Alitalia-Krise: Neuer Chef fordert Überbrückungskredit von Regierung

14.05.2004 16:36 Uhr

EU-Kommission zeigt sich skeptisch gegenüber Forderung nach staatlicher Beihilfe

Rom. Die vom Konkurs bedrohte italienische Fluglinie Alitalia hat von der Regierung in Rom einen Überbrückungskredit von bis zu 600 Millionen Euro gefordert, um das Fortbestehen der Airline zu sichern. Jedoch hat sich die EU-Kommission in Brüssel am Freitag bereits skeptisch zu dem geforderten Kredit geäußert. Der Sprecher von EU-Verkehrskommissarin Loyola de Palacio sagte, auch ein Überbrückungskredit sei eine staatliche Hilfe. „Wir müssen überprüfen, ob dies mit den europäischen Normen zur Konkurrenz vereinbar ist.“ Die noch zu 62 Prozent in Staatsbesitz befindliche Alitalia hatte schon 1997 Beihilfen erhalten, so dass neue Zuschüsse aus der Staatskasse nach den EU-Regeln ausgeschlossen sind. Der neue Alitalia-Chef Giancarlo Cimoli kündigte bei einer Aufsichtsratssitzung am Donnerstag an, dass zur Rettung des Unternehmens auch strategische Partnerschaften, eine Neuorganisierung der Gruppe durch Aufspaltung in verschiedene Gesellschaften und neue Mittel zur Stärkung der Produktivität nötig sind. Ob und wie viele Stellen bei der Airline gekürzt werden sollen, war noch nicht klar. Unterdessen hat die Airline laut der Transportgewerkschaft SULT ein Übernahmeangebot aus dem Ausland erhalten. Matteo Corsini, ein Vermittler, sei mit einem Angebot einer ungenannten Investmentgruppe an die Gewerkschaft heran getreten, zitierte die Nachrichtenagentur Ansa am Freitag einen SULT-Sprecher. Es blieb jedoch unklar, ob es sich bei dem Angebot um eine Übernahme oder eine Beteiligung handelt. Durch einen solchen Schritt könnte die Zerschlagung der Alitalia in verschiedene Gesellschaften eventuell verhindert werden, sagte Corsini. Die operativen Quartals-Verluste der Fluggesellschaft beliefen sich nach Angaben Cimolis auf 190 Millionen Euro. Die Verschuldung stieg um 194 Millionen Euro auf rund 1,6 Milliarden Euro, während die Liquidität bis Ende März von 515 Millionen Euro (Ende 2003) auf 256 Millionen Euro gesunken ist. An der Börse in Mailand rutschte die Alitalia-Aktie bis zum Nachmittag um 6,18 Prozent auf 0,223 Euro ab. (vr/dpa)

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