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Deutsch-französisches Doppel-Interview

13.08.2012 20:44 Uhr
Deutsch-französisches Doppel-Interview
Bahnchef Rüdiger Grube: Trennung von Netz und Betrieb wäre eine Verirrung
© Foto: dapd/Clemens Bilan

DB-Chef Rüdiger Grube und SNCF-Chef Guillaume Pepy einig im Wunsch nach einem „einheitlichen Schienen-Europa“.

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Paris. Man sei zwar im Wettbewerb miteinander, aber in der Zielsetzung für ein Europa, in welchem die Züge ohne nationale Bremsklötze frei verkehren können, liege man auf derselben Wellenlänge. Das bekräftigten die Chefs der französischen Staatsbahn SNCF und der Deutschen Bahn AG, Guillaume Pepy und Rüdiger Grube, bei einem gemeinsamen Interview mit der Pariser Zeitung Le Figaro.

Für den Deutschen sei dies zurzeit leider noch „ein frommer Wunsch“. Der Schienenverkehr mit seiner national gelenkten Vergangenheit hinke hier der Strasse und dem Lufttransport immer noch hinterher und die aktuelle Krisensituation in Europa erschwere eine Harmonisierung im Bereich der technischen Bahn-Infrastrukturen zusätzlich. Einen ersten Fortschritt habe man jedoch schon erzielen können mit den für mehrere unterschiedliche europäische Schienensysteme ausgelegten Zugmaschinen, erinnert Grube. Aber das koste viel Geld. Beide Bahnchefs plädieren für eine einheitliche europäische Homologisierung wie beim Luftverkehr. Warum kann ein Auto überall herumfahren, nicht aber eine Lok, fragt Guillaume Pepy.

Die Politik solle sich dringend um den Abbau der nationalen technischen Barrieren kümmern, findet auch sein deutscher Kollege. Nur müsse dies zugleich einhergehen mit der Liberalisierung der nationalen Märkte. Erforderlich sei hierfür ein verbindlich von allen einzuhaltender Terminkalender. Grubes Credo ist ein „für den Güter- ebenso wie den Personenverkehr einheitlicher und offener europäischer Schienenmarkt“.

Für Pepy ist der deutsche Markt ein Vorbild. Er sei am offensten, und dies, obwohl dort Infrastruktur und Transportbetrieb nicht getrennt, sondern integriert seien.

In Frankreich habe man Öffnung für Wettbewerb und Trennung der beiden Bereiche verwechselt. Erforderlich seien stattdessen „Pragmatismus, Einfachheit und Servicequalität“. Grube findet die Spartentrennung „eine Verirrung“ und unterstreicht die wirtschaftliche Effizienz des integrierten DB-Modells. In Japan oder der Schweiz käme nicht mal im Traum jemand auf die Idee, die Bahn in zwei Funktionsbereiche aufzuteilen, und dass die Integration funktioniere, könne man daran ablesen, dass es im deutschen Schienenverkehr 370 Konkurrenten gebe. Deren Netzzugang und Nutzungsgebühren würden jedoch von Schutzmechanismen kontrolliert, die strikte Neutralität garantierten, fügt Grube als kleinen Seitenhieb Richtung SNCF hinzu. (jb) 

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