75 Jahre Verlag Heinrich Vogel

75 Jahre Verlag Heinrich Vogel Wendepunkteeines Verlages Der Verlag Heinrich Vogel, in dem auch die VerkehrsRundschau verlegt wird, feiert in diesem Jahr sein 75-jähriges Bestehen. Die Höhe- und Wendepunkte einer bewegten und traditionsreichen Münchner Verlagsgeschichte. Das Jahr 1935: Die nationalsozialistische Diktatur in Deutschland dringt in immer mehr Bereiche des öffentlichen Lebens ein. Das Speditionswesen blüht nach erfolgreichem Kampf gegen die Repressalien der Deutschen Reichsbahn auf. Zahlreiche heute noch namhafte Speditionen wie Röskes, Maack oder Kraftverkehr Nagel nehmen ihren Betrieb auf. Und in München? Die Gründerjahre des Verlags Hier hört sich der 27-jährige Heinrich Vogel im Biergarten das Klagelied eines TÜV-Ingenieurs an, dass es im Technischen Überwachungsverein keine Vordrucke für Prüfbescheide gebe und er alles mühsam per Hand aufschreiben müsse, statt einfach ein paar Kreuze zu machen. Der junge Heinrich Vogel erkennt seine Chance und entwirft ein erstes Formular – der Grundstein für die anschließende Gründung des Verlags Heinrich Vogel am 13. September 1935 ist gelegt. In den ersten Jahren seines Fachverlags für Kraftfahrwesen und Verkehr stellt Vogel vor allem Formulare und Broschüren für die KFZ-Zulassungsbehörden her. Produkte, die Heinrich Vogel höchstpersönlich ausliefert – anfangs mit dem Fahrrad und später mit einem Motorrad. Dieses steht noch heute vor dem Arbeitszimmer des amtierenden Verlags-Geschäftsführers. Wenige Jahre nach Verlagsgründung vertreibt das Münchner Unternehmen auch Lehr- und Unterrichtsmaterialien für Fahrschulen. Mit Beginn des Zweiten Weltkrieges dienen diese Materialien auch der Wehrmacht zur Ausbildung der Kraftfahrtruppen. Heinrich Vogel selbst leistet seinen Wehrdienst in den ersten Kriegsjahren als Fahrlehrer bei der Kraftfahrersatzabteilung 7. Seinen Verlag kann er nur noch nebenbei weiterführen. Neuanfang nach dem 2. Weltkrieg Das Jahr 1946: Deutschlands Städte liegen in Trümmern. Die Regierungsgewalt geht von den vier Siegermächten aus. Die industrielle Fertigung läuft erst wieder langsam an. Überall kämpfen die Menschen gegen den Materialmangel. Auch im Verkehrswesen fehlen Fahrzeuge, Treibstoffe und sogar Reifen. Und in München? Heinrich Vogel kehrt körperlich unversehrt aus dem Krieg zurück und macht sich an den Wiederaufbau seines Verlages. Am Anfang stehen wieder Formulare – diesmal für die amerikanische Militärregierung. Vor allem geht es um Vordrucke für Lizenzen und Genehmigungen, die deutsche Unternehmen von den Amerikanern erhalten. Auch im Transportbereich werden viele solcher Genehmigungen erteilt. Da sich die Vorschriften im Verkehrswesen aber ständig ändern, erkennt Heinrich Vogel den Bedarf eines Informationsmediums. Die Geburtsstunde der VerkehrsRundschau – der ersten Zeitschrift des mittlerweile 38-jährigen Verlegers, die gleichzeitig die erste Nachkriegs-Fachzeitschrift zum Thema motorisierter Straßenverkehr im gesamten Bundesgebiet und die erste NachkriegsFachzeitschrift in Bayern überhaupt ist. Die VerkehrsRundschau berichtet ab 1. Oktober 1946 anfangs alle zwei Wochen, später wöchentlich über alle wichtigen Aspekte für Transportunternehmen – vorherrschend sind in den ersten Jahren die Themen Frachtraten und Treibstoffpreise, Kraftfahrzeugtechnik, aktuelle