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Studie: Qualifizierte LKW-Fahrer sind Mangelware

13.07.2012 17:30 Uhr
Studie: Qualifizierte LKW-Fahrer sind Mangelware
Der akute Fahrermangel ist für Speditionen ein ernstes Problem - für Fahrer verbessert sich die Verhandlungsposition
© Foto: Shutterstock/Mangostock

Der TÜV Rheinland befragte Unternehmen zu Problemen bei der Rekrutierung von Fahrpersonal. Fluktuation erweist sich als großes Problem.

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Nürburg. In Deutschland herrscht ein eklatanter Mangel an LKW-Fahrern. Die Rekrutierung von geeignetem Fahrpersonal stellt die Unternehmen der Transport- und Logistikbranche vor immer größere Probleme. Und die Lage spitzt sich dramatisch zu. Das ist das Ergebnis einer bundesweiten repräsentativen Befragung des TÜV Rheinland, die am Freitag beim 7. Truck-Symposium auf dem Nürburgring vorgestellt wurde. Laut der aktuellen TÜV-Studie „Wer fährt die Trucks von morgen – Nachwuchs- und Fahrermangel in der Bundesrepublik Deutschland“ geben rund 84 Prozent der befragten Unternehmen gaben an, dass qualifizierte Berufskraftfahrer in den vergangenen Jahren „deutlich“ fehlten, teilte der TÜV Rheinland mit. Knapp die Hälfte der Betriebe sei vom Fahrermangel betroffen. Zudem schätzten 53 Prozent die Nachwuchssituation als schlecht ein, weitere 31 Prozent beurteilten sie als „eher schlecht“.

Die Intensität des Wettbewerbs um qualifiziertes Personal verstärkt sich zusehends, eine hohe Fluktuation beim Personal beziehungsweise eine starke Wechselbereitschaft von Seiten der Fahrer ist in den meisten Betrieben Alltag.

Als Hauptgrund für den Fahrermangel sieht rund ein Drittel die unattraktiven Arbeitsbedingungen. Jeweils etwa 18 Prozent nennen zu hohe Führerscheinkosten und schlechtes Image des Berufs.

Wenn die Situation weiter eskaliere, stehe die Verkehrssicherheit auf dem Spiel, sagte Jürgen Brauckmann, Vorstand Mobilität beim TÜV Rheinland. Verstärkter Stress und Überlastung der Fahrer erhöhten die Unfallgefahr. Brauckmann sieht nun die Politik in der Pflicht. Wünschenswert seien etwa Vergütungen für Betriebe, die den Fahrernachwuchs fördern. In der Branche nehme der Wettbewerb um qualifizierte Mitarbeiter zu, die Beschäftigten wechselten häufig den Arbeitgeber.

Nur rund jedes dritte Unternehmen bildet selbst Berufskraftfahrer aus oder bietet Nachwuchsförderprogramme beziehungsweise Ausbildungsinitiativen an.

Zahlreiche Arbeitgeber bieten ihren Fahrern zusätzliche Anreize: Mehr als 90 Prozent zahlen Schulungen oder überlassen ihnen ein „eigenes“ Fahrzeug. Über 80 Prozent kommen für die Arbeitskleidung auf, rund drei Viertel bietet einen überdurchschnittlichen Lohn, die Hälfte lockt mit Erfolgsprämien und rund 44 Prozent übernehmen die Führerscheinkosten. (diwi) 

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KOMMENTARE


roland

13.07.2012 - 22:48 Uhr

Und drei Viertel bieten einen überdurchschnittlichen Lohn? Arbeitet das letzte Viertel gratis?


spedi 01

13.07.2012 - 22:52 Uhr

Hallo, schon einmal darüber nachgedacht, warum niemand lust auf diesen Job hat? Vielleicht weil man von jedem dahergelaufenen Lager-Fuzzi, der kaum lesen und schreiben kann, unwürdig angequatscht wird? Sich von jedem dummen Versand-Trottel wie der letzte Dreck behandeln lassen muss? Behandelt unsere intelligenten und fleißigen Trucker und Truckerinnen mit Würde, so wie in anderen Ländern, dann finden sich auch Leute die den Job wieder machen. Wäre schön, wenn dieser Leserbrief in Dickschrift veröffentlicht wird. Danke und Gruss


Transporte Bolz

16.07.2012 - 18:06 Uhr

Solange der Fahrer nicht mehr geschätzt, der Zeitdruck nicht weniger und der Lohn nicht mehr wird, ändert sich nichts außer dass die LKW bald ohne Fahrer am Hof stehen und die Lager leer bleiben.


walter

17.07.2012 - 08:30 Uhr

Zu diesem Thema ist nur zu sagen, der Arbeitslohn ist für die Verantwortung viel zu wenig. Der Zeitdruck viel zu hoch, dadurch werden viele Agro. Und es wird jeder auf so ein Fahrzeug gesetzt der behauptet, er kann LKW fahren, weil er einen Führerschein hat.


