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Dialogforum zur Y-Trasse steuert aufs Abstellgleis

27.04.2015 14:06 Uhr
Dialogforum zur Y-Trasse steuert aufs Abstellgleis
Das Dialogforum zur Y-Trasse hat großen Diskussionsbedarf
© Foto: Picture Alliance/dpa/Hauke-Christian Dittrich

Das zum Schlichten des Streits um die Y-Trasse gestartete Dialogforum verzettelt sich zusehends in Verfahrensfragen. Verspielen die Kommunen ihre Einflussmöglichkeit?

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Celle. Wenn nicht gerade die Lokführer streiken, ist die Überlastung der Gleise von Hamburg und Bremen in Richtung Süden auch für Laien klar erkennbar. Lange Güterzüge voller Container, Kohle oder Neuwagen warten auf Seitengleisen, während die Personenzüge durchfahren - und die Güterlawine aus den Häfen wird weiter wachsen. Nach viel Streit um die zur Entlastung geplante Y-Trasse sollte ein Dialogforum mit Bürgerinitiativen und Kommunalvertretern eigentlich unter Alternativrouten eine Konsenslösung finden.

Schon auf seiner zweiten Sitzung am Freitag aber drohte der Dialog im Streit um Gutachter und Studien zu platzen. Verwickelte Diskussionen bremsen die inhaltliche Arbeit aus. Immer wieder schlagen Kommunalberater Jens Stachowitz Ablehnung und Ärger entgegen, als er in der voll besetzten Kongresshalle in Celle mit den gut 90 vorab bestimmten Kommunal- und BI-Vertretern über die Tagesordnung diskutiert.

Weshalb ist eine Kosten-Nutzen-Analyse des Bundes zu den Alternativen erst vier Tage vor der Sitzung auf den Tisch gekommen, weshalb ist eine Ertüchtigung der OHE-Gleise durch die Heide darin anders als verlangt nicht berücksichtigt? Das fragen Dialog-Teilnehmer empört. Für Stachowitz, der seit Jahren konfliktträchtige Projekte wie Kraftwerks- oder Gefängnisbauten moderiert, wird es schwierig, die ausufernde Debatte zu kanalisieren.

„Ich möchte wissen, wer hier welche Interessen hat”, fordert die Bürgermeisterin von Bispingen, Sabine Schlüter (SPD), und nennt damit ein Kernproblem des Dialogforums. Lieber nicht durch meinen Landkreis oder meine Kommune, lautet nämlich die Devise vieler Teilnehmer. So schimpft ein Vertreter des Heidekreises, dass die Heidebahn Buchholz-Soltau in einer Trassenvariante auftaucht. Eine Ausnahme macht der Landrat von Lüchow-Dannenberg, Jürgen Schulz (parteilos), der einer Trasse durch seinen Landkreis etwas abgewinnen kann, weil sie die Erschließung im Personenverkehr verbessere.

Grund für Niedersachsens Verkehrsminister Olaf Lies (SPD), das Forum anzuschieben, war das tief sitzende Misstrauen von Kommunen und Anwohnern zwischen Lüneburger Heide und Hannover gegenüber Bahn, Bund und Land. Diese hatten jahrelang an einer Neubautrasse von Hannover in Richtung Hamburg und Bremen festgehalten, obwohl es viel fachlich fundierte Kritik gab.

Alternativen lassen Wogen hochschlagen

Jetzt, wo viele Alternativen auf dem Tisch liegen, schlagen die Wogen aber erneut hoch - und das Misstrauen bleibt. Neben zahlreichen Prognosen und Analysen, die im Dialogforum eigentlich diskutiert werden sollen, fordern die Kommunen einen externen Experten, der ihnen bei der Bewertung der Daten hilft. Dass womöglich das Land den zusätzlichen Gutachter beauftragt, hält ein Teilnehmer für „unglücklich”. Schließlich sichert das Verkehrsministerium in Hannover zumindest das Geld für einen Gutachter zu. Pragmatischerweise könne der Gutachter, den die Kreise Harburg und Uelzen bereits auf eigene Faust engagiert haben, die Arbeit übernehmen, beschließt das Gremium.

Dass die nach sechs Stunden noch immer andauernde unkonstruktive Debatte den Kommunen und Bürgerinitiativen am Ende eher schade, stellt eine Gemeindevertreterin schon am Vormittag fest: „Schießen wir uns damit nicht selbst ins Knie, wenn wir hier Zeit vertrödeln?” Wenn nämlich das Forum zu keinem Kompromissvorschlag kommt, entscheiden die Planer von Bahn und Bund alleine, wo demnächst die Züge herfahren. (dpa)

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