München/Wiesbaden. Die deutsche Wirtschaft baut auf eine kräftige Erholung in den kommenden Monaten. Im November hellte sich die Stimmung in den Chefetagen überraschend deutlich auf. Nach Berechnungen des Ifo Instituts für Wirtschaftsforschung kletterte der Ifo-Geschäftsklimaindex unerwartet stark von 107,4 Punkten im Vormonat auf 109,3 Punkte. Damit sind die Unternehmer so zuversichtlich wie seit rund eineinhalb Jahren nicht mehr.
„Die deutsche Wirtschaft blickt zuversichtlich auf die kommenden Wintermonate“, erklärte Ifo-Chef Hans-Werner Sinn am Freitag in München. Der Ifo-Index gilt als wichtigstes Stimmungsbarometer der deutschen Wirtschaft. Dass er nach dem leichten Dämpfer im Vormonat stärker als erwartet zulegte, dürfte auch an der Erwartung einer anspringenden Weltkonjunktur liegen.
Im November stieg vor allem in der Industrie die Stimmung kräftig. Wichtiger Treiber dabei seien die Exporterwartungen, sagte Ifo-Experte Klaus Wohlrabe. Deutschland profitiere von der Belebung der Weltkonjunktur: „Auch in der Eurozone sieht man ein bisschen Licht am Ende des Tunnels.“ Damit mehren sich die Zeichen, dass die Exporte wieder anziehen und auch der Außenhandel Wachstumsimpulse liefert.
Das nährt die Hoffnung, dass das Wirtschaftswachstum insgesamt an Dynamik gewinnt. Denn im dritten Quartal hielt allein die starke Binnenkonjunktur die deutsche Wirtschaft auf Wachstumskurs, während der Außenhandel bremste. Das Bruttoinlandsprodukt (BIP) legte preis-, saison- und kalenderbereinigt um 0,3 Prozent zum Vorquartal zu, wie das Statistische Bundesamt am Freitag mitteilte. Die Wiesbadener Behörde bestätigte damit erste Schätzungen.
Investitionen zogen im Sommerquartal an
Besonders positiv überraschte im Sommerquartal, dass zum zweiten Mal infolge mehr als im Vorquartal investiert wurde. Zuvor hatten Unternehmer aus Unsicherheit wegen der Euro-Staatsschuldenkrise ihre Investitionen seit Ende 2011 auf Eis gelegt. „Sollte sich die Aufhellung der Geschäftserwartungen fortsetzen, spräche dies auch für einen stärkeren Anstieg der Investitionen, womit eine wichtige Bremse für den Aufschwung in Deutschland gelöst würde“, sagte Commerzbank-Volkswirt Ralph Solveen.
Im Oktober hatte der Ifo-Index nach zuvor fünf Anstiegen in Folge überraschend leicht nachgegeben. Volkswirte sahen darin allerdings nur ein vorübergehendes Phänomen. (dpa)