Willi Wacker

17.07.2012 - 10:40 Uhr

Die verwöhnten Deutschen!! Volle 1400,- Euro Brutto im Monat incl. Spesen, der " nette" Kontakt zur BAG und Polizei, die davon noch 400,- Euro im Monat kassieren und kein Deutscher will arbeiten. Hier hilft eigentlich nur eine Zwangverpflichtung! Statt Bund und ZIVI ab auf den Bock für 180,- Euro im Monat. So lösen wir Probleme in Deutschland.


hans birkart

20.07.2012 - 19:36 Uhr

Solange man den Menschen, die als Kraftfahrer arbeiten, keinerlei Wertschätzung entgegenbringt und sie stellenweise selbst in der eigenen firma wie den letzten Dreck behandelt, wird das Gejammer von Jahr zu Jahr lauter werden!


V 480 Truck

20.07.2012 - 19:44 Uhr

Fahrermangel? Nein, den gibt es nicht. Es gibt eher ein Mangel an Speditionen, die ihre Fahrer als das Behandeln was sie sind: Menschen, die durch ihre Arbeit vernünftiges Geld verdienen wollen und nicht mit einem besseren Schmerzensgeld abgespeist werden wollen, bei dem man noch Hartz IV beantragen muss, damit man als arbeitender Mensch seine Familie ernähren kann.


Dirk

22.07.2012 - 10:37 Uhr

Wegen der "guten" Bezahlung habe ich mir einen anderen Job gesucht. Ich hatte keine Lust mehr mich für einen Hungerlohn über die Straßen in Europa zu quälen.


eralt

28.07.2012 - 20:00 Uhr

Ich möchte den Kommentar von spedi 01 noch ergänzen: Dem ist nur noch hinzuzufügen, dass manche Speditionen immer noch glauben, dass man Fahrer mit menschenverachtenden Arbeitsbedingungen auf Tour schicken muss. Die Qualität der LKW nimmt stetig zu, die Qualität der Fahrer nimmt permanent ab. Gute Leute wachsen nicht auf Bäumen, gute Mitarbeiter muss man sich als Chef heranziehen und menschenwürdig behandeln. Wohl ein weitverbreitetes Phänomen beim Generationswechsel in Speditions-Chefetagen, dass man glaubt mit Druck und Zwietracht untereinander die Mitarbeiter gegenseitig auszuspielen.


Fuhrwerker

06.08.2012 - 12:54 Uhr

Der Fahrermangel ist, wie in dem Artikel gut beschrieben wird, ein Ergebnis der seit Jahren unveränderten paradoxen Haltung der Menschen gegenüber den Leistungen Logistik. Jeder braucht Waren, aber keiner will den LKW vor sich haben. Wer heute bestellt, morgen geliefert und morgen wieder die Ware umgetauscht haben will, oder eben bei Amazon bestellt, der fördert Verkehr, weil dort eben keine Sendungen mehr gebündelt werden sondern einzelne Sendungen per Kurier verteilt werden. Geliefert wird "just in time", der Lieferschein ist elektronisch, genauso wie die Überwachung und die permanente Erreichbarkeit. Das alles ist ein Ergebnis der Veränderung der Lebenswelten, auf die die Speditionsbranche keine Antwort finden kann außer Einsparungen und Beschleunigung. Aus meiner Sicht fehlt aber im Artikel und der Perspektive des TÜV ein wesentlicher Punkt, der Logistikberufe und ihr Image noch immer prägt: Die Ausbildung und die Bildungsanforderungen an den Fahrer-Beruf sind anachronistisch noch immer nur von Männern dominiert. Ein modernes Berufsbild sieht leider anders aus, meine Herren! Was fehlt ist die Öffnung der Logistik für die weibliche Logistikfachkraft mit LKW-Führerschein, aber eben auch Dispositionskenntnissen, Kommunikationsstärke, die mit sozialen Medien genauso ruhig umgeht, wie mit dem täglichen Stau; die Verantwortung für die Ware und ihre Umwelt übernimmt, irgendwann das Lenkrad an ein Verkehrsystem übergeben wird, ein rollendes Logistikbüro betreut und mit Kunden umgehen kann. Eine Feminisierung des Berufes, wie sie in der Kommunikation, den Medienberufen stattfindet, die steht eben auch der Logistik bevor. Dann wird der Logistikberuf genauso normal ein Durchgangsberuf, eine Station in der Berufsbiografie, die ohne die verklärte Romantik der Cowboys der Straße auskommen kann. Solange die Hälfte der Weltbevölkerung von der Logistik durch deren Strukturen ausgeschlossen wird, ist der Mangel mit den herkömmlichen Anreizen eben nicht mehr zu kompensieren.


