Berlin. Weniger arbeiten, mehr leben: Die sogenannten „Wissensarbeiter“ haben ganz eigene Ansprüche – sie würden für bessere Arbeitsatmosphäre und Selbstbestimmung sogar auf Gehalt verzichten. Das ist eines der Ergebnisse der Studie „Kompass Neue Arbeitswelt“, die Xing und Statista in Berlin vorgestellt haben.
Die Arbeitswelt ist im Wandel, darüber sind sich Experten einig. Für die Studie „Kompass Neue Arbeitswelt“ haben Xing und das Meinungsforschungsinstitut Statista diejenigen befragt, die von den Veränderungen am stärksten betroffen sind – die Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer. Herausgekommen ist ein Bild der deutschen Beschäftigtenlandschaft, welches zentrale Fragen beantworte: Wie beurteilen Arbeitnehmer ihre Jobsituation? Was erwarten sie von der Zukunft? Welche Bedürfnisse werden durch Arbeit erfüllt, welche nicht? Und: Welche Segmente von Arbeitnehmern gibt es?
Die wichtigsten Erkenntnisse im Überblick:
- Herauskristallisiert haben sich fünf Segmente der Arbeitnehmer (basierend auf ihrer Einstellung zur Arbeit): „Teilzeitkräfte/Projektmitarbeiter o.Ä.“, „Wissensarbeiter“, „Gehaltsoptimierer“, „Soziale Berufe“ und „Blue Collar“.
- Die Veränderungen des eigenen Berufsfelds sehen 71 Prozent der Arbeitnehmer gelassen bis positiv.
- Sicherheit ist der Mehrheit der Befragten wichtiger als Selbstbestimmung.
- Weniger als 40 Prozent der Vollzeitarbeitnehmer im typischen Familienalter können von ihrem Gehalt alleine eine Familie ernähren.
- 15 Prozent der Arbeitnehmer vermuten, dass ihr Arbeitgeber Frauen weniger zahlt als Männern.
- Arbeitnehmer würden im Schnitt gerne fünf Stunden weniger arbeiten.
- Gut die Hälfte der Arbeitnehmer bewertet ihre/n Vorgesetzten durchweg positiv, etwa ein Fünftel hat Probleme mit ihm/ihr.
- Fast jeder dritte Arbeitgeber unterstützt Vereinbarkeit von Familie und Beruf nicht.
- Großteil der Arbeitnehmer nimmt Diversität am Arbeitsplatz als Bereicherung wahr.
- Die Hälfte der Arbeitnehmer wünscht sich eine stärkere Beteiligung der Beschäftigten an Entscheidungen.
- Die sogenannten „Wissensarbeiter” unterscheiden sich in ihren Bedürfnissen und Ansprüchen deutlich von den restlichen Befragten: Autonomes Arbeiten, Flexibilität und Arbeitsatmosphäre sind ihnen überdurchschnittlich wichtig, das Sicherheitsbedürfnis im Gegenzug deutlich weniger ausgeprägt.
Xing-CEO Thomas Vollmoeller appellierte an Politiker und Unternehmensvertreter: „Nur innovative Arbeitgeber ziehen innovative Köpfe an. Gleichzeitig befinden sich Arbeitgeber in rechtlichen Korsetts, die ihre Möglichkeiten einschränken. Wir brauchen Rahmenbedingungen, die es möglich machen, attraktive, innovative Arbeitgeber zu sein.“ Den „Wissensarbeitern“ müsse man Raum geben, damit sie ihre Ideen äußern und entwickeln können. Das Silicon Valley zeichne sich schließlich nicht nur durch das Vorhandensein von Kapital und Know-how aus, sondern auch durch einen Lebensstil aus, der für die Talente hoch attraktiv sei.
Für die repräsentative Studie hat das Hamburger Meinungsforschungsinstitut Statista im März und April 2015 4.000 Beschäftigte aller Berufsklassen befragt. (ts)