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Fast drei Viertel der Deutschen gegen Lang-Lkw

13.07.2016 13:26 Uhr
Fast drei Viertel der Deutschen gegen Lang-Lkw
Viele Deutsche haben noch immer Angst vor dem Einsatz von Lang-Lkw
© Foto: Picture Alliance/dpa/Daniel Maurer

Auch nach dem fast fünfjährigen Feldversuch sprechen sich laut einer aktuellen Forsa-Umfrage 72 Prozent gegen eine Zulassung von überlangen Lkw auf deutschen Straßen aus.

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Berlin. Fast drei Viertel der Deutschen sind gegen einen Einsatz von Lang-Lkw auf deutschen Straßen. Das hat eine repräsentative Umfrage des Meinungsforschungsinstituts Forsa im Auftrag der Allianz pro Schiene, des Automobil-Clubs Verkehr (ACV) und des Verbandes Deutscher Verkehrsunternehmen (VDV) ergeben. Insgesamt sprachen sich 72 Prozent der Befragten gegen eine Zulassung von überlangen Lastwagen auf deutschen Straßen aus, während nur 25 Prozent dafür waren. Frauen (81 Prozent) äußerten sich deutlich häufiger ablehnend als Männer (62 Prozent). Im Bundesländervergleich waren die Bürger in Nordrhein-Westfalen noch einmal kritischer eingestellt (77 Prozent) als der Durchschnitt der Deutschen.

Als Hauptgründe für ihr negatives Votum nannten die Befragten das ihrer Ansicht nach hohe Unfallrisiko (47 Prozent) und die erhöhten Steuermittel für den Umbau des Straßennetzes (40 Prozent). 45 Prozent der Deutschen gaben als sehr wichtig an, dass durch den Einsatz von Lang-Lkw Transporte von der Schiene zurück auf die Straßen verlagert würden, was für die Umwelt schädlich sei. Der fünfjährige Testversuch mit überlangen Lastwagen, der unter Federführung des Bundesverkehrsministeriums im Dezember 2016 enden soll, hat die Einschätzung der Bürger demnach kaum verändert: Kurz vor Teststart sprachen sich 77 Prozent der Deutschen gegen Lang-Lkw aus.

Allianz pro Schiene nimmt Bundesverkehrsminister in die Pflicht

„Die Ergebnisse sind ein Weckruf für den Bundesverkehrsminister“, sagte der Allianz pro Schiene-Geschäftsführer Dirk Flege. „Die Deutschen wollen keine längeren Lastwagen auf den Straßen. Sie wollen nicht mehr, sondern weniger Lkw. Dobrindts offensives Werben hat die Bürger nicht überzeugt“, bewertete er die Ergebnisse.

Kritisch zeigten sich Allianz pro Schiene, ACV und VDV gegenüber den Ankündigungen des Ministers, Lang-Lkw nach Ende der Laufzeit ohne weitere Auflagen in die Regelzulassung zu überführen. Einen Vorschlag des Vorsitzenden im Bundestags-Verkehrsausschuss, Martin Burkert, bewerteten die Verbände dagegen positiv. Danach sollen Gigaliner nach Ablauf des Testversuchs im Dezember 2016 nur dann eine Genehmigung für den Alltagsbetrieb bekommen, wenn sie als Zulieferer im Kombinierten Verkehr mit Bahn und Binnenschiff eingesetzt werden. Eine deutschlandweite Freigabe für überlange Lastwagen hatte Burkert aus Umwelt- und Sicherheitsgründen weiterhin strikt abgelehnt.

Im Rahmen der Umfrage hatte Forsa im Juni 1535 Bundesbürger ab 16 Jahre befragt. 75 Prozent der Befragten hatten zu diesem Zeitpunkt schon einmal was von Lang-Lkw gehört oder gelesen, 2011 waren es 67 Prozent. (sno)

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KOMMENTARE


Wolfgang Hein

26.07.2016 - 19:20 Uhr

Gehört in diesen Bericht nicht auch die Frage, ob die so geschützte Bahn überhaupt das Potenzial hat, diese vielen neuen Güter auf der Schiene zu transportieren? Die Bevorzugung des Personenverkehrs, die fehlenden Gütertrassen, die Streichungen in der Zahl Anlieferstellen, das Lärmproblem der meisten Güterwagen insbesondere auf der Rheinstrecke machen die romantische Forderung einer Rückverlagerung von Fracht auf die Schiene doch eher unwahrscheinlich. Die Bahn verfehlt doch schon jetzt ihre Ziele im Gütertransport regelmäßig. Und das liegt nicht am übermächtigen Straßenzug als Buhmann. Da grenzt es schon an Hinterlist, wenn der Lang-LKW nur Zulieferverkehr für die Schiene machen soll. Solange die Bahn ihre strukturellen Defizite nicht angeht, wird sie kein attraktiver Marktteilnehmer. Da hilft auch kein Quotenschutz.Denn der Markt läuft anders. Der Onlinehandel verkürzt die Lieferzeiten und die Attraktivität des flexiblen Verkehrsmittel LKW stoppt nur eine kollabierende Infrastruktur, die ein planmäßige Erreichung der Ziele unmöglich macht. Es ist schade, dass die Umfrage so viel Desinformation zu Tage bringt. Sinnvoller Einsatz von Lang-LKWs bedingt besonders qualifizierte Fahrer, ist also eher eine Jobgarantie. Gleichzeitig werden weniger Fahrer benötigt, die dann nicht als Nomaden auf den Autobahnrasthöfen am Wochenende durchkommen müssen. Der Lang-LKW belastet die Straße weniger als sein Standard-Kollege und spart sogar Fahrten ein. Er ist damit ressourcen- und umweltschonender als ein Transportwesen ohne Lang-LKW. Schade, das niemand diese einfachen Vorteile rechtzeitig kommuniziert und hier nur von einem "Weckruf" in eine falsche Richtung gesprochen wird. Spätestens ein Brexit hat gezeigt, dass Mehrheiten nicht immer so informiert sind, dass sie sinnvolle Entscheidungen treffen. Was nicht gegen die Demokratie spricht, wohl aber gegen die bewusst tendenziös gefärbte Desinformation.


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