DSLV-Mitgliederversammlung: Gemischte Gefühle

Was für ein Auf und Ab: So durften sich in 2021 die deutschen Speditions- und Logistikunternehmen zum zweiten Mal in Folge über neue Rekordzahlen freuen. Annähernd 120 Milliarden Euro Branchenumsatz dürften die Betriebe im vergangenen Jahr erwirtschaftet haben, verkündeten sichtlich stolz Axel Plaß, Präsident DSLV (Bundesverband Spedition und Logistik), und DSLV-Hauptgeschäftsführer Frank Huster dieser Tage auf dem Pressegespräch anlässlich der Mitgliederversammlung in Berlin. Lob vom Bundesverkehrsminister Zum Vergleich: Im Jahr 2020 könnte der Branchenumsatz für die Bereiche Spedition, Lagerhaltung und Logistik (ohne Transport ) bei 114 Milliarden Euro gelegen haben - wobei dies statistisch noch nicht verbindlich gesichert sei. Zudem stieg 2021 das Stückgut-Sendungsvolumen der Systemnetze um 9,2 Prozent im Vergleich zum Vorjahr an: auch das ein neuer Rekord. Schon 2020 hatten die Spediteure mit 130 Millionen Sendungen Rekordmengen verzeichnet. Plaß wörtlich: "Trotz erheblicher Einschnitte und wachsender Kosten gehört die Speditions- und Logistikbranche nach aktueller Lage also nicht zu den Verlierern der Krise." Lob gab es von höchster Stelle aus der Politik: "Ohne die Speditions- und Logistikbetriebe wären wir aufgeschmissen", unterstrich Volker Wissing, Bundesminister für Digitales und Verkehr (BMDV), die Bedeutung der Branche auf der DSLV-Tagung. Vielen Menschen sei dies während der Pandemie erstmals wirklich bewusst geworden. Und an die Speditionsbetriebe gewandt: "Sie waren es, die dafür gesorgt haben, dass Drogerien und Supermärkte weiter befüllt wurden. Sie haben alles darangesetzt, die Lieferketten, soweit es möglich war, weiter aufrechtzuerhalten. Nur dank Ihrem Engagement und Einsatz wurden und werden Läden beliefert, funktionieren Paketdienste, funktionieren unsere Wirtschaft und unser Leben." Fokus auf Erhalt der Infrastruktur Wissing brachte gute Nachrichten mit. So soll weiter in die Verkehrsinfrastruktur investiert werden: "Wir müssen die Investitionen auf hohem Niveau halten, sonst droht ein Verkehrskollaps." Deutschland werde weiterhin Straßen, Schienen und Wasserstraßen erhalten, erneuern und ausbauen. Wobei bei allen Verkehrsträgern ein stärkerer Fokus auf dem Erhalt der Verkehrswege liegen werde. 19,5 Milliarden Euro sind seinen Worten zufolge für die Investitionen in die Verkehrsinfrastruktur im Entwurf des Bundeshaushalts für 2022 vorgesehen (mehr dazu im Artikel auf Seite 14). Wissing wörtlich: "Das ist dringend notwendig und auch gut angelegtes Geld." Denn die Straßen, Schienen und vor allem die Brücken seien durch den zunehmenden Verkehr in der Vergangenheit stark belastet worden. Ziel sei es, die Zahl jährlich fertig realisierter Brücken deutlich zu steigern - nämlich von bisher 200 auf jetzt 400. Zusätzlich wolle der Bund Schienenwege neu- und ausbauen und so mehr Kapazitäten für den Schienengüterverkehr bereitstellen. Außerdem wolle man die Planungs- und Genehmigungsverfahren beschleunigen und digitaler machen. Langfristiges Ziel sei die komplette Digitalisierung der Genehmigungsverfahren. Steigende Kosten zehren Gewinne auf Auf ihren Rekordzahlen in 2021 werden sich die Speditions- und Logistikunternehmen aber wohl nicht ausruhen können. Noch ist die Auftragslage in den Betrieben zwar dem