Verordnungen und Vorgaben der Behörden sowie die Verkehrspolitik. Die Lizenz zur Herausgabe einer Zeitschrift erhält Heinrich Vogel von den US-Militärs nur, so die Annalen des Verlages, weil der Verleger nicht der Nationalsozialistischen Partei angehörte und gegen ihn keine Anklagen und Vorwürfe vorliegen. Aber auch die Siegermächte haben mit der Pressefreiheit anfangs ihre Probleme. Nach einem kritischen Artikel zur Organisation der Verkehrsbehörden in den Besatzungszonen verbieten die US-Militärs die VerkehrsRundschau schon im Februar 1947 wieder. Zwei Monate später darf sie – nachdem Heinrich Vogel offiziell als Herausgeber gestrichen wird – wieder erscheinen. Mit Inkrafttreten des bundesdeutschen Pressegesetzes übernimmt dann 1949 wieder der Verlag Heinrich Vogel die Herausgeberschaft. Dieser journalistische Mut der Gründerjahre wird später immer wieder von führenden Vertretern der Transportverbände und -Institutionen gelobt. Die unabhängige und kritische Berichterstattung führt auch dazu, dass sich Heinrich Vogel, der auch persönlich Interviews durchführt, mit seiner VerkehrsRundschau schnell zum Sprachrohr der Transportbranche im Nachkriegs-Westdeutschland entwickelt. Das zeigt auch die frühe Zusammenarbeit mit verschiedenen Institutionen des Gewerbes. So führt die VerkehrsRundschau ab 1947 den Untertitel „Offizielles Organ der Verbände des Verkehrsgewerbes“. Und ab 1. Januar 1950 ist die VerkehrsRundschau „offizielles Veröffentlichungsorgan und amtliches Mitteilungsblatt“ der Berufsgenossenschaft für Fahrzeughaltungen (heute BG Verkehr). Die Nachkriegsära des Verlags Heinrich Vogel ist die Zeit der Gründungen: Knapp vier Jahre nach der VerkehrsRundschau legt der Verleger mit der „Omnibusrevue“ und der „Fahrschule“ weitere bis zum heutigen Tag marktführende Zeitschriftentitel auf. Heinrich Vogel ist in diesen Jahren aber nicht nur mit dem Aufbau seines Verlages beschäftigt. Der 40-jährige Verleger engagiert sich in der Nachkriegszeit intensiv für das Thema Verkehrssicherheit. Er organisiert in München unter den Titeln „Der Tod reitet durch die Stadt“ oder „Unfallfreie Ostern“ aufsehenerregende Kundgebungen, die die Bevölkerung für die Gefahren des motorisierten Straßenverkehrs sensibilisieren sollen. Heinrich Vogel gründet in Bayern 1950 auch die Landesverkehrswacht und initiiert maßgeblich den Aufbau eines Schülerlotsendienstes. Dieses Engagement lebt im Verlag Heinrich Vogel auch heute noch weiter. Im Verlagsprogramm findet sich eine Reihe von Broschüren, Filmen und weiteren Produkten zur Verkehrserziehung und Prävention. Vom Verkehrszeichenpuzzle bis zu Broschüren wie „Fährst Du – mit oder ohne Alk?“ bietet der Münchner Verlag Lehrmaterialien vom Kindergarten- bis zum Sekundarstufen-Alter. Am Ende der sechziger Jahre gehört der Verlag Heinrich Vogel mit seinen 200 Mitarbeitern und zwölf Millionen Mark Umsatz zu den führenden Verkehrs- und Transportverlagen in Deutschland. Beginn der Bertelsmann-Ära Das Jahr 1970: Bundeskanzler Willy Brandt (SPD) und Staatsratsvorsitzender Willi Stoph (SED) führen die beiden deutschen Staaten: Bundesverkehrsminister Georg Leber (SPD) wird heftig für seinen Vorschlag kritisiert, eine Autobahngebühr einführen zu wollen. Die Tagesschau erscheint erstmals in Farbe auf deutschen Fernsehern. Und in München? Der 61-jährige Verleger Heinrich Vogel