Bühne frei für die besten Studenten

Feuchte Hände und glitzernde Augen: Denis Karlin und Katharina Ewald werden den 26. Oktober 2017 wahrscheinlich nicht so schnell vergessen. An diesem Tag sind die beiden Sieger von Logistik Masters 2017 auf dem Deutschen Logistik-Kongress der Bundesvereinigung Logistik (BVL) in Berlin vor großem Publikum ausgezeichnet worden. An Deutschlands größtem Wissenswettbewerb für Logistikstudenten, vom Wochenmagazin VerkehrsRundschau und dem Logistikdienstleister Dachser seit dem Jahr 2005 initiiert, haben sich diesmal insgesamt 1403 Studenten von mehr als 135 Hochschulen beteiligt. Beide Gewinner sind erstmals dabei Die Quoten der aktuellen Gewinner sind etwas besser als im Vorjahr: Der 20-jährige Karlin von der Hochschule Bremerhaven holte 96,6 Prozent (372 Punkte) aller möglichen Punkte und sicherte sich so Platz eins in der Kategorie "Bachelor". Die 23-jährige Ewald von der Universität Duisburg-Essen erreichte 96,4 Prozent der möglichen Punkte (371 Punkte) und kam damit auf den ersten Platz in der Kategorie "Master". Vergangenes Jahr hatten in beiden Kategorien 92,2 Prozent genügt, um an der Spitze zu stehen. Karlin und Ewald machten erstmals bei Logistik Masters mit und erhielten neben Urkunden jeweils ein Preisgeld in Höhe von 5000 Euro. Die Auszeichnungen überreichten Gerhard Grünig, Chefredakteur der VerkehrsRundschau, und Andreas Froschmayer, Corporate Director Corporate Development, Strategy & PR bei Dachser. Dachser fördert vernetztes Wissen "Die Investition in junge Menschen und die Ausbildungsförderung sind Teile unserer Unternehmenskultur - dasselbe gilt für die Unterstützung von Hochschulen sowie die Pflege der Beziehungen zu den Bildungseinrichtungen", erläuterte Froschmayer von Dachser bei der Preisverleihung das langjährige Engagement für den Wissenswettbewerb. Bei dem Logistikdienstleister aus Kempten begrüße man die Initiative, Fachwissen aus der Logistikpraxis spielerisch zu vermitteln, den Austausch zwischen den Studierenden untereinander zu fördern und so vernetztes Wissen zu schaffen. Die Vertreter der zwei Initiatoren würdigten in Berlin die Leistungen von Karlin und Ewald bei Logistik Masters 2017. "Wer sich hier als Nachwuchskraft durchsetzen will, benötigt zahlreiche Fähigkeiten: Ehrgeiz gehört dazu, Durchhaltevermögen, aber er oder sie muss natürlich auch etwas vom Fach verstehen", sagte VerkehrsRundschau-Chefredakteur Grünig. Teamwork war ein Teil des Erfolges Gemeinsam mit Kommilitonen haben die beiden Siegerstudenten die 70 Fragen aus allen Bereichen der Logistik beantwortet. Dabei haben sie nicht nur die grauen Zellen angestrengt und viel recherchiert, sondern auch manchmal ein bisschen Glück gehabt. Karlin zum Beispiel hat die Fragebögen zusammen mit zwei Studienkollegen bearbeitet. "Entscheidend war, dass ich im Gegensatz zu den anderen später abgegeben und nachgebessert habe", verriet der angehende Wirtschaftsingenieur mit dem Schwerpunkt Transportwesen/Logistik und beste Bachelor. Mitunter sei es eine Bauchentscheidung gewesen, ein Kreuz an einer anderen Stelle zu setzen. Teamwork trug auch am Duisburger Campus zum Erfolg bei, an der Ewald technische Logistik studiert und innerhalb der Fachschaft mit anderen Teilnehmern ausgetauscht hat. "Zu besonders schwierigen Aufgaben haben wir diskutiert, welche Auslegung richtig sein könnte", erinnert sie sich. Gelegentlich sei trotz aller Anstrengungen am Ende nur die Option geblieben, zu raten. "Vor allem die Masterfragen und die Expertenfragen zum Thema multimodale Supply Chain hatten es in sich", verriet die Siegerin in der Master-Kategorie. In die Lösungen habe sie viel Zeit investiert. Teilnahme am Kongress als Zugabe Karlin und Ewald freuten sich bei ihrem Bühnenauftritt, der eingebettet war in eine Sequenz des 34. Deutschen Logistik-Kongresses mit dem Titel "Transformation der Geschäftsmodelle" (siehe Kasten), vor allem über das Preisgeld. "Immerhin sind 5000 Euro für einen Studenten eine Menge Geld", betonte Karlin. Er will es für ein Auslandsjahr nach dem Studienabschluss zurücklegen: Wahrscheinlich Work-and-Travel- in Australien. Als Belohnung empfanden die Sieger von Logistik Masters 2017 auch die Teilnahme am Branchentreff. Den Galaabend inklusive Vergabe des Deutschen Logistik-Preises und den darauffolgenden Kongress-Tag nutzten sie, um sich mit den anderen Besuchern auszutauschen und an einem der Stände neue Kontakte zu knüpfen. Ewald informierte sich unter anderem über Pick-by-Vision-Möglichkeiten in der Lagerlogistik. "Leider war nicht mehr genug Zeit, um eine Datenbrille aufzusetzen und zu testen, wie die Technik funktioniert - das will ich nachholen", berichtete sie am Rande der Preisverleihung. Beste Hochschule sitzt im Ruhrgebiet Im Rahmen der