Hamburg. Die Weltcontainerschifffahrt wird auf Jahre hinaus noch mit einem erheblichen Marktungleichgewicht zu kämpfen haben. Erst ab Ende 2012 dürfte sich so etwas wie ein Gleichgewicht zwischen Angebot und Nachfrage einstellen. Diese Einschätzung gab Burkhard Lemper , Professor am Institut für Seeverkehrswirtschaft und Logistik (ISL) heute in Hamburg. Sein Institut hatte im Auftrag des Schiffsemissionshauses Gebab eine umfangreiche Studie erstellt, in der vor allem der Markt für Containerschiffe mit einer Stellplatzkapazität von 1000 bis 3000 Standardcontainer (TEU) im Fokus stand. Um den Zustand eines Marktgleichgewichts zu erreichen, müssten allerdings mehrere Maßnahmen ergriffen werden. Denn Tatsache sei, dass aktuell knapp 1200 Containerschiffe mit einer Stellplatzkapazität von 5,8 Millionen TEU in den Orderbüchern der Werften stehen. Zur Einordnung: Derzeit sind weltweit Containerschiffe mit einer Stellplatzkapazität von rund 1,3 Millionen TEU aufgelegt. Daher es unablässig, dass die Reedereien ihre Schiffsbestellungen noch einmal einer kritischen Prüfung unterzögen. Heißt konkret: Wo immer es möglich ist, sollten Bauverträge storniert oder zeitlich gestreckt werden. Lemper räumte allerdings ein, dass dies in vielen Fällen schwieriger Verhandlungen mit den Werften bedürfe, die ihrerseits durch die Schifffahrtskrise erheblich unter Druck stehen. Lemper: „Derzeit kann niemand sagen, wie viele Schiffe tatsächlich gebaut werden.“ Eine weitere Maßnahme bestehe darin, ältere Tonnage abzuwracken. Das Problem: Die Containerschiffs-Flotte ist recht jungen Datums. Lemper: „Aktuell sind gerade einmal vier Prozent der Containerfrachter älter als 25 Jahre.“ Für das laufende Jahre rechnet sein Haus mit bis zu 210.000 TEU abgewrackter Stellplatzkapazität. Für das Folgejahr sei für weitere 175.000 eine Abwrackung zu erwarten. Ein weiterer Impuls müsse vom Welthandel als solchem ausgehen. Nach dem für 2009 zu erwartenden deutlichen Einbruch, könne erst ab 2010 mit einer vorsichtigen Belebung der Weltwirtschaft und damit auch des Handels gerechnet werden. Mittel- und langfristig dürften aber die Kräfte der Globalisierung wieder zur Entfaltung kommen, gab sich Lemper überzeugt. Zu den Notleidenden der Schifffahrtskrise werden neben den Reedereien aber auch die Werften gehören, und zwar weltweit. Für den Handelsschiffsneubau sehe es auf Jahre hinaus sehr schlecht aus. Das würden auch die deutschen Schiffbauer zu spüren bekommen. (eha)
Weltcontainerschifffahrt steckt weiter in der Krise
Studie des ISL: Erst ab 2012 ist wieder mit einem Marktgleichgewicht zu rechnen