Berlin. Das Bündnis Allianz pro Schiene hat zusammen mit der Gewerkschaft Verdi und Bahnspediteuren den Widerstand gegen den vom Bundesverkehrsministerium geplanten Feldversuch mit Lang-Lkw verstärkt. Die ohnehin schon hohen Arbeitsbelastungen der Fahrer stiegen durch die überlangen Lkw weiter, kritisierte Vize-Verdichefin Andrea Kocsis auf einer gemeinsamen Pressekonferenz. „Mit dem Gigaliner noch einen oben drauf satteln zu wollen, ist fahrlässig".
Die Interessengemeinschaft der Bahnspediteure (IBS) beklagte, der Feldversuch spiele die Verkehrsträger Straße und Schiene gegeneinander aus, anstatt diese zu verknüpfen. Lang-LKW würden den Straßentransport um 25 Prozent verbilligen mit der Folge, dass der Einzelwagenverkehr bedroht sei. Als „absolut mittelstandsfeindlich" bezeichnete der Geschäftsführer der Paneuropa-Rösch-Speditionsgruppe, Jürgen Muhle, das Konzept des Verkehrsministeriums. Die Bemühungen vieler Spediteure, den Kombinierten Verkehr zu stärken, würden zunichte gemacht. Allianz Pro Schiene-Geschäftsführer Dirk Flege befürchtete, die Steuerzahler müssten die Anpassung der Infrastruktur an die Lang-LKW „mit hohen dreistelligen Millionenbeträgen" bezahlen.
Dagegen forderte der Gesamtverband Verkehrsgewerbe Niedersachsen (GVN) einen raschen Beginn des auf fünf Jahre angelegten Feldversuchs. Das Gewerbe warte auf die Einladung des Bundesverkehrsministers, um die Rahmenbedingungen festzulegen, mahnte GVN-Hauptgeschäftsführer Bernward Franzky. Bereits vor einem Jahr habe die Verkehrs- und Transportwirtschaft ihre fachliche Expertise angeboten. Der Bundesverband der Deutschen Industrie (BDI) stellte sich nachdrücklich hinter den Feldversuch mit Lang-LKW, die die Umwelt schonten und die Straßen entlasteten. Mit Blick auf die Pressekonferenz bei der Allianz pro Schiene mahnte BDI-Geschäftsführer Dieter Schweer einen „sachorientierten Dialog" an. „Eine polemische Debatte mit sachlich falschen Äußerungen, um bewusst Ängste in der Bevölkerung zu schüren, ist kontraproduktiv". (jök)