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Sperrung Rheintalstrecke: Kombinierter Verkehr massiv beeinträchtigt

16.08.2017 18:23 Uhr
abgesackte Gleise
Bis September, so die Befürchtung, soll die für den Güterverkehr wichtige Rheintalstrecke noch gesperrt bleiben
© Foto: Benedikt Spether/dpa/picture-alliance

Die Sperrung der Rheintalstrecke sorgt für zahlreiche Zugausfälle im Kombinierten Verkehr. Spediteure müssen mit deutlichen Einschränkungen rechnen. Mittlerweile wird der Ruf nach staatlicher Unterstützung laut.

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Rastatt. Vier Tage nach der Havarie in der Bahn-Tunnelbaustelle im badischen Rastatt und der Sperrung der wichtigen Rheintalstrecke wird die Kritik deutlich lauter. Noch ist unklar, wann der Verkehr wieder aufgenommen werden kann. Auf der zweigleisigen Strecke, die zur europäischen Achse Rotterdam - Genua gehört, fahren sonst jeden Tag im dichten Takt Personen- und Güterzüge. Die Sperrung der Rheintalstrecke bei Rastatt hat auch fatale Auswirkungen auf den Kombinierten Verkehr (KV). „Wir fahren derzeit von normalerweise 60 Zügen pro Tag nur 15“, sagte Hupac-Sprecherin Irmtraud Tonndorf gegenüber der VerkehrsRundschau.

Für die Hupac ist die Rheintalstrecke einer der wichtigsten in ihrem Netz. Über diesen Korridor gehen sämtliche Züge zwischen den Westhäfen Antwerpen und Rotterdam in Richtung Italien und umgekehrt. „Wir haben Glück im Unglück, dass in Italien gerade Ferienzeit ist und am Dienstag Feiertag war, weshalb das Volumen geringer ist als sonst im Jahr“, sagte Tonndorf.

Ausweichstrecken nur bedingt tauglich für den KV

Doch selbst bei den 15 Zügen, die derzeit fahren, gibt es große Einschränkungen. Zum Teil werde auf das Binnenschiff verladen, was aber mit einer zusätzlichen Umkranung verbunden sei. Es würden Ausweichstrecken genutzt. Doch neben deutlichen Zeitverlusten gibt es dort Einschränkungen wie zum Beispiel geringere Zuglängen im Vergleich zur Rheintalstrecke. Auch würden Züge über Frankreich geroutet. Doch dafür würden Loks benötigt, die dort fahren können, und Lokführer, die über die notwendige Streckenkenntnis verfügen. „Wir suchen händeringend nach Alternativen“, sagte Tonndorf. Sie hofft, dass in den nächsten Tagen zumindest 50 Prozent der sonst üblichen Züge fahren können, allerdings diese mit verminderter Kapazität.

"Wir sind mal wieder geschockt über die schlechte Planung"

„Wir sind mal wieder geschockt über die schlechte Planung“, kritisierte Tonndorf. Schon in der Vergangenheit hatte der Operateur wiederholt bemängelt, dass die Bahnen Baustellen im internationalen Verkehr nicht absprechen würden und es daher auch auf Alternativstrecken massive Einschränkungen gäbe.

Auch der deutsche Operateur Kombiverkehr leidet unter der Sperrung, auch wenn die Zahl der direkt betroffenen Züge nicht so groß ist. „Derzeit fahren die Züge von Hamburg nach Basel und von Köln/Wuppertal nach Basel nicht“, sagte Kombiverkehrs-Sprecher Jan Weiser. Diese Regelung galt zunächst bis 18. August, wurde jetzt jedoch verlängert bis 25. August. Als Ausweichmöglichkeit wurde diese Woche ein weiterer Zug zwischen Hamburg und Karlsruhe angeboten.

Aber Kombiverkehr hat auch viele Kunden, die Container von und nach Italien über die Rheintal-Route buchen und die auf den Hupac-Zügen mitfahren. Für Schweiz- und Italienverkehre via Gotthard wurde daher ein Buchungs- und Annahmestopp verhängt.

Ende der Sperrung weiterhin ungewiss

Wie lange die Strecke gesperrt sein wird, weiß aktuell niemand. „Derzeit werden Maßnahmen zur nachhaltigen Stabilisierung des Untergrundes und des Tunnels geprüft sowie ein Zeitplan für die Wiederherstellung der Rheintalbahn entwickelt“, sagte eine DB-Sprecherin gegenüber der VerkehrsRundschau. Doch war aus dem Umfeld des Konzerns zu hören, dass es wahrscheinlich noch bis September dauern werde, bis die Strecke wieder befahrbar sei.

Nach Angaben der DB-Sprecherin sind auf der Rheintalbahn in Spitzenzeiten bis zu 200 Güterzüge unterwegs. Aktuell, also in der Ferienzeit, seien es rund 100 Züge. „Wir bieten unseren Kunden verschiedene Umleitungsmöglichkeiten an. Wir sind mit 100 Güterverkehrskunden in Einzelgesprächen, um für sie die jeweils individuell beste Lösung zu finden“, so die Sprecherin weiter. Dazu gehöre auch, dass geprüft werde, welche Baustellen auf den Alternativstrecken aufgehoben oder verschoben werden können.

VDV fordert "unbürokratische finanzielle Hilfe des Bundes"

Unterdessen fordert der Verband Deutscher Verkehrsunternehmen (VDV) angesichts der Sperrung der Rheintalstrecke eine „unbürokratische finanzielle Hilfe des Bundes für die betroffenen Eisenbahnunternehmen“. „Eine wochenlange Sperrung hat katastrophale Folgen insbesondere für die umfangreich betroffenen Güterbahnen“, so VDV-Geschäftsführer Martin Henke. Die DB-Sprecherin wollte sich zu den finanziellen Folgen der Sperrung nicht weiter äußern: „Zum entstandenen Schaden und Entschädigung können wir derzeit noch keine Angaben machen.“

Hupac-Sprecherin Tonndorf befürchtet auch langfristige Folgen: „Viel schlimmer als der derzeitige Schaden wäre es, wenn Auftraggeber den Spediteuren die Anweisung geben, die Finger vom Bahntransport zu lassen.“ Sie betonte, wie wichtig eine internationale Abstimmung der Bahnen sei. „Im Straßennetz gibt es das doch auch nicht, dass eine Route gesperrt wird und es dann keine geeigneten Alternativen gibt“, kritisierte Tonndorf, dass zum Beispiel auf der Ausweichstrecke über den Brenner die Kapazität derzeit durch Baustellen eingeschränkt sei. (cd/dpa)

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