Automobillogistik

AutomobillogistikDie sichere Lieferkette im VisierAuf welche Trends und Neuerungen sich Unternehmen in der Automobillogistik ein-stellen müssen, zeigte der 11. VDA-Logistikkongress in Bremen, der in diesem Jahr unter dem Motto „Wandel – zukunftssicher gestalten“ stand.Ohne Logistik könnte die Automobilindustrie nicht leisten, was sie leistet. Logistik ist das Öl in der zuverlässigen Lieferkette“, rief Matthias Wissmann, Präsident des Verbands der Automobilindustrie (VDA), den Besuchern des 11. VDA-Logistikkongresses in Bremen in seiner Eröffnungsrede zu und traf damit den Nerv aller. Risikomanagement im BlickSpätestens seit der Atomkatastrophe in Fukushima/Japan vor einem Jahr ist jedem Automobilisten klar, wie fragil Lieferketten sind und welche Bedeutung dem Thema „Riskmanagement“ dadurch in der Logistik zukommt. Denn die Automobilindustrie sowie etliche ihrer Lieferanten, Sublieferanten und Logistikpartner agieren mittlerweile global, also auch an Standorten, die durch Naturkatastrophen gefährdet sind. Mit dem Risiko, dass immer einmal ein Glied in der Wertschöpfungskette ausfallen kann und damit der gesamte Produktionsprozess einer Firma zum Erliegen kommen kann. Kein Wunder also, dass derzeit jedes Unternehmen an Lösungen tüftelt, wie es Risikovorsorge treffen kann, um im Fall des Falles lieferfähig zu sein. So entwickelt Continental Automotive momentan einen „Supply Chain Monitor“, eine Art Frühwarnsystems, an das Lieferanten angebunden werden sollen, wie Karlheinz Dietz, Director Logistics Automotive schilderte. „Unser Ziel ist im Risikofall die proaktive Information unserer Kunden.“ Noch aber seien nicht alle Lieferanten per EDI angebunden.Auch für die BMW Group zählt „Komplexitäts- und Risikomanagement nun zur Kernkompetenz“, legte Christoph Caesar, Leiter Halbleiter-Management Einkauf und Lieferantennetzwerk Elektrik/Elektronik, auf dem Kongress dar. Das Thema sei für den Konzern zwar nicht neu; neu sei aber „die Durchgängigkeit des Risikomanagements in der gesamten Lieferkette“, so Caesar. Sprich: Der Automobilhersteller hat nicht mehr „nur“ seine wichtigsten Lieferanten (Tier1) bei diesem Thema im Blick, sondern auch Subzulieferer und Logistikpartner. Sie alle müssten in ihren Prozessen durch den Einsatz bestimmter IT-Instrumente „noch transparenter“ werden, wie der BMW-Mann forderte. Lithiumbatterien – ein heißes EisenAuch an anderer Front steigen die Anforderungen an die Player der Automobilbranche. Das zeigte der Vortrag von Thomas Savoir, Partner der Unternehmensberatung Mieschke Hofmann und Partner, zum Thema „Änderungstendenzen des Supply Chain Managements durch E-Mobility“ (siehe Interview). Sein Resümee: Durch die Elektromobilität entstehen ganz neue Player im Markt. Zudem kommen für die Produktion der Elektrofahrzeuge verstärkt Rohstoffe zum Einsatz wie seltene Erden und Lithium. Alles das verändere die heute bestehenden Warenströme, schätzt Savoir. Noch aber stehe man hier „ganz am Anfang“, betonte er gegenüber der VerkehrsRundschau. Trotzdem müssten Spediteure das Thema im Blick haben, da die Entwicklung hier rasant schnell voranschreite. Ein heißes Eisen – allein das Beispiel Transport von Lithiumbatterien und -zellen zeigt, wie „gefährlich“ im wahrsten Sinne des Wortes diese neuen Anforderungen für Spediteure sein können. Darauf machte Hans-Jürgen Niegel, Gefahrgutbeauftragter der Daimler AG, aufmerksam, der die dafür geltenden Gefahrgut-Vorschriften vorstellte und einräumte: „Wir sind da alle noch ein wenig jungfräulich unterwegs.