VW-Chef sieht keine schnelle Einigung bei Sanierungsgesprächen

08.09.2006 00:00 Uhr

Wolfsburger Autobauer will Probleme der Kernmarke mit Kostensenkungen, Arbeitszeitverlängerung, Stellenabbau sowie neuen Modellen angehen

Berlin/Wolfsburg. Volkswagen-Konzernchef Bernd Pischetsrieder erwartet bei den Gesprächen mit Betriebsrat und IG Metall zur Sanierung der Kernmarke VW keine schnelle Einigung. Das machte er vor Beginn der Beratungen an diesem Freitag deutlich. Dafür sei das „Problem zu komplex“, sagte Pischetsrieder am Donnerstag in Berlin am Rande einer Veranstaltung zum Thema Biokraftstoffe. Pischetsrieder bekräftigte aber, er gehe davon aus, dass die Beratungen mit Betriebsrat und IG Metall bis November beendet sein werden. Der Wolfsburger Autobauer will die Probleme der Kernmarke mit massiven Kostensenkungen, Arbeitszeitverlängerung, Stellenabbau sowie neuen Modellen angehen. Kernforderung ist eine Rückkehr von der seit 12 Jahren geltenden Vier-Tage-Woche mit 28,8 Stunden zur 35-Stunden-Woche ohne Lohnausgleich. Die IG Metall lehnt dies bisher ab. Die Arbeitnehmerseite verlangt zunächst konkrete Zusagen für Auslastung und Beschäftigung in den einzelnen Werken sowie Gewinnbeteiligung. Sie befürchtet, dass angesichts der Überkapazitäten eine längere Arbeitszeit zu noch mehr Stellenabbau führt als bisher angekündigt. VW-Gesamtbetriebsratschef Bernd Osterloh signalisierte vor den Gesprächen mit dem Management zwar Bereitschaft zum Kompromiss. In der Berliner Tageszeitung „Der Tagesspiegel“ warnte er aber zugleich: „Ich bin bestimmt kein Betonkopf. Aber erpressen lassen wir uns nicht. Wir ... können zur Not den Konzern lahm legen“. Zur Forderung der Vorstands nach einer Rückkehr zur 35-Stunden-Woche sagte Osterloh: „Wir werden uns bei der Arbeitszeit bewegen, wenn wir mindestens ein zusätzliches Produkt für Wolfsburg bekommen, wenn unsere Teilefertigung aufgewertet und die Arbeitsplätze langfristig gesichert werden.“ VW hatte mindestens 20.000 Jobs auf den Prüfstand gestellt, jeden fünften Arbeitsplatz in den westdeutschen Werken. Sie sollen jedoch hauptsächlich auf freiwilligem Weg - etwa über Aufhebungsverträge und Altersteilzeit - abgebaut werden. In dem von Pischetsrieder schon im Februar angekündigten Sanierungsprogramm ist ebenfalls die Komponentenfertigung ein Thema, die teilweise als unrentabel gilt. Auch die Schließung einzelner Bereiche war nicht ausgeschlossen worden. Derzeit verhandelt VW über einen möglichen Verkauf der Gießerei im Werk Hannover. Die Traditionsmarke Volkswagen wird vergleichsweise teuer produziert und hat Überkapazitäten. 2005 war sie nur noch knapp an roten Zahlen vorbeigeschrammt. Die westdeutschen VW-Werke haben einen dreistelligen Millionenverlust verbuchen müssen. Sie gelten als nicht wettbewerbsfähig. Obwohl der Absatz zuletzt wieder kräftig angezogen hat, leidet VW an Ertragsproblemen. (dpa/tz)

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