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Deutsche Handelsschifffahrt: 2009 war schlimmer als erwartet

03.12.2009 15:49 Uhr
Deutsche Handelsschifffahrt: 2009 war schlimmer als erwartet
Der VDR-Vorsitzende Michael Behrendt erklärte 2009 sei für die deutsche Schifffahrt erheblich schlechter verlaufen, als man sich hätte vorstellen können
© Foto: Arndt

Trend zur Verbesserung der Lage / Appell an die Bundesregierung: Piraterie-Bekämpfung muss noch verbessert werden

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Hamburg. Die deutschen Reeder haben das schlimmste Krisenjahr seit Gründung der Bundesrepublik Deutschland hinter sich. Das, was bis dato als „Krise“ bezeichnet wurde, verdient aus heutiger Sicht eigentlich einer anderen Umschreibung. „2009 ist erheblich schlechter verlaufen, als wir es uns vor einem Jahr noch vorstellen konnten“, sagte Michael Behrendt, Vorsitzender des Verband Deutscher Reeder (VDR), am Donnerstag in Hamburg auf der Jahrespressekonferenz. Immerhin: Für 2010 gibt es so etwas wie eine „keimende Zuversicht“ auf eine leichte Verbesserung der Marktsituation. So zögen die Frachtraten in der Linienschifffahrt wieder langsam an. Auch bei den Charterraten sei der Zerfall gebremst. Die Anzahl der Auflieger steige nicht mehr. Aktuell lägen weltweit rund 566 Containerschiffe auf, die gut elf Prozent der TEU-Transportkapazität repräsentierten. Die deutschen Reeder, die weltweit die mit Abstand größte Containerschiffflotte betreiben, seien von der Weltwirtschaftskrise, in deren Folge die Schifffahrtskrise ausbrach, gleich mehrfach getroffen worden. Zum einen durch den Einbruch der Frachtraten in der Linienschifffahrt, weil innerhalb kürzester Zeit große Ladungsmengen einfach vom Markt verschwanden. Zum anderen brachen die Charterraten massiv ein – um fast 80 Prozent -, weil Schiffstonnage nicht mehr in dem bisherigen Umfang benötigt wurde. Schließlich drohen viele deutsche Reedereien, aber auch Schiffsemissionshäuser, in Bedrängnis zu geraten , weil die in den Boomjahren bestellen neuen Frachter – allen voran Containerschiffen – nicht finanziert werden können. Behrendt sprach von „starken Engpässen“ bei „der Beschaffung von Eigen- und Fremdkapital“. Sowohl die Banken als auch private Kapitalgeber seien extrem zurückhaltend. Behrendt appellierte hier an die Bundesregierung, die für andere Teile der deutschen Volkswirtschaft in dieser Krisenzeit geschaffenen Instrumente so anzupassen, dass in deren Genuss auch die deutsche Schifffahrtsbranche kommen können. Das sogenannte Kfw-Sonderprogramm beispielsweise könne hinsichtlich seiner Bestimmungen für die deutschen Reeder kaum angewandt werden. Behrendt wies darauf hin, dass deutsche Schiffffahrtsunternehmen „keine Sonderstellung“ gegenüber anderen Branchen haben wollten, „wohl aber eine krisengerechte Anwendung der Instrumente“. Mehr politische Unterstützung wünscht sich der Verband auch beim Bemühen der deutschen Reeder, dass die Auslieferung der auf asiatischen Werften bestellten Schiffe „zeitlich gestreckt werden kann“. Bislang sträubten sich die fernöstlichen Schiffbauer dagegen. Sie müssten aber davon überzeugt werden, dass eine Verlagerung der Auslieferungen auf einen späteren Zeitpunkt auch ihnen helfen werde, zumal in diesem Jahr praktisch kein neues Schiff mehr bestellt wurde. Zudem werde eine zeitliche Streckung auch einen wirksamen Beitrag dazu leisten, dass es schneller wieder zu einer Ausgewogenheit aus Angebot und Nachfrage komme. Ein großes Sorgenkind bleibt für die deutschen Reeder auch die Piraterie, allen voran am Horn von Afrika. Die Ende 2008 gestartete EU-Operastion „Atalanta“ sei zwar eine wichtiger Schritt gewesen. Doch an ihrer Wirksamkeit müsse noch mehr gearbeitet werden, wobei eine Reihe von Stellschrauben zu betätigen seien. Wichtig ist für den VDR, dass die Staatengemeinschaft die Piraterie als ein gemeinsames Problem erkenne und dagegen auch gemeinsam vorgehe. Das bedeute auch, dass eigentlich wesentlich mehr Marineschiffe abgestellt werden müssten. Parallel dazu müssten die Anstrengungen verstärkt werden, die Wurzeln der Piraterie zu bekämpfen. „Und die liegen an Land“, so Behrendt. Ungeachtet der Schifffahrtskrise bilden die deutschen Reedereien weiter im großen Stil aus, da der Fachpersonalmangel, auch aufgrund der ungünstigen Alterspyramide in der deutschen Flotte, weiterhin bestehe. Froh sei man, dass sich weiterhin viele junge Menschen für einen Seefahrtsberuf entschieden. Der VDR wird seine Ausbildungsförderung daher erhöhen, und zwar von bislang 10.000 Euro pro Ausbildungsvertrag auf 12.000 Euro. (eha)

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