Polnische Bahn stellt Sinn der Fährlinie nach Russland in Frage

04.12.2006 14:06 Uhr

Die polnische Staatsbahn PKP hat den Sinn der geplanten Eisenbahnfährlinie zwischen dem deutschen Fährhafen Sassnitz und Russland in Frage gestellt.

Warschau/Berlin/Sassnitz. Der Umschlag deutscher Zug - Fähre - russischer Zug sei komplizierter und teurer als der Gütertransport durch Polen, teilte die PKP jetzt in Warschau mit. Zudem brauche die Fähre zwischen Russland und Deutschland 36 Stunden, ein Güterzug zwischen Deutschland und Weißrussland durch Polen nur 14 Stunden. Nach Angaben der PKP investiert die EU zwischen 2002 und 2013 rund 3,5 Milliarden Euro in den Ausbau der Bahnkorridore von Deutschland über Polen nach Russland. Es komme der PKP nicht zu, das Eisenbahnfährprojekt zu kritisieren, sagte der Direktor der Generalvertretung der PKP in Deutschland, Robert Bajczuk, auf Nachfrage. Die Eisenbahnfährlinie sei aber eine Konkurrenz zur bestehenden Bahnverbindung über Land, die in den nächsten Jahren modernisiert werden soll. Auf die Modernisierung hätten sich im Jahr 2005 die Bahnen von Deutschland, Polen und Russland geeinigt. Nach Angaben der DB Logistics ist angesichts der wachsenden Transportzahlen für beide Verkehrswege ausreichend Ladevolumen vorhanden. Die Eisenbahnfährlinie ist eine Alternative zum bestehenden Landweg, wie DB Logistics-Sprecher Gelfo Kröger sagte. Vor allem für Schwer- und Überlasttransporte sei der Transport über die Ostsee eine gute Alternative. Die Transportzeiten beider Verkehrswege (Land/Ostsee) seien identisch. Die DB will in Abstimmung mit den russischen Partnern den Alternativweg über die Ostsee im nächsten Jahr testen. Die Eisenbahnfährlinie sollte ursprünglich bereits am 5. Dezember 2006 starten. Wie die Deutsche Bahn am Freitag mitteilte, wird sich der Start der Linie jedoch verzögern. Als Grund wurden Probleme auf russischer Seite bei der Zollabfertigung und bei der internen Abstimmung genannt. Das Eisenbahnfährschiff „Vilnius“ mit einer Kapazität von 90 russischen Eisenbahnwaggons oder 108 LKW-Trailern soll nun nach Angaben der Bahn von Januar 2007 an je einmal pro Woche zwischen den Ostseehäfen Baltijsk (Kaliningrad) und Sassnitz pendeln. Die russische Seite hatte Mitte November angekündigt, eine zweite Eisenbahnfährlinie zwischen Ust Luga (St. Petersburg) und Sassnitz aufnehmen zu wollen. Für die Eisenbahnfährlinie bietet der deutsche Fährhafen Sassnitz günstige Voraussetzungen. Er ist der einzige Hafen Westeuropas mit einem russischen Breitspur-Schienensystem. Die Gleisanlagen werden von der Deutschen Bahn bewirtschaftet. Bis zum Start der Fährlinie können Spediteure die bestehende Alternativverbindung zwischen Sassnitz und dem litauischen Hafen Klaipeda nutzen.

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