Sequenz "Transformation der Geschäftsmodelle" des 34. Deutschen Logistik-Kongresses gratulierten Grünig und Froschmayer auch den Vertretern der siegreichen Hochschulen. Die Universität Duisburg-Essen belegt bei Logistik Masters wieder Platz eins des Gesamtrankings der besten deutschen Hochschulen mit Logistiklehre. Damit holt sie sich auch den Titel "Beste Universität 2017". Auf Platz zwei der Top-50-Liste landet die Westfälische Wilhelms-Universität Münster vor der Hochschule Frankfurt University of Applied Sciences auf Platz drei. Die Frankfurt University of Applied Sciences sicherte sich durch ihre Platzierung im Gesamtranking den Titel "Beste Fachhochschule 2017" vor dem Vorjahressieger und Nachbarn Darmstadt. Rang drei geht an die Fachhochschule Bremerhaven. Der Titel "Beste duale Hochschule/Berufsakademie 2017" geht an die duale Hochschule Baden-Württemberg (DHBW) Mannheim, die im Gesamtranking Platz zwölf belegt. Seit 2012 sichern sich Studenten aus Mannheim in dieser Kategorie ununterbrochen Platz eins. Für das Ranking der Hochschulen werden die Punkte der zehn besten Logistikstudenten einer Hochschule herangezogen. Veröffentlicht werden die besten 50 von über 160 Universitäten, Fachhochschulen sowie dualen Hochschulen/Berufsakademien. Für die Hochschulen ist das Ranking inzwischen wichtige Werbung in eigener Sache. Nach Aussage der Professoren, die in Berlin die Auszeichnungen entgegennahmen, orientieren sich angehende Logistikstudenten bei Einschreibungen an den belegten Plätzen. Deshalb unterstützen viele von ihnen den Wissenswettbewerb aktiv. Die diesjährige Master-Siegerin hatte zum Beispiel vor ihrem Logistikstudium ihren Bachelor an der dualen Hochschule Baden-Württemberg Mannheim in Betriebswirtschaftslehre gemacht und war durch das Hochschulranking in der VerkehrsRundschau auf die Universität Duisburg-Essen gestoßen. Mehr zum Thema finden Sie im Dossier "Studium" www.verkehrsrundschau.de/dossiers Rahmenveranstaltung Beispiele für "Transformation der Geschäftsmodelle" Die Auszeichnungen der besten Logistik-Studenten und -Hochschulen war eingebettet in eine Veranstaltung des 34. Deutschen Logistik-Kongresses der Bundesvereinigung Logistik (BVL). Der Titel der Sequenz:"Transformation der Geschäftsmodelle". Darin ging es um die Auswirkungen der Digitalisierung auf die Arbeit von Speditions-, Transport- und Logistikdienstleistern sowie der Logistikabteilungen in Industrie- und Handelsunternehmen. Moderator und BVL-Vorstand Torsten Mallée wies zur Eröffnung von drei Fachvorträgen darauf hin, dass ein Wandel des Geschäftmodells zunächst sowohl ein Umdenken als auch ein Vordenken erfordert.Einerseits müssten Unternehmen, die sich mit Güterverkehr beschäftigen, ihre Prozesse radikal überdenken, und dürften sich nicht davor scheuen, Risiken einzugehen. Andererseits sei heute die 360-Grad-Wunscherfüllung gefragt: "Man muss die Bedürfnisse der Kunden erkennen, bevor sie um diese selbst wissen, und darauf frühzeitig reagieren", erläuterte Mallée, der als Director International Business Development beim IT-Anbieter AEB arbeitet.Geschäftsmodelle unflexibelMitunter scheitere dieser Wandel aber daran, dass die traditionellen Geschäftsmodelle zu unflexibel und zu langsam seien. "Oft gibt es in deutschen Unternehmen viele Bewahrer des Status quo und eher statische Strukturen."Wie Produtionslogistik heute agil und modern funktionieren kann, erklärte Matthias Hülsmann, Vice President Connected Logistics bei Bosch. Er ist für ein Start-up tätig, das an den Technologie- und Dienstleistungskonzern angedockt ist und für die Digitalisierung des Materialflusses zuständig ist. Diese Abteilung vernetzt Güter, Maschinen und komplette Fertigungslinien zu Wertschöpfungsnetzwerken. Mittels Sensorentechnik und optischer Erkennungssysteme hat Bosch laut Hülsmann die Transparenz der Logistikvorgänge gesteigert und dank Echtzeitdaten die Koordination erleichtert. Wichtig ist, dass sich neue Prozesse in vorhandene Abläufe und Technik integrieren lassen. Das betonte Andreas Froschmayer, Corporate Director Corporate Development, Strategy & PR bei dem Logistikdienstleister Dachser, angesichts der zunehmenden Digitalisierungs-Angebote und -Strategien im Transport- und Logistik-Markt."Die Anschlussmöglichkeiten dürfen nicht vergessen werden." Dabei sei es auch von Bedeutung, innerhalb des Unternehmens die organisatorischen Voraussetzungen dafür zu schaffen.Wie dies funktionieren kann, veranschaulichte Hubert Hoffmann, Chief Information Officer bei MSC Germany, anhand von einigen Beispielen. Die Reederei nutzt beim Datenaustausch Cloud-Lösungen, um den administrativen Aufwand zu senken und den Container-Vor- und Nachlauf zu beschleunigen. ag

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