Berlin. Der von der Gewerkschaft Verdi anberaumte Auftakt zu Tarifverhandlungen bei den mit der Post konkurrierenden Zustelldiensten ist gescheitert. Wie Verdi am Donnerstag mitteilte, ließ der Verhandlungspartner, der Arbeitgeberverband Neue Brief- und Zustelldienste (ABV NBZ), den Termin verstreichen. „Das Nicht-Erscheinen (...) lässt uns ernsthaft an der Bereitschaft zweifeln, mit uns tatsächlich einen Tarifvertrag abzuschließen", kritisierte die stellvertretende Verdi-Vorsitzende Andrea Kocsis. Nach Angaben des Verhandlungsführers der Gewerkschaft, Stephan Teuscher, werde die Tarifkommission nun über Streik nachdenken, um einen Beginn der Verhandlungen zu erzwingen.
Der Arbeitgeberverband wies seinerseits die Vorwürfe zurück: Verdi habe ein Ultimatum für die Verhandlungen verkündet, um den vor Gericht gescheiterten Mindestlohn erneut unverändert durchzusetzen, teilte der Verbandspräsident Florian Gerster am Donnerstag mit. Der Geschäftsführer Rico Nelte ergänzte auf Anfrage, dass man nach wie vor zu „ernsthaften Gesprächen" mit der Gewerkschaft bereit sei. Der Verband hatte seinerseits zur selben Stunde Verdi zu Sondierungsgesprächen eingeladen, die „unerlässlich seien, bevor man Verhandlungen aufnimmt", so Nelte. Genau wie Verdi wartete auch der Verband „vor gedecktem Tisch" vergeblich auf den geladenen Gast.
Hintergrund des Tarifstreits ist der Mindestlohn von 8 Euro bis 9,80 Euro, den die Gewerkschaften 2008 mit dem Arbeitgeberverband Postdienste - dem Vertreter der Deutschen Post - vereinbarte und der für alle Postzustelldienste verbindlich sein sollte. Im Januar 2010 hatte das Bundesverwaltungsgericht Leipzig diesen allgemein geltenden Mindestlohn jedoch wegen eines schweren Verfahrensfehlers für unwirksam erklärt. Während sich die Deutsche Post an den Mindestlohn von 9,80 Euro hält, zahlen Konkurrenten wie TNT, die Pin AG oder kleinere regionale Briefzusteller weitaus weniger. (dpa)