sieht die Zukunft seines Verlages und Lebenswerkes beim stark expandierenden Gütersloher Medienkonzern Bertelsmann. Heinrich Vogel verkauft mit Wirkung zum 1. Januar 1970 sein Unternehmen an Bertelsmann-Chef Reinhard Mohn. Die nun folgende über drei Jahrzehnte andauernde Bertelsmann-Ära ist geprägt von einer starken Expansionsphase. Der Verlag Heinrich Vogel steigt Anfang der siebziger Jahre bundesweit in die Herstellung und den Vertrieb eigener Fahrschulmaterialien ein und erarbeitet sich eine marktführende Position. Das bekannteste Produkt sind die Prüfungsbögen für Fahrschüler. Heute übt mindestens jeder zweite Führerscheinprüfling auf den Bögen aus dem Hause Heinrich Vogel. In den achtziger Jahren beginnt der Verlag Heinrich Vogel mit dem Produzieren von Video-Lehrfilmen für die Fahrschulen. Die neunziger Jahre stehen im Zeichen der Unternehmenserweiterung. Nach der Wiedervereinigung werden alle Marken und Produkte in den neuen Bundesländern eingeführt. Außerdem expandiert der Verlag Heinrich Vogel mit dem Fahrschulgeschäft im Ausland: In der Schweiz wird unter dem Namen Heinrich Vogel ein Verlag gegründet. Weitere Unternehmenszukäufe erfolgen in Spanien (Etrasa), Frankreich (Codes Rousseau) und später in Österreich (Hubert Ebner Verlag). Anfang der neunziger Jahre beginnt im Verlag Heinrich Vogel das Zeitalter der Digitalisierung. Statt Zeitschriftentexte mühsam zusammenzukleben, hält das Desktop-Publishing (DTP) Einzug in die Münchner Redaktionsbüros. Mittels der berühmten Apple-Software Quark werden die Zeitschriftenseiten nun am PC gelayoutet. Und Mitte der neunziger Jahre startet das Internetzeitalter in dem Münchner Medienunternehmen. Im Jahr 1996 geht der Informationsdienst verkehr-online.de an den Start, der später in verkehrsrundschau.de und andere Dienste des Verlages übergeht. Auch die Verlagsstrukturen kommen nach 30 Jahren wieder in Bewegung: Das Mutterhaus Bertelsmann kauft 1999 den Wissenschaftsverlag Springer und fusioniert diesen mit dem Bereich Bertelsmann Fachmedien, zu dem auch der Verlag Heinrich Vogel gehört, zum neuen Geschäftsbereich BertelsmannSpringer. Der Verlag Heinrich Vogel heute Das Jahr 2003: Bundeskanzler Gerhard Schröder (SPD) präsentiert sein wichtigstes Reformprojekt – die Agenda 2010. Die für dieses Jahr geplante Einführung der entfernungsabhängigen LKW-Maut auf Autobahnen muss aufgrund von technischen Problemen bei Toll Collect zweimal verschoben werden. Und in München? Hier beginnt das vierte Zeitalter für den Verlag Heinrich Vogel. Der Medienkonzern Bertelsmann benötigt frisches Geld und verkauft BertelsmannSpringer an die Finanzinvestoren Cinven und Candover. Diese fusionieren das Unternehmen mit dem niederländischen Wissenschaftsverlag Kluwer und formen mit Springer Science+Business Media einen weltweit führenden Wissenschaftsverlag. Anfang 2010 übernehmen dann der schwedische Finanzinvestor EQT und GIC, ein Investor aus Singapur, die Mehrheit an dem deutsch-holländischen Fachmedienkonzern. Im operativen Geschäft sind die ersten zehn Jahre des neuen Jahrtausends im Verlag Heinrich Vogel geprägt von der rasanten Entwicklung des Internets und der mobilen Endgeräte. Nahezu jedes Geschäftsmodell des Verlags wird durch das World Wide Web beeinflusst und verändert: Die aktuellen Nachrichten finden sich auf einmal in den Onlinediensten