ZF will Umsatz in China verdoppeln – Verträge mit BMW und VW

28.05.2004 16:19 Uhr

Autozulieferer erwartet im Bereich Nutzfahrzeuge bald Konkurrenz aus China auf dem Weltmarkt

Schanghai/Friedrichshafen. Der Friedrichshafener Autozulieferer ZF baut sein Engagement in China aus. Der Vorstandsvorsitzende Siegfried Goll kündigte bei einem Treffen von Führungskräften des Konzerns am Freitag in Schanghai einen Umsatzsprung von zuletzt 317 Millionen Euro auf mindestens 700 Millionen Euro bis Ende 2006 an. Grundlage der Prognose seien vor allem Lieferverträge für Getriebe, Achsen, Lenkungen, Stoßdämpfer oder Kupplungen mit den Autobauern BMW und VW. Für die 5er-Reihe von BMW, die in Kürze in Shenyang (Südmandschurei) anläuft, wird ZF die kompletten Vorder- und Hinterachsen liefern. Auch die Achsen für den aktuellen und kommenden 3er-BMW stammen von den Friedrichshafenern. Im Rahmen eines neuen Joint Ventures mit dem chinesischen Hersteller Shanghai Automotive sollen außerdem von Juni an 5-Gang- Stufenautomatgetriebe an Volkswagen Shanghai geliefert werden. Zunächst kommen die Getriebe aus dem ZF-Werk in Saarbrücken, ab 2006 sollen sie in China gebaut werden. Im vergangenen Jahr war ZF wegen Sondereinflüssen erstmals seit langem wieder in die roten Zahlen gerutscht. Der Verlust betrug 162 Millionen Euro (2002: 29 Millionen Euro Gewinn). ZF hatte 2003 ein Joint Venture mit Ford (Werk Batavia) in den USA beendet, was zu außerordentlichen Belastungen in Millionenhöhe führte. Im ersten Quartal 2004 legte der ZF-Umsatz um acht Prozent auf 2,4 Milliarden Euro zu. Für einen Teil des China-Umsatzschubes bis 2006 soll das Nutzfahrzeuggeschäft sorgen. Mit dem chinesischen Partner Dongfeng sei eine Absichtserklärung zur gemeinsamen Produktion von jährlich mindestens 150.000 Getrieben und Kupplungen für Stadtbusse und Radladerfahrzeuge unterschrieben worden, teilte der Konzern mit. Die angekündigte Verdopplung des Umsatzes innerhalb von zwei Jahren beruhe auf einer sehr vorsichtigen Einschätzung, so Goll. Das Ziel könne „deutlich überschritten“ werden. Derzeit hat ZF elf Produktionsstandorte mit rund 2730 Beschäftigten in China. Unmittelbare Gefahren für die Arbeitsplätze in Deutschland sieht Goll durch die angestrebten Produktionsverlagerungen nicht. Er kündigte jedoch an: „Der konzerninterne Wettbewerb wird zunehmen.“ In China selbst würden in den kommenden Jahren zunächst einfache Bauteile produziert werden. Allerdings müsse damit gerechnet werden, dass aus China selbst Konkurrenz auf dem Weltmarkt erwachse. Speziell im Bereich Nutzfahrzeuge sei bereits zu erkennen, dass chinesische Firmen Exportaktivitäten entwickelten. Problematisch seien zudem der Preisverfall für PKW und die Produktpiraterie. (vr/dpa)

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