-- Anzeige --

Rommerskirchen: „Kein Grund für kollektive Depression“

11.12.2008 14:34 Uhr
Rommerskirchen
Progtrans-Chef Stefan Rommerskirchen im VR-Interview (Bild: Bollig/Progtrans)
© Foto: Bollig/Progtrans

ProgTrans-Geschäftsführer Stefan Rommerskirchen hat eine Prognose zum Güterverkehr 2009 erstellt – Eine Pleitewelle hält er im VR-Interview für unwahrscheinlich

-- Anzeige --
Interview von Michael CordesBefinden wir uns in einer Wirtschaftskrise?Rommerskirchen:

Ich kann keine Anzeichen für eine grundlegende strukturelle Krise erkennen – mit Ausnahme vielleicht des Finanzsektors. Ansonsten ist es normal, dass es nach sehr dynamischen Wachstumsphasen, die immer auch mit instabilen Prozessen verbunden sind, wieder eine Abkühlung gibt. Welcher Verkehrsträger leidet am stärksten darunter? Von Abschwüngen, aber auch von Aufschwüngen sind generell diejenigen Verkehrsträger stark betroffen, die besonders gut konjunkturabhängige Güter wie Energieträger, Erze, Metalle und sonstige Massengüter transportieren können. Das sind also die Binnenschifffahrt und die Eisenbahn. Die Binnenschifffahrt trifft die Abkühlung dabei härter, weil die Bahn sich in der Vergangenheit mit dem Wachstum im Kombinierten Verkehrs stärker vom Massengutgeschäft lösen konnte. Wie sieht es mit der See- und Luftfracht aus? Beide hängen in hohem Maße vom Außenhandel ab, der sich merklich abkühlt. Insofern macht sich dort der Abschwung stärker bemerkbar, vor allem gemessen an den hohen Wachstumsraten der vergangenen Jahre. Vergleicht man die Wachstumsraten von Export und Import mit der Zunahme der Inlandsnachfrage oder des Bruttoinlandsproduktes, sind das zwei unterschiedliche Ligen. Insofern ist klar, dass Luft- und Seefracht vom aktuellen Abschwung in stärkerem Maße betroffen sind. Aber es gibt im Seeverkehr immer noch Zuwächse in Höhe von zwei bis drei Prozent. Nachfragerückgänge wie bei den Landverkehrsträgern sind nicht zu erkennen. Bei Ihren Prognosen zu den Landverkehrsträgern haben Sie ein Wachstum des Bruttoinlandsproduktes von 0,3 Prozent unterstellt. Mittlerweile gehen die Vorhersagen von einem Minus in Höhe von 0,2 Prozent und schlechter aus. Müssen Sie Ihre Güterverkehrsprognose korrigieren? Manchmal frage ich mich, wie sehr Konjunkturprognosen von Fakten und wie sehr sie von Stimmungen geprägt werden. Ich bin der Überzeugung, dass die von uns verwendeten Wirtschaftsdaten hinreichend die derzeitige Abkühlung widerspiegeln. Viel wichtiger als die Veränderung des Bruttoinlandsproduktes ist für uns ohnehin die Entwicklung der außenwirtschaftlichen Verflechtung. Für 2009 haben wir für die inflationsbereinigte Exportentwicklung mit 2,2 Prozent eine so geringe Wachstumsrate wie noch nie in diesem Jahrzehnt unterstellt. Ich kann keine Gründe erkennen, diese Zahlen noch weiter nach unten zu korrigieren. Ist angesichts der Flaute mit einer Pleitewelle in der Transportwirtschaft zu rechnen? Nein, eine Pleitewelle halte ich für eine ziemlich grobe Übertreibung. Wenn solche Nachfrageschwankungen immer zu einer Pleitewelle führen würden, hätte ich Zweifel an der Anpassungsfähigkeit der Wirtschaft. Sehr wahrscheinlich wird es nicht zu vermeiden sein, dass einzelne Betriebe aus dem Markt ausscheiden. Aber eine Pleitewelle wird es wegen der konjunkturellen Delle nicht geben. Was ist mit den Fuhrbetrieben, die angesichts des Abschwungs nicht in der Lage sind, die höhere LKW-Maut an die Verlader weiterzureichen? Ich habe Verständnis, dass auf diese Problematik hingewiesen wird, kann diese Argumentation aber inhaltlich nicht nachvollziehen. Es muss selbstverständlich zu Preisverhandlungen mit den Verladern kommen; die Mauterhöhungsabsichten sind ja auch schon lange bekannt. Eigentlich hat es nie einen Zweifel daran gegeben, dass der Träger der Mauterhöhung letztlich der Verbraucher sein muss, und zwar mit den Anteilen, mit denen sich die Transportkosten in den Produktpreisen wiederspiegeln. Das ist gemessen am Gesamtpreis wenig. Wie lange hält die Krise noch an? Die Mehrheit der Konjunkturprognostiker geht davon aus, dass die meisten Anpassungs- und Bereinigungsprozesse in 2009 weitgehend abgeschlossen sein dürften und es dann 2010 wieder – einschließlich Nachholeffekten – aufwärts geht. Momentan nimmt die Weltbevölkerung jeden Tag um über 200.000 Nachfrager zu. Die sind hochgradig motiviert und interessiert, über Arbeitsteilung und Außenhandel Geld zu verdienen. Davon wird auch Deutschland profitieren, weshalb es überhaupt keinen Grund gibt, in kollektive Depression zu verfallen. Solche Gefühle wirken mit Sicherheit als Negativverstärker. Mehr über die Auswirkungen der Finanzkrise auf die Transportbranche und vor allem die einzelnen Verkehrsträger lesen Sie ab Freitag, den 12. Dezember, in der aktuellen Ausgabe VR50 der VerkehrsRundschau.

-- Anzeige --

MEISTGELESEN


-- Anzeige --
KOMMENTARE

SAGEN SIE UNS IHRE MEINUNG

Die qualifizierte Meinung unserer Leser zu allen Branchenthemen ist ausdrücklich erwünscht. Bitte achten Sie bei Ihren Kommentaren auf die Netiquette, um allen Teilnehmern eine angenehme Kommunikation zu ermöglichen. Vielen Dank!

-- Anzeige --
WEITERLESEN



NEWSLETTER

Newsletter abonnieren und keine Branchen-News mehr verpassen.


Die VerkehrsRundschau ist eine unabhängige und kompetente Abo-Fachzeitschrift für Spedition, Transport und Logistik und ein tagesaktuelles Online-Portal. VerkehrsRunschau.de bietet aktuelle Nachrichten, Hintergrundberichte, Analysen und informiert unter anderem zu Themen rund um Nutzfahrzeuge, Transport, Lager, Umschlag, Lkw-Maut, Fahrverbote, Fuhrparkmanagement, KEP sowie Ausbildung und Karriere, Recht und Geld, Test und Technik. Informative Dossiers bietet die VerkehrsRundschau auch zu Produkten und Dienstleistungen wie schwere Lkw, Trailer, Gabelstapler, Lagertechnik oder Versicherungen. Die Leser der VerkehrsRundschau sind Inhaber, Geschäftsführer, leitende Angestellte bei Logistikdienstleistern aus Transport, Spedition und Lagerei, Transportlogistik-Entscheider aus der verladenden Wirtschaft und Industrie.