“ Hier sieht der Experte also ganz klar bei vielen Firmen Handlungsbedarf. Denn eines steht fest: Durch das Thema „alternative Antriebe“ kommen auch neue Komponenten mit „Gefahrgut-Relevanz“ und den entsprechenden Vorschriften auf die Automobilbranche und deren Speditions- partner zu. Der 11. VDA-Logistikkongresss zeigte: Die Automobillogistik ist und bleibt eine der anspruchsvollsten Disziplinen der Logistikbranche. Wie formulierte es selbstbewusst BLG-Vorstand Bernd Lieberoth-Leden in Bremen: „Wer Automotive-Logistik kann, kann auch alles andere.“ ❙❚■ Eva HassaLieferketten-Stabilität: Ein Thema, das gerade die Automobilbranche bewegt„Spediteure müssen Augen und Ohren offen halten“Wie das Trendthema Elektromobilität Wertschöpfungsketten verändert, sagt Thomas Savoir, Partner der Unternehmensberatung Mieschke Hofmann und Partner in Ludwigsburg.Ist E-Mobilität nur eine kurze Modeerscheinung oder gewinnt sie wirklich an Fahrt?Thomas Savoir: Es handelt sich um einen nachhaltigen Trend. Das zeigen hierzulande auch die Zulassungszahlen, die von 50 zugelassenen E-Mobilen in 2009 auf 1800 in 2011 stiegen. Ausgehend von einer gewichteten Steigerungsrate von vier Prozent, werden das in 2020 weltweit 3,5 Millionen produzierte E-Mobile sein. Was verändert sich dadurch für die Automobilhersteller (OEMs) und die Zulieferer? Die Kernkompetenz der OEMs lag bislang in der Entwicklung von Verbrennungsmotoren. Nun treten Player in den Markt, die recycelbare E-Motoren entwickeln, wie das Siemens und Bosch aktuell tun. Zulieferer müssen sich zudem verstärkt neue Standbeine beim Elektro-Antriebsstrang suchen, weil zum Beispiel Komponenten wie Auspuff, Filteranlagen, Vergaser und Einspritzpumpen bei E-Mobilen entfallen.Wie wirkt sich alles das auf die Logistik aus?Es treten neue Player in der Automobilbranche auf, die Fertigungstiefe beim E-Fahrzeugbau wird sinken, da Elektromobile simpler zu produzieren sind. Zudem werden in der Beschaffung verstärkt Rohstoffe wie Lithium, Kupfer und seltene Erden wichtig – mit den entsprechenden Anforderungen in puncto Gefahrgut. Und in der Bestückung der Produktionslogistik wird man durch die künftige Diversität der Antriebsarten eine größere Variantenvielfalt haben. Wie können sich Spediteure dafür rüsten?Lapidar gesagt: Augen und Ohren offen halten, sprich: die Marktentwicklungen beobachten. Spediteure sollten daher engen Kontakt zu OEMs und Zulieferern halten. ehInterviewThomas SavoirAutomobillogistikStolzer Sieger: die Schlemmer GmbHDie Schlemmer GmbH ist der Gewinner des VDA Logistik Awards 2012, der vom Verband der Automobilindustrie (VDA) Ende Februar auf dem VDA-Logistikkongress in Bremen verliehen wurde. Das Unternehmen aus Poing bei München wurde damit für ein Konzept zur „Optimierung der logistischen Prozesskette durch mobile Produktion“ ausgezeichnet. Der Automobilzulieferer hat durch mobile Einheiten eine flexible und ortsunabhängige Produktion geschaffen, mit der er schnell die Reaktion auf veränderte Kundenanforderungen sicherstellen kann. eh

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