und nicht mehr in den Zeitungen und Heften wieder. Inserate werden nicht mehr nur in Magazinen, sondern gerne auch online gebucht. Bücher und Verlagsprodukte lassen sich auf einmal über das Internet direkt vom Kunden bestellen. Und die Führerscheinprüfungen finden nicht mehr auf den altbekannten Papierbögen statt, sondern erfolgen jetzt am Bildschirm. Durch das Internet werden traditionsreiche Geschäftsmodelle infrage gestellt und gleichzeitig eröffnen sich ganz neue Möglichkeiten für den Verlag (siehe Interview rechts). Gesellschaftsrechtlich wird der Verlag Heinrich Vogel im Jahr 2005 mit dem Auto Business Verlag, mit dem man schon ein paar Jahre das Verlagsgebäude in der Neumarkter Straße teilt, zur Springer Transport Media GmbH verschmolzen – fünf Jahre später wird diese dann noch einmal in die Springer Fachmedien München GmbH umfirmiert. Das Münchner Unternehmen besteht heute aus den beiden Hauptmarken Verlag Heinrich Vogel und Springer Automotive und beschäftigt 350 Mitarbeiter und erwirtschaftet einen Jahresumsatz von rund 60 Millionen Euro. Davon entfallen über 80 Prozent auf die Marke Verlag Heinrich Vogel. Insgesamt hat Springer Fachmedien München über 1000 Produkte im Programm. Die 17 Zeitschriftentitel erscheinen in einer jährlichen Druckauflage von rund sechs Millionen Exemplaren und die 20 Internetdienste erzeugen eine monatliche Besucherfrequenz von rund neun Millionen Pageimpressions. ❙❚■ Andre Kranke Der Verleger Heinrich Vogel gründete die Landesverkehrswacht in Bayern und initiierte den Schülerlotsendienst Von Heinrich Vogel 1967 der Stadt München gestifteter Vogel-Brunnen an der Ecke Kreuz-/Herzog-Wilhelm-Straße Das bekannteste Produkte aus dem Hause Vogel – die Prüfungsbögen für Fahrschüler 1935 Am 13. September gründet der 27-jährige Heinrich Vogel den Verlag Heinrich Vogel in der Münchner Innenstadt. Der Verleger Heinrich Vogel konzentriert sich auf den Verkauf von Formularen für Straßenverkehrsbehörden, später kommen Formulare für Transportunternehmen, Fahrschulen und Werkstätten hinzu 1946 Lizenz zur Gründung der VerkehrsRundschau – der damit ersten Fachzeitschrift in Bayern und dem bundesweit ersten „Mitteilungsblatt für den Straßenverkehr“ im Nachkriegs-Deutschland. Am 1. Oktober erscheint die erste Ausgabe der VerkehrsRundschau mit acht Seiten für 30 Pfennige die Ausgabe 1949 Eine regelmäßige Zusammenarbeit mit der Berufsgenossenschaft für Fahrzeughaltungen (heute BG Verkehr) wird vereinbart – ab 1. Januar 1950 ist die VerkehrsRundschau deren offizielles Veröffentlichungsorgan und amtliches Mitteilungsblatt 1949/50 Gründung der heute noch führenden Zeitschriftentitel „Omnibusrevue“ und „Die Fahrschule“ 1950 Umzug vom alten Unternehmenssitz am Altheimer Eck 19 in die Verlagsgebäude in der Kreuzstraße 14 in der Münchner Innenstadt in der Nähe des Sendlinger Tores 1951 Eröffnung der Verlagsdruckerei Heinrich Vogel in der Kreuzstraße 16 1955 Gründung der Zeitschrift Verkehrsdienst, die bis heute über Urteile und Rechtspraxis im Straßenverkehr informiert 1965 Bei der Weltverkehrsaustellung erhält der Verlag Heinrich Vogel den 1. Preis für den Lehrfilm „Nur eine Sekunde“. Es folgen weitere Filme zur Verkehrssicherheit – der Verleger Heinrich Vogel übernimmt meistens selbst eine Rolle 1969 Im Dezember verkauft Verleger Heinrich Vogel seinen Verlag an das