Hamburg/Frankfurt/Brüssel. Wegen der über Europa ziehenden Vulkanasche aus Island weitet sich das Chaos im Flugverkehr weiter aus. In Deutschland wurden am frühen Freitagmorgen weite Teile des Luftraums gesperrt. Betroffen davon waren beide Flughäfen in Berlin, sowie die Airports Hamburg, Düsseldorf und Hannover, von wo keine Maschinen starten und landen konnten. Die Deutsche Flugsicherung sperrte am Freitagmorgen auch den größten deutschen Flughafen in Frankfurt sowie den Luftraum über dem Hunsrück-Flughafen Hahn. Auch die Flughäfen in Bremen, Münster/Osnabrück und Köln/Bonn blieben zunächst gesperrt. Wann der Luftraum wieder freigegeben werden kann, war zunächst unklar. Es ist jedoch davon auszugehen, dass die Sperrungen länger andauern werden. Grund für die Entscheidung waren die Daten des Deutschen Wetterdienstes. Auf Radarbildern könne man sehen, wie sich die Aschewolke unregelmäßig nach Süden fortbewege. Über die Situation im Süden Deutschlands, den die Aschewolke gegen Abend erreichen sollte, könnten derzeit nur vage Prognosen getroffen werden. Wegen der Aschewolke werden am Freitag nach Angaben der europäischen Flugsicherheitsbehörde Eurocontrol 60 Prozent aller Flüge in Europa ausfallen. Die Wolke werde mindestens noch für die nächsten 24 Stunden den Flugverkehr lähmen, teilte die Behörde in Brüssel mit. Zwölf Länder in Europa hätten ihren Luftraum ganz oder teilweise gesperrt. Die gefährliche Wolke vom Gletscher-Vulkan Eyjafjalla breitete sich immer weiter Richtung Osten und Südosten aus und wird den Luftverkehr vermutlich noch tagelang stören. Für Freitag sagte die europäische Flugsicherheitsbehörde starke Beeinträchtigungen für Deutschland und Polen voraus. Etwa die Hälfte aller 600 Flüge zwischen Nordamerika und Europa falle zudem wohl aus. Große Teile Mitteleuropas betroffen Polen hat seinen Luftraum wegen der Vulkanwolke aus Island am Freitagmorgen fast vollständig geschlossen. Nur zwei Flughäfen, Krakau und Rzeszow im Süden des Landes, seien noch offen, teilte ein Sprecher der Luftfahrtagentur in Warschau nach Angaben der polnischen Nachrichtenagentur PAP am Morgen mit. In Großbritannien wurde das Flugverbot derweil bis voraussichtlich Freitagabend ausgeweitet. Auch in weiten Teilen Frankreichs ging ebenso wie in Belgien, den Niederlanden und Skandinavien nichts mehr. Einzig im Westen Irlands wurde der Luftraum wieder freigeben. Wie die irische Flugbehörde mitteilte, ist die Sperrung der Airports Shannon und Cork aufgehoben, weil sich die Aschewolke in Richtung Osten und Süden bewege. Der Flughafen in Dublin blieb vorerst gesperrt. In Großbritannien hat sich die Situation dagegen nicht entspannt. Die Behörden sperrten den Flugraum für den ganzen Tag bis voraussichtlich 20.00 Uhr MESZ. Nur Flüge zwischen Nordirland und den westlichen Schottischen Inseln und den schottischen Flughäfen Glasgow und Prestwick seien bis zum frühen Nachmittag im Einzelfall möglich. In London Heathrow, der wichtigsten Drehscheibe des europäischen Flugverkehrs und einem der wichtigsten Flughäfen der Welt mit täglich 1300 Flügen und 180.000 Passagieren, saßen schon am Donnerstag Zehntausende Passagiere fest. Die britische Gesundheitsbehörde hat Menschen mit Atemwegserkrankungen zur Vorsicht gemahnt. Die Aschepartikel könnten bei entsprechender Vorbelastung zu Irritationen führen. Schwere Schädigungen seien aber nicht zu erwarten. In Frankreich war in der Nacht ein Großteil des Luftraums betroffen. Auch die beiden Pariser Großflughäfen Charles-de-Gaulle und Orly wurden ab 23.00 Uhr geschlossen. Landesweit sollen zudem 23 weitere Flughäfen nach Angaben des Amts für Flugsicherheit mindestens bis Freitag 14.00 Uhr geschlossen bleiben. Auch im Nordwesten Polens wurde am Abend der Luftraum gesperrt. Lavaasche ist gefährlich für Düsentriebwerke und die Außenhaut der Flieger. Außerdem ist die Sicht beeinträchtigt. Fluggesellschaften mussten schon am Donnerstag rund ein Viertel der täglich etwa 28.000 Verbindungen absagen, wie Eurocontrol mitteilte. „Es ist das erste Mal in der europäischen Luftfahrtgeschichte, dass wir mit einem solchen Phänomen umgehen müssen“, sagte einer der Leiter der Behörde. EU-Verkehrskommissar Siim Kallas nannte die Aschewolke „eine große Bedrohung für die Sicherheit der Luftfahrt“. Vulkan spuckt weiter Der Vulkan im Süden von Island stößt weiterhin eine große Wolke aus Lavaasche und Rauch in die Atmosphäre. Wie das Außenministerium in Reykjavik in der Nacht zum Freitag mitteilte, konnten fast alle der 800 Betroffenen Bewohner des Gebiets wieder in ihrer Häuser zurückkehren. Die Gefahr akuter Überschwemmungen durch geschmolzenes Gletschereis sei vorerst gebannt. (dpa/sb)
Vulkanausbruch stürzt Europas Luftverkehr ins Chaos

Luftraum in weiten Teilen Deutschlands gesperrt: Chaos in Deutschland und Europa nach Vulkanausbruch