Bad Münder. Auf den Tag genau ein Jahr nach dem Zugunglück von Bad Münder beklagt die "Bürgerinitiative Störfall" mangelndes Interesse bei Politikern an Konsequenzen. Bundesweit gebe es nach wie vor keine Störfall-Task-Force. Es fehlten Ortungssysteme für Gefahrguttransporte. "Es stimmt uns bedenklich, dass es so lange Zeit braucht, um auf derartige Unfälle zu reagieren", sagte der Vorsitzende der Bürgerinitiative, Dirk Reinecke am Dienstag in Bad Münder. Nachdem am 9. September 2002 im Bahnhof der Kleinstadt ein Kesselwagen mit der Krebs erregenden Chemikalie Epichlorhydrin explodiert war, hatte es eine Stunde lang gedauert, bis die Feuerwehr von der Bahn über die gefährliche Fracht informiert worden war. Mehr als 1000 Einwohner und Helfer klagten über Vergiftungserscheinungen. Noch immer hätten die Menschen Angst vor gesundheitlichen Spätfolgen, sagte Ortsbürgermeister Helmut Fasser (CDU). Eine Frau leidet nach Angaben des Chemikers Helmut Burdorf unter akuten Beschwerden. Sie habe einen Tag nach dem Unglück während eines therapeutischen Bades über das Wasser Epichlorhydrin aufgenommen. Untersuchungen hätten einen Zusammenhang zwischen ihren Problemen und der bei dem Unglück ausgetretenen Chemikalie ergeben, sagte Burdorf, der Mitglied der Bürgerinititive ist. "Wir müssen darauf dringen, dass alles dokumentiert wird," sagte Burdorf. Etwa 4500 Blutproben sind nach seinen Angaben nach dem Unfall genommen worden. Auch Leberwerte wurden getestet. 350 Proben würden sowohl in der Medizinischen Hochschule Hannover als auch in der Universitätsklinik Göttingen untersucht. Die endgültigen Ergebnisse sollen Anfang nächsten Jahres vorliegen. (vr/dpa)
Nach Zugunglück fordern Bürger Ortungssystem für Gefahrguttransporte
Betroffene klagen über zu lange Reaktionszeit der Bahn bei Unfällen