Bonn. Die Deutsche Post steht vor einem Milliardendeal und dem größten Zukauf ihrer Geschichte: Sie will den weltweit tätigen britischen Logistik-Konzern Exel übernehmen. Die Post habe mit Exel Gespräche „hinsichtlich eines möglichen Übernahmeangebots“ aufgenommen, bestätigte das Unternehmen. In London war nach dem aktuellen Börsenwert von Exel ein möglicher Kaufpreis in Höhe von rund 3,4 Milliarden Pfund, umgerechnet knapp 5 Milliarden Euro, im Gespräch. Ein dicker Brocken - aber die Kriegskasse der Post ist auch prall gefüllt.
Noch hat Post-Vorstandschef Klaus Zumwinkel seinen bisher größten Coup auf seinem globalen Logistik-Expansionskurs und auf dem Weg an die Weltspitze nicht in trockenen Tüchern. Die Gespräche seien in einer frühen Phase, und ihr Ausgang sei derzeit offen, hieß es dürftig in gleich lautenden Erklärungen beider Unternehmen.
Mit Exel würde die Deutsche Post unter der Marke DHL ihre hervorragende Stellung als Global Player auf dem internationalen Logistikmarkt auf einen Schlag weiter deutlich verbessern und ihr Ziel erreichen, weltweit größter Logistik-Konzern zu werden.
Exel (Sitz in Bracknell bei London) ist mit rund 110.000 Mitarbeitern rund um den Globus im Logistikgeschäft aktiv. Mit einem Umsatz von etwa zehn Milliarden Euro ist das an der Londoner Börse notierte Unternehmen der weltweite Branchenführer in der Kontraktlogistik, dem Transport von Waren, Material und Bauteilen von Unternehmen mitsamt der ganzen Organisation. Viele der größten Konzerne sind Exel-Kunden. Hier steht die Post bisher weltweit nur auf Platz vier - mit einem allerdings bescheidenen Weltmarktanteil. Exel würde daher als fehlender Baustein gut passen.
Geld für die milliardenschwere Übernahme läge bei der schuldenfreien Post bereit. An flüssigen Mitteln sind rund 4,2 Milliarden Euro in der Kasse. Die Post-Führung hat daneben weiter viel finanziellen Spielraum: Sie ließ sich auf der letzten Hauptversammlung im Mai eine ungewöhnlich saftige Kapitalerhöhung genehmigen. Nach aktuellem Wert wären das etwa 4,4 Milliarden Euro.
Mit einer Übernahme von Exel würde die Post auch ihre langfristige Strategie verfolgen, die starke Abhängigkeit vom Briefgeschäft durch Ausbau des internationalen Logistikgeschäfts weiter zu verringern. Das nationale Briefmonopol läuft Ende 2007 aus und die künftige Konkurrenzlage ist schlecht kalkulierbar. Im Logistikbereich hat sich die frühere Staatspost in den vergangenen Jahren mit DHL, Danzas und der US-Firma Airborne bereits drei große Unternehmen einverleibt.
Über eine Übernahme von Exel durch die Post war immer wieder spekuliert worden. Die beiden Unternehmen hüllten sich dazu aber in Schweigen. Nach Informationen aus London soll auch der US-Konzern United Parcel Service (UPS) seine Fühler ausgestreckt haben. Der Schweizer Konkurrent Kühne & Nagel dementierte hingegen ein Interesse. (dpa)