Gütersloher Medienhaus Bertelsmann. Die Familie Vogel bleibt zu einem geringen Teil am Verlag beteiligt 1970 Der Unternehmensgründer Heinrich Vogel verstirbt unerwartet im Alter von 62 Jahren in München 1971/72 Bertelsmann übernimmt von der Familie Vogel die restlichen Anteile am Verlag 1972 Einstieg in die eigene Herstellung und Vertrieb von Lehr- und Lernmaterialien für Fahrschulen 1980 Umzug des Verlags aus Platznot in die Neumarkter Straße 18. Die hauseigene Druckerei wird innerhalb des Bertelsmann-Konzerns weitergereicht 1990 Einstieg in den spanischen Fahrschulmarkt – Kauf des Verlags Etrasa 1991 Gründung des Verlags Heinrich Vogel in Zürich. Einstieg in das Fahrschulgeschäft in der Schweiz 1993 Gründung der Gefahr/gut 1994 Übernahme des französischen Verkehrsverlags Codes Rousseau 1996 Start des Online-Portals verkehr-online.de – dem Vorläufer des News-Dienstes verkehrsrundschau.de 1998 Kauf der 1979 gegründeten Fernfahrerzeitschrift Trucker vom Bremer Verlag TV Trucker 1999 Der Medienkonzern Bertelsmann kauft den wissenschaftlichen Springer-Verlag und formt zusammen mit seinem Fachmedien-Bereich, zu dem auch der Verlag Heinrich Vogel gehört, den Bereich BertelsmannSpringer 2003 Bertelsmann verkauft BertelsmannSpringer an die Finanzinvestoren Cinven und Candover. Der Verlag Heinrich Vogel ist nun Teil von Springer Science+Business Media. Sechs Jahre später übernehmen der schwedische Finanzinvestor EQT und GIC, ein Investor aus Singapur, die Mehrheitsanteile an Springer Science+ Business Media 2010 Umzug des Verlags Heinrich Vogel, der rechtlich nun Teil der Springer Fachmedien München GmbH ist, von der Neumarkter Straße in den Neubau in der Aschauer Straße 30. Der Verlag Verlag Heinrich Vogel feiert in diesem Jahr zusammen mit Geschäftspartnern und Mitarbeitern das 75-jährige Bestehen des Münchner Verlagshauses Meilensteine des Verlags Heinrich Vogel Verlagsgebäude in der Kreuzstraße in München Die erste Ausgabe derVerkehrsRundschau Ausgabe der Omnibus-revue aus dem Jahr 1951 Szene aus dem Film „Nur eine Sekunde“ Meilensteine des Verlags Heinrich Vogel Bertelsmann-Chef Reinhard Mohn (links) und Heinrich Vogel bei der Vertragsunterzeichnung zur Übernahme der Verlagsanteile Verlagshaus in der Neumarkter Straße 18 Die erste Ausgabe der Zeitschrift Gefahr/gut Ausgabe des Trucker aus dem Jahr 1998 Erste Homepage von verkehr-online.de aus dem Jahr 1996 Meilensteine des Verlags Heinrich Vogel Verlagsgebäude in der Aschauer Straße 30 75 Jahre Verlag Heinrich Vogel Verleger, Protagonist und Theaterliebhaber Heinrich Vogel kommt am 18. Dezember 1907 als zweites Kind eines Buchdruckers zur Welt. Sein älterer Bruder Adolf Vogel ist über zwanzig Jahre ein bekannter Sänger an der Wiener Staatsoper. Heinrich Vogel absolviert die Volks- und Realschule und eine kaufmännische Lehre in einer Konzertdirektion. Später arbeitet er als Gesellschafter einer Veranstaltungsdirektion. Mit 27 Jahren gründet er am 13. September 1935 in München den Verkehrsfachverlag Heinrich Vogel. In den ersten Jahren des Zweiten Weltkrieges ist Heinrich Vogel als Fahrlehrer bei der Kraftfahrersatzabteilung 7 tätig. Nach dem Krieg baut er seinen Verlag wieder auf und erhält 1946 von der amerikanischen Militärregierung die erste Lizenz zur Herausgabe einer Fachzeitschrift in Bayern (die VerkehrsRundschau). Heinrich