zudem hält der Bund die von Niedersachsen für den Modellversuch erteilte Zulassung für 25 Meter lange Nutzfahrzeuge vom Typ „Gigaliner für rechtswidrig. Das Güterverkehrsunternehmen Kombiverkehr kritisierte ebenfalls die in Niedersachsen erfolgte Genehmigung. „Das Hauptargument für diese Gigaliner, eine Reduzierung der Fahrten auf Fernverkehrstraßen, trifft nicht zu“, sagte Geschäftsführer Armin Riedl bei der Präsentation einer Studie über die von Kritikern als Monstertrucks abgelehnten Fahrzeuge in Frankfurt. Nach der Studie würde mehr als die Hälfte der Güter, die derzeit mit einer Kombination aus Bahn und Lastwagen transportiert werden, wieder allein auf die Straße verlagert. „Weil der Transport mit Gigalinern 20 bis 25 Prozent billiger als mit herkömmlichen Lkw ist, wird es eine massive Rückverlagerung geben“, erläuterte der Autor der Studie, Björn Klippel, Geschäftsführer des Beratungshauses TIM Consult in Mannheim. Die Frankfurter Kombiverkehr mit rund 300 Millionen Euro Umsatz im Jahr ist ein Zusammenschluss von Speditionen und koordiniert den gemeinsamen Transport auf Straße und Schienen. Zudem kämen Länder wie Frankreich, Spanien oder Italien, die die Monstertrucks bislang vehement ablehnten, unter Zugzwang. Ließen sie die überlangen Lkw zu, würde sich auch der Transitverkehr in Deutschland massiv erhöhen. „Die Einführung der Gigaliner ist ökonomisch und verkehrspolitisch unsinnig“, meinte auch Andreas Geißler von der Allianz pro Schiene. „Wer große Lkw will, will Verkehr auf der Straße.“ Zudem belasteten die Fahrzeuge die Straßeninfrastruktur, insbesondere Brücken, stark. Auch seien sie wegen ihrer Länge und Masse ein Sicherheitsrisiko.

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