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„Food Waste“ ist ein Problem der Logistik

26.06.2014 10:14 Uhr
„Food Waste“ ist ein Problem der Logistik
Chris Tyas ist beim Nahrungsmittelkonzern Nestlé weltweit für die Lieferketten verantwortlich
© Foto: ITF

Noch immer gehen bis zu 30 Prozent der verderblichen Lebensmittel auf der ersten Meile der Lieferkette verloren, beklagt Chris Tyas, der beim Nahrungsmittelkonzern Nestlé weltweit für die Lieferketten zuständig ist.

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Wo werden Nahrungsmittel durch mangelhafte Logistik verschwendet?
Chris Tyas: Den größten Anteil an der Nahrungsmittelverschwendung hat der erste Teil der Logistikkette, also der Weg der Rohstoffe vom Feld bis zum ersten Verarbeitungsprozess. Etwa 30 Prozent der verderblichen Lebensmittel gehen auf der ersten Meile verloren, weil es keine ausreichend ausgebaute Infrastruktur gibt, um die geernteten Rohstoffe vom Feld in die Fabrik zu bringen.

Können Sie uns ein Beispiel nennen?
In der Ukraine gehen immer noch zehn Prozent des produzierten Getreides verloren, weil die Infrastruktur unzureichend ist. Dasselbe Problem haben wir bei Reis oder Kakao in den produzierenden Ländern. Die Verkehrsinfrastruktur, die nötig wäre, um die Güter bis zum Ort der Weiterverarbeitung zu bringen, ist dort der kritische Punkt. Der Verlust von Nahrungsmitteln ist insgesamt eines der größten Probleme bei der Herausforderung, die wachsende Weltbevölkerung ausreichend zu versorgen.

Ist nur die Infrastruktur oder nicht auch die schlechte Qualität der Logistikdienstleistung dafür verantwortlich?
Das eine bedingt das andere. Logistikdienstleister sind auf gute Infrastruktur angewiesen. In vielen Anbaugebieten müssen die Dienstleister zudem mit Strukturen zurechtkommen, in denen es kaum gut ausgebildetes Personal gibt.

Was könnten Logistikunternehmen beitragen, um die Situation zu verbessern?
Ich denke, wir als Logistikindustrie haben eine Verpflichtung, das Problem der Nahrungsmittelverschwendung anzugehen. Wir müssen uns fragen, wie wir die Fahrzeuge verbessern, wie wir die Mitarbeiter besser ausbilden und wie wir die Leute so anleiten können, dass sie mit den Problemen der ersten Meile besser zurechtkommen.

Wo existieren noch Probleme in den Logistikprozessen der Nahrungsmittelindustrie?
Es gibt einige Korridore, wo es mit dem intermodalen Transport hervorragend funktioniert und es gibt problematische Korridore. Dazu gehören beispielsweise die Transporte von Südspanien nach Deutschland oder in die Niederlande. Auf dieser Route klappt es im Zusammenspiel der verschiedenen Verkehrsträger nicht besonders gut und es kommt immer wieder zu Problemen aufgrund unterschiedlicher gesetzlicher Regelungen für das Fahrpersonal. Zudem kommt es auf dieser Transportroute zu großen saisonalen Schwankungen: hohe Nachfrage im Sommer, wenn die Früchte aus Spanien in den Norden transportiert werden, und geringe Nachfrage in den Wintermonaten. Viele Unternehmen – und da gehört auch Nestlé dazu – haben aber einen konstanten Bedarf an Trans-porten.

Gibt es ein Qualitätsproblem speziell im Straßengütertransport auf dieser Strecke?
Die Transporteure sind nicht immer in der Lage, Nachfragespitzen zu bewerkstelligen. Die unterschiedlichen gesetzlichen Regelungen für das Fahrpersonal machen diese Route einfach schwieriger als beispielsweise einen Transport von Norddeutschland in die Schweiz oder nach Italien.

Sie wollen die Auslastung der LKW verbessern. Machen die Transporteure einen schlechten Job?
Ich denke, das ist eine Frage von Planung und Kooperation. Die Frage ist, ob große Unternehmen wie Nestlé oder die 4PLs in ihrer Transportsteuerung über Konzepte verfügen, die nicht nur den einzelnen Teilprozess betrachten, sondern das Gesamtsystem, um Synergien zu heben.

Das Interview führte VR-Redakteur Dietmar Winkler

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