Vogel gilt außerdem als Protagonist der Verkehrssicherheit in Bayern. Aufgrund der stark steigenden Zahl von Verkehrstoten im Straßenverkehr bildet Heinrich Vogel 1949 mit Unterstützung der US-Militärregierung einen Verkehrssicherheitsausschuss, aus dem später die Verkehrswacht München hervorgeht. Im Jahr 1950 gründet Heinrich Vogel die Bayrische Landesverkehrswacht und übernimmt bis zu seinem Tode deren Vorsitz. Ebenso ist er einige Jahre Beiratsvorsitzender der Bundesverkehrswacht. Im Jahr 1958 erhält Heinrich Vogel das Bundesverdienstkreuz am Bande für die Gründung der Zeitschriften VerkehrsRundschau und Omnibusrevue sowie für die Gründung der Landesverkehrswacht in Bayern und der Organisation von Schülerlotsen-Diensten. 1966 bekommt er dann für die Fortführung dieser und anderer Aktionen zum Thema Verkehrssicherheit das Bundesverdienstkreuz 1. Klasse verliehen. Zu seinen privaten Hobbys wird in den offiziellen Quellen das Sammeln von Kunstgegenständen und der Reitsport erwähnt. Seine Leidenschaft gilt aber auch der Theater-bühne. So spielt er in den von ihm produzierten Lehrfilmen zur Verkehrssicherheit oftmals persönlich mit. Vogel wird von seinen damaligen Mitarbeitern als „energiegeladen, immer rührig, sprühend von Ideen, aber auch liebenswürdig, verbindlich und trotz aller ernsten Themen auch als lustiger Mensch“ beschrieben, der gerne größere Feste mit seinen Mitarbeitern feiert. Heinrich Vogel war verheiratet. Seine Tochter verstirbt schon im Kindesalter, sein Sohn kommt mongoloid zur Welt und bleibt lebenslang pflegebedürftig. Im Dezember 1969 ver-kauft Heinrich Vogel seinen Verlag an das Gütersloher Medienhaus Bertelsmann. Ein halbes Jahr später verstirbt der Unternehmensgründer in München am 15. Juni 1970 im Alter von 62 Jahren unerwartet an einem Herzversagen. ak Heinrich Vogel (l.) und Münchens Oberbürgermeister Hans-Joachim Vogel (SPD) Unternehmensgründer Heinrich Vogel Verlagsgründer Heinrich Vogel engagierte sich sehr für die Verkehrssicherheit 75 Jahre Verlag Heinrich Vogel 75 Jahre Verlag Heinrich Vogel Wussten Sie schon, dass der Verlag Heinrich Vogel einer der führenden Informationsanbieter für Transport und Logistik, Personenverkehr und Touristik sowie Verkehrsausbildung und -erziehung in Deutschland ist und das traditionsreiche rote Logo sowohl für die Schwingen eines Vogels als auch für ein aufgeschlagendes Buch stehen? der Münchner Verlag Heinrich Vogel manchmal mit Vogel Business Media verwechselt wird? Dieses oftmals als „Würzburger Vogel-Verlag“ bezeichnete Unternehmen auch ein deutscher Traditionsverlag ist, der aber mit dem Verlag Heinrich Vogel keine gesellschaftsrechtlichen Beziehungen hat beziehungsweise hatte? vor fünf Jahren der Verlag Heinrich Vogel zusammen mit dem Auto Business Verlag gesellschaftsrechtlich in die Springer Fachmedien München GmbH (ehemals Springer Transport Media GmbH) aufgegangen ist? Die Marke Verlag Heinrich Vogel aber weiterhin am Markt aktiv ist ? die Konzernmutter des Verlags Heinrich Vogel – Springer Science + Business Media (Gründung 1842) – manchmal mit dem Axel Springer Verlag (Gründung 1946, bekannt durch die Bild-Zeitung und die Welt), verwechselt wird? Zwischen beiden Verlagshäusern aber niemals eine gesellschaftsrechtliche Verbindung bestand? Springer Science + Business Media am 10. Mai 1842 von Julius