Triptis. Dem 9. September fieberte die Familie Fliegl Fahrzeugbau in Triptis mit gemischten Gefühlen entgegen: Firmenchef Helmut Fliegl hatte eine Riesenfeier für 700 Gäste perfekt vorbereitet. Einziger Nachteil daran: Er würde selbst sprechen müssen und das mehr als üblich. Doch dafür, dass der bodenständig gebliebene Fahrzeugbauer so ungern spricht und ins Rampenlicht tritt, hat er diese Herausforderung glänzend gemeistert. Unterstützung bekam er dabei von DJ Bobo und Joey Kelly, die zum Gratulieren nach Triptis kamen und der Abendveranstaltung in der Endmontage im Werk 2 Glamour verliehen.
Trotzdem blieb Fliegl sich selbst treu, als er mit seiner Frau Margit und seinen drei Kindern auf die Bühne stieg und dort eines seiner ersten Produkte geschenkt bekam: Einen Tandemachskipper aus den frühen neunziger Jahren. Zuvor gab es ausführliche Werksführungen und einige Gäste und Fliegl-Mitarbeiter hatten die Möglichkeit, ihre Kräfte auf der Kartbahn zu messen. Außerdem gab es die Möglichkeiten, einen Eurocombi über das Gelände des Werkes 2 zu steuern, das man in seiner Gesamtheit auch von einem Kran in 70 Metern Höhe aus betrachten konnte. Es ging 2005 ans Netz.
20 Jahre Fahrzeugbau in Ostdeutschland
Die Anfänge sahen da noch ganz anders aus: Am 15. Juli 1991 übernahm Josef Fliegl mit seinem damals gerade 22-jährigen Sohn Helmut das Landwirtschaftliche Instandsetzungswerk Triptis von der Treuhand. Die Anfänge sind schwierig: Fliegl muss alte Strukturen durchbrechen und das Werk komplett neu aufstellen. Die hohe Nachfrage nach LKW-Anhängern bringt ich dazu, Agrarfahrzeuge straßentauglich zu machen. Anfangs fehlen ihm dazu Produktkenntnis, Kundenstamm und Lieferanten und qualitativ einwandfreie Komponenten, worunter der Ruf zu Beginn etwas litt. Doch der junge Fliegl blieb auf dem Gas: Den Tandemanhängern stellte er 1992 Tieflader zur Seite. Der gesättigte Markt der neuen Bundesländer brachte Fliegl dazu, das Programm kontinuierlich auszubauen. Gleichzeitig muss er intern immer noch mit dem Ossi-Wessi-Konflikt kämpfen, den er aber ebenfalls beilegen konnte.
Der Nutzfahrzeugboom zu Beginn des neuen Jahrtausends lies Fliegl zum Serienfabrikanten werden: 2005 ging das Werk 2 ans Netz, in dem Curtainsider, Kipper und Containerchassis gefertigt werden, während man das Werk 1 für Spezialitäten erhielt, die den bodenständigen Bayern durch die Krise ab 2008 brachten. Trotz aller Widrigkeiten hat Fliegl Fahrzeugbau mittlerweile seinen Platz in der Branche gefunden. Der Abendveranstaltung folgte am 10. September ein Tag der offenen Tür, den 3000 Besucher nutzten.
Zwar musste Fliegl dafür das Werk für einige Tage herunterfahren. Trotzdem hatte das ganze einen positiven Nebeneffekt: „Für die Veranstaltung musste man auch in Ecken putzen, in die man sonst nie mehr hineinschaut", erklärte Margit Fliegl pragmatisch. (gs)