München. Die vier Heiligen Kühe der Logistik: „Logistik ist ein dynamischer Wachstumsmarkt, der von zunehmendem Outsourcing profitiert”, „Logistik ist ein Dienstleistungsgeschäft mit hoher Wertschöpfung, die wegen steigender Kundenanforderungen noch zunehmen wird”, „Logistikdienstleis-ter mit geringer Kapitalintensität, aber hoher Lösungskompetenz und innovativen IT-Systemen sind besonders erfolgreich” und „Logistikdienstleister arbeiten auf Basis von langfristigen Verträgen und stabilen Kundenbeziehungen”. Aussagen, die jeder kennt. Wissenschaftler, Berater, Logistikdienstleister, Finanzanalysten, Verbände und auch Medien haben diese Statements lange Jahre unwidersprochen postuliert. Mittlerweile haben sie sich zu Heiligen Kühen in der Logistikbranche entwickelt. Wahrheiten, die kaum noch hinterfragt werden. Dass das aber so alles gar nicht stimmt und die Folge einer kollektiven Selbsttäuschung der Branche ist, behauptet jetzt Dieter Schneiderbauer, der als Director bei der Mercer Management Consulting, für die Logistikbranche zuständig ist „Logistik”, so Schneiderbauer, „ist kein dynamischer von Outsourcing getriebener Wachstumsmarkt. Logistik ist kein Dienstleistungsgeschäft mit hoher Wertschöpfung. Logistikanbieter mit geringer Kapitalintensität sind nicht besonders erfolgreich. Und Logistikdienstleister arbeiten nicht auf Basis von langfristigen Verträgen.” Der Berater belegt seine Thesen mit Daten, die er aus der Analyse von 30 Logistikdienstleistern gewonnen hat. Die Schuld, dass nicht eher Klartext geredet wurde, gibt er der Logistikdienstleistungswirtschaft: „Der Meinungsdruck durch Brancheninsider erschwert Gegenpositionen, trotz erster Fakten und Indizien“. Zu Schneiderbauers Ansichten und Fakten gibt es unter den Top-Experten der Logistik zum Teil Zustimmung als auch Gegenpositionen: „Ich habe bei allen von Mercer vorgelegten Belegen Zweifel an der Methodik. Die Aussagen sind aus den präsentierten Daten in dieser Pauschalität nicht abzuleiten“, sagt Wolfgang Stölzle, Direktor des Zentrums für Logistik und Verkehr an der Universität Duisburg-Essen. Stölzle hält beispielsweise die Zahl der analysierten Unternehmen für zu gering, zudem handele es sich dabei nur um große Anbieter, „aber der Markt für Kontraktlogistik ist durch eine Vielzahl kleinerer und mittlerer Unternehmen geprägt.“ Professor Peter Klaus vom Lehrstuhl für Betriebswirtschaftslehre, an der Universität Erlangen Nürnberg, hingegen meint: „Es ist zwar ein typisches Beraterprodukt, das Aufmerksamkeit erzielen soll, aber Ähnliches habe ich auch schon gesagt und stimme daher mit einigen der Aussagen überein“. In Sachen Wachstumsmotor Outsourcing vertritt der Wissenschaftler ähnliche Ansichten wie der Berater: „Outsourcing ist nicht der rasende Wachstumsmarkt. Aber von keinem Trend zum Outsourcing zu sprechen, ist auch falsch.“. Zum welchem Schluss die Top-Wissenschaftler und weitere Experten kommen, lesen Sie in der Oktober-Ausgabe (10/04) von LOGISTIK inside. (Heft online bestellen - hier clicken) Telefonische Bestellung unter: 01 80 5 / 26 26 18 (bundesweit nur 0,12 Euro pro Minute).
Thema der Woche: Die Heiligen Kühe der Logistik
Logistik – eine uneingeschränkte Boombranche? Dieses Bild hat sich in vielen Köpfen festgesetzt. Mittlerweile gehen die Meinungen über die Zukunft auseinander.