Springer gegründet wurde und heute mit rund 2000 Zeitschriftentiteln und jährlich 6500 neuen Büchern ein international führender Wissenschaftsverlag und ein renommierter Anbieter von Fachpublikationen in Europa ist? ak Verlag Heinrich Vogel unter dem Dach von Springer Fachmedien München Verlag Heinrich Vogel & Springer Fachmedien 75 Jahre Verlag Heinrich Vogel 75 Jahre Verlag Heinrich Vogel „Wir sind ein mittelständisches Unternehmen geblieben“ Im Gespräch mit Joachim Krieger, dem Geschäftsführer des Verlags Heinrich Vogel. Wie das Internet Fachverlage verändert und warum die Konzern-Zugehörigkeit dem Münchner Verlag guttut. Was beeindruckt Sie persönlich am Leben und Wirken des Unternehmensgründers Heinrich Vogel? Joachim Krieger: Neben dem Aufbau des Verlages ist für mich vor allem sein persönliches Engagement, die steigende Zahl der Verkehrstoten im Nachkriegs-Deutschland zurückzuführen, absolut vorbildlich. Wie wichtig ist die Verkehrssicherheit heute für den Verlag Heinrich Vogel? Das Thema Sicherheit ist Basis vieler unserer Informations- und Ausbildungsangebote. Es prägt nach wie vor unseren Verlag. Und wie schon unser Unternehmensgründer Heinrich Vogel arbeiten wir mit der Verkehrswacht zusammen und haben viele Produkte im Bereich der Verkehrserziehung im Angebot. Wohl nahezu jeder bayrische Grundschüler kennt zum Beispiel unser Heft „Radfahren in der 4. Klasse“. Seit über dreißig Jahren vermitteln wir mit diesem und anderen Produkten Kindern und Jugendlichen das Einmaleins der Verkehrssicherheit. Welches sind die Hauptsäulen des Verlags Heinrich Vogel? Unsere Kernzielgruppen kommen aus dem Personenverkehr sowie dem Bereich Güterverkehr und Logistik. Diesen beiden Gruppen bieten wir zum einen berufsbegleitende Fachinformationen in Form von Zeitschriften, Büchern und Onlinediensten. Dies ist unser größter und traditionsreichster Geschäftsbereich. Die zweite große Säule ist das Thema Aus- und Weiterbildung. Hier produzieren wir vor allem Lehr- und Lernmaterialien für Fahrschulen, aber auch für den stark wachsenden Bereich der gewerblichen Ausbildung wie zum Beispiel aktuell der Berufskraftfahrer-Qualifikation haben wir immer mehr Artikel im Angebot. Welches ist das bekannteste Produkt aus dem Verlag Heinrich Vogel? Von der breiten Bevölkerung wird ein Produkt seit fast vier Jahrzehnten genutzt. Mittlerweile jeder zweite PKW-Fahranfänger übt die Führerscheinfragen auf unseren Prüfungsbögen – und seit 2009 immer mehr auch über unsere elektronischen Medien. Die VerkehrsRundschau ist die älteste Zeitschrift im Verlag Heinrich Vogel. Welche Bedeutung hat diese Marke heute für den Verlag? Die VerkehrsRundschau ist mit dem wöchentlich erscheinenden Magazin und dem täglichen Internetnachrichtendienst nach wie vor unser Leitmedium. Keine andere Marke in unserem Haus hat eine so hohe Verbreitung und Bekanntheit im Markt. Wie beeinflusst das Internet mit seinen oftmals kostenlosen Informationsangeboten die Fachverlagsbranche? Das Internet verändert die Geschäftsmodelle der Fachverlage, ohne Frage. Noch ist es den traditionellen Informationsanbietern nicht gelungen, den getätigten Investitionen in dieses moderne Medium signifikante Erlöse entgegenzustellen. Aber, das Internet ist da und wird zusammen mit mobilen Endgeräten die kommenden Jahrzehnte prägen. Ich bin überzeugt, dass es