Paris. Bis zum Jahresende dürfte sich entscheiden, ob die mit Schiffen von Eurotunnel fahrende Kanalfähre My-Ferry-Link eine mehrmonatig Betriebspause einlegen oder den Verkehr zwischen Calais und Dover ganz einstellen muss. Das bestätigte Eurotunnel-Chef Jacques Gounon nach Presseberichten bei der Vorlage der Halbjahreszahlen für den Tunnel- und Bahnfrachtbetreiber.
In die Zwangslage geraten ist der Nachfolger der früheren SNCF-Tochter Seafrance duch den Widerstand, auf den die Fähre bei der britischen Wettbewerbsbehörde gestossen ist. Aus deren Sicht sind die Verbindungen zwischen Eurotunnel und My-Ferry-Link zu eng und gewähren dem Tunneluntertnehmen eine Marktstärke, die die Mitbewerber im Ärmelkanalverkehr zu sehr beeinträchtigt. Gegen einen ersten Entscheid in diesem Sinne hatte die französische Seite erfolgreich Einspruch erhoben, sah sich dann aber mit der definitiven Bestätigung des Londoner Spruchs konfrontiert und erwartet nun in den nächsten Tagen die Auflage, binnen sechs Monaten die Fahrten zum Hafen von Dover einzustellen.
Eurotunnel will auch hiergegen Berufung einlegen und darum bitten, dass dies den Spruch vorerst suspendiert, aber „wir haben nur wenig Aussichten zu gewinnen“, kommentierte Gounon den aktuellen Stand der Dinge. Zwar sähe er „gute Chancen für My-Ferry-Link, dies jedoch in einem Zeitrahmen, der 6 Monate ohne Zweifel übersteigt, was zur Einstellung der Aktivitäten führen würde“.
Eurotunnel werde den Fährbetrieb wieder aufnehmen, sobald ein Gerichtbeschluss das ermögliche. Mit Blick darauf, was während der langen und ungewissen Wartezeit mit den 600 Beschäftigten der Fähre geschehen solle, die von einer Genossenschaftskooperative betrieben wird, verwies Jacques Gounod auf Paris. Dort müsse die Regierung entscheiden, ob sie dem Personal im Wartestand den Status von Kurzarbeitern, Voll-Arbeitslosen oder etwas Anderem zuerkennen wolle. (jb)