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Logistiker spüren Fachkräftemangel besonders deutlich

12.07.2017 13:35 Uhr
Logistiker spüren Fachkräftemangel besonders deutlich
Vor allem IT-Fachleute sind der BVL-Umfrage zufolge zunehmend bei den Logistikdienstleistern gefragt
© Foto: Picture Alliance/Keystone/Jochen Zick

Laut der Frühjahrsumfrage der Bundesvereinigung Logistik (BVL) herrscht im Logistiksektor ein größerer Mangel an qualifiziertem Personal als in den Bereichen Handel und Industrie.

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Bremen. Der Mangel an qualifiziertem Personal ist besonders für die Mehrheit der Arbeitgeber im Bereich der Logistikdienstleistung von zentraler Bedeutung. Dies ergab eine weitere Auswertung der Frühjahrsumfrage zum Fachkräftemangel der Bundesvereinigung Logistik (BVL). Die Analyse gibt außerdem Aufschluss über regionale Unterschiede sowie über Unterschiede zwischen dem Logistiksektor und den Bereichen Handel und Industrie. Erste allgemeine Ergebnisse hierzu hatte die BVL Ende April veröffentlicht.

90 Prozent der 112 Befragten aus Logistikdienstleistung, Handel und Industrie gaben an, den Mangel an Fachkräften im Arbeitsfeld Logistik zu spüren. Auf das eigene Unternehmen angesprochen erklärten aber lediglich 44 Prozent der Befragten aus Handel und Industrie, einen Mangel zu erleben. Deutlich angespannter ist die Lage bei den Logistikdienstleistern: 78 Prozent melden einen Fehlstand. Sie leiden also besonders unter dem Personalmangel.

Das drückt sich unter anderem auch darin aus, dass bei 35 Prozent der Teilnehmer aus der Logistik die Hälfte der offenen Stellen auch nach zwölf Monaten unbesetzt bleibt. Dagegen sehen sich rund 80 Prozent der befragten Verantwortlichen aus Handel und Industrie in der Lage, im selben Zeitraum bis zu 100 Prozent der Vakanzen zu besetzen.

Kurzfristig können noch mehr Positionen nicht adäquat besetzt werden: Innerhalb von drei Monaten bleibt bei rund 55 Prozent der Befragten jede zweite vakante Stelle offen. 38 Prozent der Befragten gaben darüber hinaus an, dass auch Ausbildungsplätze frei bleiben. Hierbei zeigen sich jedoch regionale Unterschiede: In Süddeutschland bleiben deutlich mehr Ausbildungsplätze unbesetzt (44 Prozent) als im Norden (33 Prozent).

Logistiker müssen Image verbessern

Auch bei den Zukunftsprognosen gehen die Aussagen auseinander: Rund 87 Prozent der befragten Logistikdienstleister und 64 Prozent der befragten Verantwortlichen aus Handel und Industrie rechnen damit, dass sich der Fachkräftemangel langfristig negativ auf ihr Unternehmen auswirken wird.

„Beim Wettbewerb um Fach- und Nachwuchskräfte spüren Logistikdienstleistungsunternehmen immer mehr den Wettstreit mit Firmen aus anderen Wirtschaftsbereichen, deren Arbeitsumfeld unter möglichen Bewerbern besser angesehen wird. Umso wichtiger ist es, dass die Logistik mehr für ihr Image tut“, erklärte Thomas Wimmer, Vorsitzender der BVL-Geschäftsführung, am Mittwoch.

Zu den laut Umfrage besonders gesuchten Berufsgruppen gehören Fachkräfte mit einer kaufmännischen oder technischen Ausbildung: Sie werden von insgesamt 79 Prozent der befragten Logistikdienstleister und 67 Prozent der Verantwortlichen aus Handel und Industrie gesucht.

Wird nach konkreten Fachkräftestellen gefragt, landen IT-Fachleute bei den Befragten aus Handel und Industrie auf Platz eins (48 Prozent), bei den befragten Logistikdienstleistern immerhin auf dem zweiten Platz (47 Prozent), direkt hinter Fahrern und Zustellern (51 Prozent) und gleichauf mit Disponenten (47 Prozent). „Dass fast die Hälfte der Unternehmen derzeit IT-Fachleute einstellen wollen, zeigt uns, dass die Logistiker zunehmend die Chancen der Digitalisierung nicht nur erkennen, sondern auch für sich nutzen wollen“, sagte Wimmer.

Befragt wurden insgesamt 112 BVL-Mitglieder

Für die Umfrage wurden insgesamt 112 BVL-Mitglieder aus Logistikdienstleistung, Handel und Industrie befragt, die im Personalbereich arbeiten oder Personalverantwortung tragen. Die Betriebsgröße der Befragten reicht von kleinen und mittleren Unternehmen (KMU) bis hin zu Konzernen; insgesamt beschäftigen die teilnehmenden Unternehmen rund 900.000 Menschen. (ag)

Die vollständige Auswertung mit Diagrammen finden Sie unter www.bvl.de/fachkraefte2017

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KOMMENTARE


Bartosz Jurkiewicz

14.07.2017 - 09:49 Uhr

Das wird auch weiterhin so bleiben. Wenn die Logistikbranche konkurenzfähig um Nachwuchs kämpfen möchte muss sie mehr bezahlen. Junge Leute orientieren sich bei ihrer Jobwahl auch vorallem am Gehalt. Und das ist gemessen am Arbeitsaufwand und der Arbeitszeit viel zu niedrig.


Theresa Müller

12.10.2017 - 09:25 Uhr

Ich muss Bartosz Jurkiewicz in diesem Punkt teilweise Recht geben. Es ist logisch, dass der Nachwuchs sich bei der aktuell vorherrschenden Lohnstruktur in der Logistikbranche eher dagegen entscheidet. Hier müsste die Branche ansetzen und entweder höhere finanzielle Anreize schaffen oder Arbeitszeit, -aufwand, etc. dementsprechend verringern. Meiner Meinung nach wird der Fachkräftemangel aber nicht nur durch die fehlenden jungen Mitarbeiter, sondern auch durch den massiven Wegfall der älteren Mitarbeiter gefördert. Unternehmen müssen hier schön langsam aus ihrem „Demografie-Schlaf“ aufwachen und ihre „Vorteile durch Diversity Management“ (https://www.ifb.de/demografie/) endlich nutzen. Würde man ältere Mitarbeiter mehr motivieren, länger im Betrieb zu bleiben, oder z.B. in beratender Position tätig zu sein, könnten man einen großen Teil des Fachwissens länger in den Betrieben halten. Dazu müssen vielen Unternehmen detailliertere Informationen zu Altersteilzeit, arbeitsrechtlichen Regelungen oder staatlichen Fördermöglichkeiten zur Verfügung gestellt werden. Ich bin nämlich überzeugt, dass hier weit mehr möglich wäre als im Moment.


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