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Stopp für Ärmelkanal-Fährbetrieb von MyFerryLink

11.06.2013 11:55 Uhr
Stopp für Ärmelkanal-Fährbetrieb von MyFerryLink
Aus SeaFrance-Fähren wurde MyFerryLink 
© Foto: Picture Alliance/dpa

London untersagt der Eurotunnel-Tochter MyFerryLink den Fährbetrieb über den Ärmelkanal. Paris sucht Schlichtung, Eurotunnel legt Berufung ein.

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London/Paris. Die britische Wettbewerbsbehörde Competition Commission hat am 6. Juni den Weiterbetrieb der zum Tunnelbetreiber Eurotunnel gehörenden Kanalfähre MyFerryLink für die Dauer von zwei Jahren untersagt. Sie dürfe den Hafen von Dover während dieses Zeitraums nicht mehr anlaufen. Der Stopp soll in sechs Monaten beginnen. Ferner entschied die Behörde, dass die aus der vormaligen SNCF-Tochter SeaFrance hervorgegangene Reederei die beiden Fährschiffe „Berlioz“ und „Rodin“ auf der Linie Calais-Dover in den nächsten zehn Jahren nicht mehr einsetzen darf.

Begründet wird das Verdikt aus London damit, dass Eurotunnel durch die Übernahme der früheren SeaFrance-Fähren den Wettbewerb im Kanal zum Schaden der beiden anderen Fähren-Betreiber beeinträchtigen könnte. Anfang November letzten Jahres hatte die französische Wettbewerbsaufsicht dagegen in derselben Frage positiv entschieden und eine Konkurrenzgefährdung verneint. Das Kanaltunnelunternehmen hat nach dem Erwerb der Fährschiffe diese an die von ihm kontrollierte Société cooperative ouvrière (SCOP) MyFerryLink vermietet.

Einmalige Situation in Europa

In einer ersten Reaktion auf den Londoner Bescheid erklärte der Pariser Transportminister Frédéric Cuvillier, mit diesem stehe man vor der in Europa bislang einmaligen Situation, dass zwei nationale Wettbewerbsbehörden in ein- und derselben Sache konträre Entscheidungen fällten. Die französische Regierung werde alles in ihrer Macht Stehende zur Sicherung eines fairen Wettbewerbs in der Meerenge tun und die 533 Arbeitsplätze beim Linienbetreiber SCOP MyFerryLink verteidigen. In nur zehn Monaten habe diese im Frachtverkehr neun Prozent und im Personentransport sechs Prozent der Marktanteile errungen. Im April nutzten 25.000 LKW die Fähre. Cuvillier kündigte an, man werde mit den Briten gemeinsam nach Möglichkeiten für ein Schlichtungsverfahren suchen. Für Paris ist der Weiterbestand von drei Kanalfähren im Gegensatz zur britischen Position gerade der „Garant für eine effektive Konkurrenz”.

Eurotunnel will Berufung einlegen

Eurotunnel hat inzwischen Berufung angekündigt. Schon im Oktober 2012 hatte die Competition Commission in einem Ausblick auf den nun ergangenen Entscheid erklärt, es könne „nicht gut sein für den Wettbewerb im Kanal, wenn Eurotunnel mit jetzt schon mehr als 40 Prozent Marktanteil seine Aktivitäten auf den Fährenbereich ausdehne.“ Damit werde das Unternehmen seinen Anteil auf über 50 Prozent hochschrauben, was die Tarife im Ärmelkanalverkehr notwendig nach oben treiben werde. Für Eurotunnel-Chef Jacques Gounon ist dies im Gegenteil die absehbare Folge des Wegfalls eines der drei Fährschiffunternehmen, das heißt der von London verfügten Verringerung der Konkurrenz. Ferner hatte die britische Seite unterstellt, mit dem Kauf der drei ehemaligen SeaFrance-Fähren habe der Tunnelbetreiber deren Übernahme durch das französisch-dänische Konkurrenzunternehmen Louis Dreyfuss/DFDS verhindern wollen.

Gounon sieht in dem Beschluss „nichts als eine Verbindung virtueller Hypothesen“ und spricht von einem glatten Verstoß gegen den in Europa geltenden freien Personen- und Warenverkehr. Er bedeute zudem sowohl für Dover als auch Calais erhebliche Einnahmeeinbußen. (jb)

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