Fachinformationsanbietern wie dem Verlag Heinrich Vogel gelingen wird, immer mehr Dienste zu entwickeln, die für die Kunden so relevant sind, dass diese bereit sind, dafür zu zahlen. Welche Zukunft hat das Papier als Informationsträger? Nach wie vor wird in unseren Geschäftsfeldern das Papier eine wichtige Rolle spielen. Der Anteil elektronischer Informations- und Lernangebote wird aber weiter zunehmen. Aber auch in 25 Jahren – zum einhundertsten Verlagsjubiläum – werden wir noch mindestens zwanzig Prozent unserer Inhalte über das Papier verbreiten. Es kommt aber immer auf die Art der Information an. Die Nachrichten-Hoheit liegt schon heute im Internet. Zeitungen sind hier zu langsam und können eigentlich nur die News von gestern veröffentlichen. Umfangreichere, nutzwertige Hintergrundartikel, wie sie zum Beispiel in der VerkehrsRundschau zu finden sind, werden aber noch lange Zeit gerne auf Papier gelesen werden. Unsere Zukunft als Verlag liegt in der intelligenten Verbindung beider Medien, wo wir die jeweiligen Vorteile von Papier und Internet für unsere Kunden ideal miteinander verknüpfen. Wir sieht es künftig mit bewegten Bildern aus? Entwickeln sich Fachverlage durch das Internet zu TV-Unternehmen? Der Verlag Heinrich Vogel produziert schon seit den sechziger Jahren Lehrfilme, das ist nichts Neues für uns. Neu ist das kostengünstige Medium Internet. Dadurch wird sich der Anteil bewegter Bilder, die wir verbreiten, sicherlich erhöhen. Aber auch hier müssen wir das geschriebene Wort mit dem Film so verknüpfen, dass das Informationsbedürfnis unseres Kunden ideal bedient wird. Auch im 21. Jahrhundert wird das bewegte Bild das geschriebene Wort nicht ersetzen. Der Verlag Heinrich Vogel wurde im Jahr 1970 an den Bertelsmann-Konzern ver-kauft und gehört heute zu Springer Science+Business Media. Tat dieser Verkauf dem Verlag gut? Ja, auf jeden Fall. Durch die langjährige Zugehörigkeit zu einem Konzern konnte der Verlag Heinrich Vogel in den vergangenen 40 Jahren viele Investitionen tätigen, zu denen mittelständische Wettbewerber nicht in der Lage waren oder sind. Das lässt sich am Markt beobachten, vor allem was die neuen Medien und unser Auslandsgeschäft betrifft. Auch Liquiditätsschwierigkeiten oder Probleme bei der Nachfolge in der Unternehmensspitze gibt es bei uns nicht. Die Zugehörigkeit zu bekannten, traditionsreichen Firmen wie Bertelsmann oder Springer bringen uns außerdem viele Vorteile im Bereich der Mitarbeitergewinnung. Durch die Attraktivität unseres konzernweiten Personalwesens fällt es uns viel leichter, Spitzenkräfte für unser Geschäft zu begeistern. Das ist sehr wichtig. Denn der Verlag Heinrich Vogel lebt vom fachlichen Know-how und vom Ideenreichtum der Mitarbeiter. In der täglichen Arbeit ist der Verlag mit seinen rund 350 Mitarbeitern meiner Meinung nach aber ein mittelständisches Unternehmen geblieben. Alle unternehmerischen Entscheidungen werden vor Ort hier in München getroffen. ak Interview Joachim Krieger (46) ist Geschäftsführer Verlag Heinrich Vogel und Springer Fachmedien München GmbH. Als Executive Vice President ist er verantwortlich für den Springer-Geschäftsbereich Professionell Transport mit den Verlagsniederlassungen in Deutschland, Frankreich, Spanien, Österreich und der Schweiz Zur Person

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