Reno

07.08.2012 - 15:58 Uhr

Es war ungefähr 1992, als jemand sagte: "Die Laster sind zu schnell, wir brauchen einen Geschwindigkeitsbegrenzer!" So weit so gut. Dann sagte jemand: "Wir brauchen mehr Überholverbote für LKW!". Inzwischen fährt man fast den ganzen Tag irgendeiner Wand hinterher. Jetzt erkannte man: "Damit lässt sich Geld verdienen und Punkte verteilen." Deswegen sage ich: "Immer schön lächeln, man könnte gefilmt werden von irgendeiner Autobahnbrücke." So und nun sagt: Wer möchte so etwas jeden Tag haben?


V 480 Truck

19.08.2012 - 18:38 Uhr

23 Prozent der Mitarbeiter haben innerlich gekündigt, wer wundert sich? Die Mitarbeiter in der Transportbranche haben erkannt, dass die Schere bei der Entlohnung immer weiter auseinander geht. Die Dienstwagen der so genannten Führung werden immer größer und das Gehalt der Mitarbeiter immer kleiner. Die Gehälter, die LKW Fahrer heute bekommen, wurden schon 1978 bezahlt und jetzt ist man erstaunt, dass sich kein Nachwuchs mehr findet.


Roger

02.06.2013 - 20:58 Uhr

Hallo, also ich kann mich mittlerweile meinen Textern vor mir nur anschließen. Habe damals alle FS-Klassen beim Bund absolviert. Nach acht Jahren noch studiert und 12 Jahre im Marketing und Werbeagenturen gearbeitet, sowohl auf Kunden- als auch auf Agenturseite. Fest steht, circa 65 Prozent der Lageristen und Disponenten sind "der Chef" und benehmen sich wie "rotz am Ärmel"! Klar, auch hier bestätigt die Ausnahme die Regel. Als Fahrer sollte man denken wie Dienstleister "Fresse halten und weiterrudern!", beim Gehalt jedoch bescheiden sein wie Hartz IV Empfänger ... Und ihr fragt wo Brummis hin sind? Ich sags euch, bei den dankbaren Nachbarstaaten Benelux und Dach. Wäre ich nicht alleinerziehend und fürs Amt zu stolz, ich würde euch folgen! Das gleiche gilt auch bei Rückkehr in die Agenturwelt! Ändert das, sonst ....


actros547

19.06.2013 - 22:52 Uhr

Das Hauptproblem ist doch das die Transportpreise zu niedrig sind und die Speditionen keine höheren Preise durchgesetzt bekommen,weil die Industrie den Unternehmen die Preise aus Osteuropa unter die Nase halten nach dem Motto friss oder stirb. An der Rampensituation wird sich überhaupt nichts ändern. Da werden nur noch unmöglichere Zeitfenster eingefügt, wo sich Fahrer und Disponenten noch mehr freuen werden. Zum Fahrermangel kommt die Tatsache hinzu das früher der 18.jährige mit seinem Pkw-Schein 7,5 to fahren durfte und danach den Lkw-Schein von der Firma bekommen hat. So war immer gutes Personal für die Firmen da, was jetzt fehlt und nicht zuvergessen die Bundeswehr als Ausbilder Nr.1.Wenn man heute über die BAB fährt wird man doch nur noch verfolgt von Polizei, BAG, Abstandskontrollen usw. die nur die Verkehrssicherheit im Auge haben. Für den Deutschen Fahrer heißt es dann Anzeige, Geldstrafe und vor allem Punkte in Flensburg. Wenn man sich die neuen Verjährungsfristen von Herrn Ramsauer anguckt werden noch mehr Deutsche Fahrer aufgeben müssen (jeder weiß wie schnell man in einer Abstandskontrolle ist).Das Deutsche Punktsystem interessiert eh keinen Ausländer und Strafen werden sowieso nicht bezahlt. BGA und Polizei könnten zwar ähnlich wie ihre Kollegen in Frankreich oder Belgien wie wir es gewohnt sind,ihre gesetzlichen Regelungen ausnutzen, aber das ist ihnen zuviel Arbeit sich mit nix verstehen rum zuärgern.Ach ja so ist es halt. Um Fahrermangel muss man sich aber keine Sorgen machen. Osteuropa ist eh unerschöpflich.


Frank Zippel

12.10.2013 - 13:46 Uhr

Ich freue mich schon auf den Tag wenn mein Punktekonto voll ist, leider läuft es mit den Kontrollen etwas schleppend.


Thomas Frank

26.09.2015 - 18:35 Uhr

"und rund 44 Prozent übernehmen die Führerscheinkosten". Das ich nicht lache! Wer sind denn die 44%?


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