Interview der Woche

Nikolaj Asaul geboren am 21. April 1977 in St. Petersburg. Seit 2010 ist er Vize-Verkehrsminister von Russland. Zuvor studierte er Wirtschafts- und Ingenieurwissenschaften und war u. a. Vorsitzender des Komitees für Transitverkehr. Nachgefragt bei Interview der Woche Lösen Sie das Zollproblem? Vielen deutschen Transport- und Speditionsbetrieben dauert die Zollabwicklung in Russland zu lange. Was wird Russland tun, um dieses Zollproblem zu lösen? Die Russische Föderation hat mit Kasachs-tan und Weißrussland ein Abkommen geschlossen. Unser Ziel ist es, mit diesen und anderen Ländern einen gemeinsamen einheitlichen Wirtschaftsraum zu schaffen. Plant Russland damit ein Modell ähnlich der Europäischen Union? Auf jeden Fall! Wir planen nicht nur eine einheitliche Zollunion, sondern vielleicht auch eine einheitliche Währung sowie ein einheitliches Justizwesen. In der früheren Sowjetunion hatte Russland sehr enge Verbindungen zu Ländern wie Bulgarien und Ukraine. Durch das Ende der UdSSR hat sich das geändert. Ist es politischer Wille, diese alten Verbindungen wieder neu aufleben zu lassen? Natürlich sprechen wir zunächst ehemalige Länder der Sowjetunion an, weil wir mit diesen traditionell enge wirtschaftliche und menschliche Beziehungen unterhalten. Wie es dann weitergeht, hängt von deren Interesse ab. So viel kann ich sagen: Die Ukraine hat schon vorsichtiges Interesse geäußert. Bis wann soll dieser gemeinsame Wirtschaftsraum realisiert sein? Wir haben uns keinen festen Zeitplan gesetzt. Das hängt von den anderen Staaten ab. Ein weiteres Problem ist die Verkehrsinfrastruktur in Russland. Stehen ausreichend Mittel zur Modernisierung zur Verfügung? Wir haben ein sehr umfangreiches föderales Programm bis zum Jahr 2015 aufgelegt. Zwischen 2010 und 2015 wollen wir insgesamt umgerechnet 19 Milliarden Euro (753 Milliarden Rubel) in den Ausbau der Verkehrsinfrastruktur investieren. Davon stammen über die Hälfte, 10 Milliarden Euro (398 Milliarden Rubel), von privaten Inves-toren. Wir investieren vor allem in die Projekte, an denen wir ein reges Interesse seitens der privaten Investoren feststellen, zum Beispiel in ein multimodales Projekt in der Stadt Kasan in der autonomen Republik Tatarstan. Der Standort ist verkehrstechnisch sehr gut gelegen. Und an diesem Projekt können sich auch Privatinvestoren beteiligen. Auch deutsche Privatinvestoren? (lacht) Das war sicher auch ein Grund, warum wir nach München auf die Messe Transport Logistic gekommen sind. Andererseits klaffen, wie man hört, die russische Gesetzeslage und die Praxis noch weit auseinander. Das hält manchen Unternehmer ab. Wie wollen Sie dieses Problem lösen? Im Gegenteil. Ich kann Ihnen einige positive Beispiele für die gelungene deutsch-russische Zusammenarbeit nennen. So hat Fraport, Eigentümerin des Frankfurter Flughafens, als Teil eines internationalen Konsortiums eine Ausschreibung am Flughafen in Sankt Petersburg gewonnen und investiert dort über eine Milliarde Euro in den Bau eines Terminals, das Fraport nun 30 Jahre lang betreiben darf. Und was sind derzeit die fünf wichtigsten Logistikprojekte Russlands, die Sie in den nächsten Jahren umsetzen wollen? Wir wollen alle wichtigen Verkehrs-Drehscheiben ausbauen. Das erste Projekt befindet sich in Kasan, das zweite in Moskau, das dritte in Sankt Petersburg, das vierte in Murmansk. Und das fünfte Projekt besteht im Ausbau von Sotchi im Süden Russlands. Das ist die Region, in der 2014 die Olympiade stattfindet. Dort stehen diverse Transport- und Logistikvorhaben auf der Agenda. ❙❚■ Eva Hassa Der russische Logistikmarkt Im Vergleich zum GUS-Gesamtmarkt wächst der Logistikmarkt Russland laut einer Studie der Landesinitiative Logistik NRW überdurchschnittlich. Alle Zahlen stammen indes aus dem Jahr 2003. Aktuellere Zahlen liegen bislang nicht vor. Laut der Studie beläuft sich das Marktvolumen in Russland auf 84 Milliarden Euro, davon machen Spedition und Transporte über 55 Prozent, Lager und Umschlag 15 Prozent und 30 Prozent Logistikplanung und SCM aus. eh um was es geht

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