München. Gesperrte Autobahnen und lange Staus - aus Protest gegen die Automesse IAA Mobility haben Aktivistinnen und Aktivisten den Verkehr auf Autobahnen rund um München für längere Zeit lahmgelegt. Auf der A 8, auf der A 92, der A 94 und der A 96 entrollten sie nach Polizeiangaben am Dienstagmorgen Banner - teilweise seilten sich dafür mehrere Menschen von Autobahnbrücken ab. Auch direkt vor der Messe demonstrierten Umweltschützer.
Die Feuerwehr rückte mit Drehleiterfahrzeugen an und stellte zur Sicherheit Sprungkissen unter den Brücken auf. Alpine Spezialisten der Polizei kamen zum Einsatz. Hubschrauber beobachteten die Lage aus der Luft. Die Polizei ermittelt gegen 26 Beteiligte der Proteste auf den Autobahnen - unter anderem wegen gefährlichen Eingriffs in den Straßenverkehr und Nötigung, wie ein Sprecher mitteilte.
Auf der A 9 kletterten die Aktivisten auf eine Schilderbrücke und überklebten die Aufschrift. „Verkehrskollaps 2000 m“ stand nun dort geschrieben. Erst gegen Mittag konnte die Polizei die Autobahnen wieder freigeben, nachdem die Demonstranten die Brücken verlassen hatten und abgeführt werden konnten. Kurz darauf mussten die Beamten die A 94 aber erneut sperren, weil mehrere Demonstranten kurz vor dem Messegelände ein Transparent an einer Brücke befestigten.
Bis zu elf Kilometer lange Staus
Dem ADAC zufolge bildeten sich wegen der Proteste auf der A 8 und der A 9 Staus von bis zu elf Kilometern Länge. Auf der A 92, A 94 und der A 96 seien die Verkehrsstaus dagegen etwas kürzer ausgefallen.
Die Automesse IAA findet in diesem Jahr erstmals mit neuem Konzept in München statt. Gegner der Messe wollen eigenen Angaben nach deren Ablauf stören, um für eine klimagerechte Mobilitätswende zu demonstrieren. „Wir fordern autofreie Städte, einen stark ausgebauten und kostenlosen ÖPNV - vor allem auf dem Land. Und den sofortigen Baustopp aller Autobahnprojekte“, hieß es in einer Pressemitteilung.
Proteste auch auf dem Messegelände
Auch direkt auf dem Messegelände gab es am Morgen Proteste. Mehrere Greenpeace-Aktivisten stiegen in das Wasserbecken vor der Messe und demonstrierten für einen schnelleren Abschied vom Verbrennungsmotor.
Staatskanzleichef Florian Herrmann kritisierte die Proteste an den Autobahnbrücken. Selbstverständlich seien Demonstrationen, Proteste und Meinungsäußerungen möglich, aber auch für sie gebe es einen Rahmen der Gesetze, sagte der CSU-Politiker. Wenn andere Menschen durch die Aktionen gefährdet würden, sei dies nicht zu tolerieren.
Auch der Verband der Automobilindustrie (VDA) äußerte sich kritisch und verteidigte das Konzept der Messe. „Die IAA Mobility zeigt den Weg zur klimaneutralen Mobilität“, sagte VDA-Präsidentin Hildegard Müller. „Und wir diskutieren auch mit denen, die anderer Meinung sind. Unser Angebot zum Dialog steht. Gewalt und Nötigung lehnen wir ab.“
Im Laufe des Nachmittags versammelten sich die ersten Teilnehmer eines Mobilitätswende-Camps auf der Theresienwiese. Sie wollen dort - mit behördlicher Genehmigung - bis zum Ende der IAA am Sonntag campieren. Es soll Vorträge und Podiumsdiskussionen geben. (dpa/sn)