Wincanton-Interview: „Wir gehören zu den führenden Netzwerkanbietern"

26.06.2006 07:38 Uhr
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Karl Nutzinger, Vorsitzender der Geschäftsführung, Wincanton Trans European Management GmbH, Mannheim Foto: Kranke

Das erste Interview mit Wincanton-Deutschland-Chef Karl Nutzinger. Der neue Vorsitzende der Geschäftsführung der Wincanton Trans European Management GmbH will den Logistikdienstleister stärker am deutschen Markt platzieren und plant Zukäufe.

LOGISTIK inside:

Herr Nutzinger, Sie sind seit Februar Vorsitzender der Geschäftsführung der deutschen Wincanton-Gesellschaft. Was haben Sie sich für Ziele vorgenommen? Nutzinger: Ich möchte Wincanton in Deutschland stärker platzieren. Ich glaube, der Markt hat noch nicht wahrgenommen, dass wir mit unseren 76 Standorten in Deutschland in vielen Segmenten zu den Top-Anbietern gehören. LOGISTIK inside: Was sind denn die Stärken von Wincanton? Nutzinger: Wir bieten eine breite, multimodale Produktpalette, die es uns ermöglicht, komplexe Lösungen aus einer Hand für unsere Kunden zu entwickeln. Dabei verfügen wir über die kritische Masse, um kostengünstig und effektiv arbeiten zu können, gleichzeitig können wir uns um kundenindividuelle Bedürfnisse kümmern und liefern dafür qualitativ hochwertige Lösungen. LOGISTIK inside: Was wollen Sie bei Wincanton in Deutschland in Zukunft noch verbessern? Nutzinger: Wir sind in Deutschland bereits sehr gut aufgestellt. Es gibt aber ein großes Potenzial, durch eine engere Zusammenarbeit der diversen Geschäftsbereiche und durch einen einheitlichen Auftritt die Grundlage für weiteres Wachstum zu schaffen. LOGISTIK inside: Wincanton verfügt in Deutschland über ein sehr gutes Stückgutnetzwerk, sind hier Erweiterungen geplant? Nutzinger: Ja, das stimmt. In Deutschland gehören wir zu den vier bis fünf führenden Netzwerkanbietern, die es gibt. Sowohl was die Anzahl der Standorte als auch was die Qualität unserer Leistung betrifft, können wir uns mit unseren Konkurrenten messen. Wir bieten schon heute eine sehr gute Flächendeckung und planen, in Zukunft deutlich mehr Menge in unser Netzwerk einzuspeisen. LOGISTIK inside: In Europa scheinen Sie aber noch nicht in allen Ländern flächendeckend vertreten zu sein … Nutzinger: Ja, richtig. Unser europäisches Netzwerk hat durchaus Bedarf, regional ergänzt zu werden. Es gehört zu unserer Strategie, diesen Ausbau voranzutreiben und unsere europäischen Stückgut- und Komplettladungsaktivitäten zu stärken. LOGISTIK inside: In welchen europäischen Ländern wollen Sie ihr Netz zuerst erweitern? Nutzinger: Osteuropa ist natürlich für uns wie für andere Anbieter auch ein attraktiver Wachstumsmarkt, in dem wir unser Netzwerk enger spannen werden. Wichtig ist dabei eine gute Basis in Westeuropa, um die Warenströme zwischen West und Ost gestalten zu können. LOGISTIK inside: Wie wichtig ist das eigene Netzwerk für das Kontraktlogistikgeschäft? Nutzinger: Das ist eine unschlagbare Kombination. Wir gehören zu den sehr wenigen Kontraktlogistikanbietern, die über ein eigenes Netzwerk verfügen und sehen bei uns jeden Tag, dass nur die Kombination dieser beiden Geschäftsbereiche es uns ermöglicht, die Bedürfnisse unserer Kunden hundertprozentig zu erfüllen. LOGISTIK inside: Werden künftig die großen Transport-Netzwerk-Anbieter speditionellen Wettbewerbern den Zugang zum Netzwerk vermehrt verwehren? Nutzinger: Ja, das ist der Trend im Markt. Deshalb versuchen ja gerade andere Kontraktlogistikdienstleister, sich in Netze einzukaufen oder diese aufzubauen. LOGISTIK inside: Könnte sich jemand bei Ihnen einkaufen wollen? Nutzinger: Wir sind sicherlich ein attraktives Unternehmen, das sich so mancher Wettbewerber wünschen könnte. Gegen eine Übernahme spricht jedoch die Tatsache, dass wir uns selbst in einer starken Expansionsphase befinden. Wir sehen uns daher eher auf der aktiven als auf der passiven Seite. LOGISTIK inside: Plant Wincanton selber größere Übernahmen? Nutzinger: Wir sehen sowohl in Deutschland, aber auch international diverse Akquisitionsmöglichkeiten. Namen kann ich aber an dieser Stelle noch nicht nennen. LOGISTIK inside: Wie sieht denn der ideale Übernahmekandidat aus? Nutzinger: Der ideale Akquisitionskandidat wäre ein Logistikdienstleister, der international aufgestellt ist und in den Ländern über eigene Strukturen verfügt, in denen Wincanton noch nicht ausreichend vertreten ist. Das Unternehmen sollte sowohl Stückgut- Teilladungs-, als auch Ladungsverkehre anbieten und nach Möglichkeit auch in der Kontraktlogistik zu Hause sein. LOGISTIK inside: Gibt es solche Unternehmen am Markt? Nutzinger: Ja, es gibt hier durchaus sehr interessante Kandidaten. LOGISTIK inside: In welchem Zeitraum könnte es zu einer solchen Akquisition kommen? Nutzinger: Dies könnte durchaus in den nächsten ein bis zwei Jahren möglich sein. LOGISTIK inside: Wird der Konsolidierungsprozess weitergehen? Nutzinger: Ja, wir haben das Ende noch lange nicht erreicht. Es ist jedoch nicht unsere Zielsetzung, alle logistischen Bereiche – also vom Paket bis zur Kontraktlogistik anzubieten. Vielmehr spezialisieren wir uns auf ausgesuchte Produkte und Branchen. Kundennähe ist dabei unser oberstes Gebot. Lebenslauf: Karl Nutzinger (48) Seit Feb. 2006 Vorsitzender der Geschäftsführung, Wincanton Deutschland, Mannheim 2003 – 2006 CEO Europa, Mittlerer Osten und Afrika Geologistics 1995 – 2003 Regionaldirektor Westeuropa Schenker AG, Berlin 1984 – 1994 Regionaldirektor Südostasien Birkart Globistics AG, Singapur, Berlin 1983 – 1984 Internationale Projektaufgaben Birkart, Israel 1980 – 1982 Ausbildung zum Speditionskaufmann Birkart München

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