Dübendorf/ St. Gallen/Thun. Erst hochgelobt, dann umstritten – so lässt sich die bisherige Geschichte der Biotreibstoffe zusammenfassen. Eine neue Studie aus der Schweiz unter Leitung der Empa, einer interdisziplinären Forschungs- und Dienstleistungsinstitution für Materialwissenschaften und Technologieentwicklung, hat die Grundlagen für die Ökobilanz verschiedener Biotreibstoffe und deren Produktionsverfahren untersucht. Das Fazit: Nur wenige sind in der Gesamtbilanz umweltfreundlicher als Benzin.
In den letzten Jahren ist die Nachfrage nach vermeintlich umweltfreundlichen Biotreibstoffen weltweit deutlich angestiegen. Dies hatte einen vermehrten Anbau sogenannter Energiepflanzen zur Folge. Zuletzt hat sich jedoch eine Kehrtwende in Sachen Biosprit angedeutet. So hat beispielsweise die EU-Kommission Mitte September in einem internen Papier angekündigt, den Einsatz von Biosprit wegen grundsätzlicher Zweifel deutlich begrenzen zu wollen. Biokraftstoffe könnten dem Klima schaden und Lebensmittelknappheit verschärfen, heißt es darin.
In diesem Zusammenhang hat die Empa im Auftrag des Schweizer Bundesamts für Energie (BFE) die Grundlagen für die Umweltbilanz zahlreicher Biotreibstoffe inklusive ihrer Produktionsketten untersucht und eine vorangegangene Studie aus dem Jahr 2007 aktualisiert. Das Ergebnis der Ökobilanzstudie: Etliche Biotreibstoffe aus Agrarerzeugnissen helfen zwar, den Ausstoß an Treibhausgasen zu verringern, führen aber zu anderen Umweltschäden wie übersäuerten Böden und überdüngten Gewässern.
Weniger Treibhausgase – dafür andere Umweltbelastungen
„Die meisten Biotreibstoffe verlagern also lediglich die Umweltbelastungen: Weniger Treibhausgase, dafür mehr anbaubedingte Schäden an landwirtschaftlich genutzten Böden“, so der Leiter der Studie, Empa-Forscher Rainer Zah. Das führe dazu, dass nur wenige Biotreibstoffe eine insgesamt bessere Ökobilanz als Benzin aufweisen, allen voran Biogas aus Rest- oder Abfallstoffen, das – je nach Ausgangsmaterial – die Umwelt bis zur Hälfte weniger belastet als Benzin. Innerhalb der Biotreibstoffe haben Ethanol-basierte Treibstoffe laut Studie tendenziell eine bessere Ökobilanz als diejenigen auf Öl-Basis – die Ergebnisse hängen allerdings erheblich von der individuellen Herstellungsart und -technologie ab. Jeder (neue) Biotreibstoff müsse daher genau und separat unter die Lupe genommen werden, so Zah.
Die Ökobilanzstudie kann auf den Seiten der Empa heruntergeladen werden:
http://www.empa.ch/plugin/template/empa/*/125527