Vernehmen nach vielerorts gut. Doch die steigenden Energiekosten, der Ukraine-Krieg und die inflationsbedingten Mehrkosten zehren in vielen Betrieben massiv (siehe Seite 26). Diese stark steigenden Kosten setzen die Profitabilität der Unternehmen zunehmend unter Druck, warnte DSLV-Präsident Axel Plaß, der auch Geschäftsführer der Hamburger Zippel Spedition ist, auf dem Pressegespräch in Berlin. Es sei davon auszugehen, so Plaß, dass die Gewinne in diesem Jahr niedriger ausfallen werden als im Vorjahr. Immerhin: Die Transport- und Lagerkosten haben für die Industrie derzeit offenbar nicht mehr die höchste Priorität. Zu etwa 90 Prozent können die Spediteure bislang, nannte DSLV-Hauptgeschäftsführer Huster Zahlen, die gestiegenen Kosten an ihre Auftraggeber preislich durchreichen. Axel Plaß sprach sogar von einer "Phase der Marktumkehr." Selbst sprunghaft steigende Kosten könnten die Logistikdienstleister im Moment weitgehend überwälzen. Doch die Frage ist: Wie lange geht das noch? Die Wachstumsaussichten des Logistiksektors für 2022 und 2023 seien angesichts der momentanen Krisenlage eher gedämpft, hieß es auf dem DSLV-Pressegespräch. "Prognosen von bis zu 3,1 Prozent scheinen bereits sehr optimistisch." Echter Rückenwind für die Branche sieht also anders aus. Gleichzeitig macht die Politik in Sachen Klimaschutz Druck: "Wir müssen den Klimawandel aufhalten. Dafür brauchen wir auch einen nachhaltigen Güterverkehr. Der Verkehrssektor muss deutlich dazu beitragen, dass wir die Klimaziele erreichen", appellierte Wissing an die Unternehmen. Deutschland habe äußerst ambitionierte Klimaziele. So dürfe der Verkehrssektor nach dem Klimaschutzgesetz im Jahr 2030 nur 85 Millionen Tonnen CO2 ausstoßen, also 48 Prozent weniger als 1990. Und jetzt schon sei klar, so Wissing, dass die bisherigen Maßnahmen noch nicht ausreichen, um die Klimaziele bis 2030 zu erreichen. Etwa ein Drittel der gesamten CO2-Emissionen im Sektor Verkehr entfällt dabei auf den Straßengüterverkehr, nannte er Zahlen. Deshalb sei es so wichtig, dass auch die Antriebe auf der Straße klimaneutral werden. Bund fördert klimaschonende Antriebe Immerhin: Der Bund wird laut Wissing die Anschaffung von Nutzfahrzeugen mit alternativen klimaschonenden Antrieben mit Kaufprämien fördern. So würden Mehrausgaben gegenüber dem Diesel über das Förderprogramm für Klimaschonende Nutzfahrzeuge und Infrastruktur (KsNI) mit 80 Prozent gefördert. Bis 2024 stehen Wissing zufolge 1,6 Milliarden Euro für die Förderung von Fahrzeugen mit alternativen klimaschonenden Antrieben zur Verfügung. Und bis 2025 seien 7,1 Milliarden Euro für die entsprechende Tank- und Lade-Infrastruktur für Pkw und Lkw eingeplant. Außerdem fördere das Bundesverkehrsministerium die Weiterentwicklung und den Markthochlauf von Biokraftstoffen und E-Fuels. Mehr zum Thema finden Si unter #DSLV www.verkehrsrundschau-plus.de In Kürze Mit annähernd 120 Milliarden Euro Umsatz vermelden die deutschen Speditions- und Logistikunternehmen für 2021 erneut Rekordwerte. Doch die Herausforderungen sind groß: Stichwort steigende Kosten und anstehende Investitionen in mehr Klimaschutz. Eindrücke von der Jahresmitgliederversammlung des DSLV. 48 Prozent weniger CO2 ausstoßen als 1990 darf der deutsche Verkehrssektor im Jahr 2030.

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