Stockholm/München/Wolfsburg. Der Münchner Konzern bereite eine dritte und erhöhte Offerte für Scania vor, berichtete die Wirtschaftszeitung „Dagens Industri“ am Dienstag unter Berufung auf Kreise nahe an MAN. Das Unternehmen sei zu einem Gebot von über 500 Kronen (54 Euro) je Aktie bereit, hieß es in dem Bericht. Zuletzt hatte MAN 475 Kronen je Aktie für den schwedischen Konkurrenten geboten und damit insgesamt rund 10,4 Milliarden Euro. Ein MAN-Sprecher wollte sich dazu am Dienstag nicht äußern. „Zu Spekulationen geben wir keine Stellungnahme ab.“ MAN würde bei 500 Kronen je Aktie das Gesamtangebot um rund 500 Millionen Euro aufstocken. Finanzkreise gehen jedoch davon aus, dass der Konzern bei seinem Übernahmeangebot nochmals nachlegen muss, zumal die Aktien von Scania zwischenzeitlich bei über 500 Kronen notierten. Vor einem solchen Schritt müsse aber zunächst einmal eine Einigung mit dem zweitgrößten Scania-Aktionär Investor und mit VW stehen, der auch das bereits nachgebesserte Angebot abgelehnt hatte. Am Vortag hatte Scania zudem die Ausschüttung einer Sonderdividende in Höhe von 35 Kronen je Aktie an die Aktionäre in Aussicht gestellt. Der Schritt gilt als Versuch, die Anleger bei der Stange zu halten. Scania-Chef Leif Östling sagte der Zeitung „Dagens Nyheter“, die Tage seines Unternehmens als selbstständige Einheit seien gezählt. Bei seiner heftigen Kritik an MAN-Chef Håkan Samuelsson legte Östling nochmals nach: Man müsse nun „Ordnung in die finanzielle Seifenoper bekommen“, in die die Beteiligten vor allem durch schlechtes Management von Samuelsson geraten seien. Er erwarte eine partnerschaftliche Dreier-Lösung mit Volkswagen als entscheidendem Faktor, sagte Östling. „VW hat das sehr klare Ziel, bei dem Ganzen an der Spitze zu stehen. Als ausschlaggebend galt in Stockholm, ob Investor den bisherigen Widerstand gegen einen Aktienverkauf an MAN aufgibt. Nach unbestätigten Medienberichten sei mit grünem Licht von der zur Familie Wallenberg gehörenden Finanzgesellschaft zu rechnen, hieß es. Investor-Sprecher Fredrik Lindgren sagte dazu: „Für uns hat sich gar nichts geändert.“ VW macht seine Unterstützung für die Scania-Übernahme durch MAN davon abhängig, dass das Münchner Unternehmen die Investor-Anteile von 10,8 Prozent des Kapitals und 19,3 Prozent der Stimmrechte bei Scania übernehmen kann. Der Wolfsburger Autobauer ist sowohl größter Aktionär bei Scania als auch bei MAN und hatte vor einigen Tagen nochmals auf eine einvernehmliche Lösung binnen vier Wochen gedrungen mit dem Ziel eines Zusammenschluss von MAN und Scania. Der amerikanische VW-Großaktionär Tweedy Browne warnte unterdessen den Volkswagen-Vorstand vor einem Abenteuer im Lkw-Geschäft. «“VW sollte sich darauf konzentrieren, seine Kernmarke zu sanieren, und nicht Milliarden für Nutzfahrzeuge ausgeben“, sagte Tweedy-Browne- Partner Tom Shrager dem Wirtschaftsmagazin „Focus-Money“. Zwar sei es positiv, wenn die Wolfsburger aus ihren Beteiligungen an MAN und Scania sowie dem eigenen Lkw-Geschäft in Brasilien einen Nutzfahrzeugkonzern schmiedeten. Volkswagen solle aber nicht die Führung übernehmen. „Man finanziert keine Großfusion, wenn das eigene Haus nicht in Ordnung ist“, mahnte Shrager. Tweedy Browne hält knapp ein Prozent der VW-Stammaktien und ist damit nach Porsche und dem Land Niedersachsen einer der größten Einzelaktionäre.
Weitere Aufstockung der Scania-Offerte erwartet
Im Tauziehen um eine Nutzfahrzeug-Allianz wird eine weitere Aufstockung der Übernahmeofferte von MAN für den schwedischen Konkurrenten Scania immer wahrscheinlicher.