Rostock. Die deutsch-dänische Fährreederei Scandlines trennt sich von fünf Frachtrouten und konzentriert sich künftig auf den Betrieb ihrer drei Fährlinien in der südlichen Ostsee. Wie das Unternehmen am Mittwoch in Rostock mitteilte, werden die Routen von Travemünde in die lettischen Hafenstädte Ventspils und Liepaja, vom schwedischen Nynäshamn nach Ventspils, von Rostock nach Trelleborg und von Sassnitz nach Trelleborg an die schwedische Reederei Stena Line verkauft.
„Wir sind stetig bestrebt, unsere strategische Ausrichtung zu optimieren. Unser erklärtes Ziel ist es, Scandlines zukünftig stärker als Passagier-Reederei zu positionieren“, begründete Scandlines-Chef Søren Poulsgaard-Jensen den Besitzerwechsel. Die Zustimmung der EU-Wettbewerbsbehörde steht noch aus.
Der Verkauf erfolge zu einem wirtschaftlich günstigen Zeitpunkt, erklärte Poulsgaard-Jensen. Zum Preis machte er keine Angaben. Den rund 300 betroffenen Scandlines-Mitarbeiter in Deutschland und im Baltikum sollen Stellen bei Stena Line angeboten werden. Die Eisenbahn- und Verkehrsgewerkschaft (EVG) fordert eine tarifvertragliche Absicherung. „Wir brauchen Schutzmechanismen für alle betroffenen Beschäftigten“, betonte EVG-Vorstand Martin Burkert.
Scandlines bedient künftig noch die Linien Rostock-Gedser, Puttgarden-Rødby und Helsingborg-Helsingør. Als einzige Frachtroute betreibt Scandlines nach Angaben einer Sprecherin noch die Verbindung von Rostock ins finnische Hanko.
Stena begrüßt neue Routen
Auch bei Stena zeigte man sich mit dem Eigentümerwechsel zufrieden. „Durch den Erwerb der Routen von Deutschland und Schweden in das Baltikum stärken wir unsere Präsenz im Ostseeverkehr und erweitern unser Angebot für Fracht- und Passagierkunden“, betonte Stena-Chef Gunnar Blomdahl. Stena Line verfüge über große Erfahrung im Bereich der Fracht- und Passagier-Schifffahrt in der Ostsee und werde die Zukunft der übernommenen Routen sichern.
Die teilstaatliche Ostseereederei Scandlines war im Juni 2007 privatisiert worden und zu je 40 Prozent an die deutsche Allianz Capital und den britischen 3i-Fonds sowie zu 20 Prozent an die Deutsche Seereederei (DSR) gegangen. Der Kaufpreis betrug damaligen Angaben zufolge 1,56 Milliarden Euro. Im Oktober 2010 trennte sich dann die DSR von ihren Anteilen. Früheren Angaben zufolge beschäftigt das Unternehmen in Dänemark und Deutschland rund 2200 Mitarbeiter. Scandlines erzielte im Vorjahr nach eigenen Angaben einen Umsatz von 611 Millionen Euro. Wegen hoher Treibstoff- und Fixkosten habe sich das Nettoergebnis im Vergleich zu 2010 auf 10 Millionen Euro halbiert. (dpa/bw)