Maut-Betreiber Toll Collect sieht sich im Zeitplan

20.02.2003 12:06 Uhr

Konsortialpartner DaimlerChrysler Services: "Wir werden wie geplant am 31. August um 22 Uhr erstmals die Lkw-Maut erheben"

Das mit dem Aufbau und Betrieb des Lkw-Mautsystems auf deutschen Autobahnen beauftragte Konsortium Toll Collect sieht sich ungeachtet noch offener politischer Entscheidungen "voll im Zeitplan". "Wir werden wie geplant am 31. August um 22 Uhr erstmals die Lkw-Maut erheben und sämtliche technische Voraussetzungen geschaffen haben", sagte Michael Rummel vom Konsortialpartner DaimlerChrysler Services in Berlin. Durch die andauernde politische Debatte über die Verwendung der geplanten Milliarden-Einnahmen und die noch fehlende Verordnung werde das private Betreiberkonsortium nicht behindert. "Wir haben als Dienstleister einen 12-Jahresvertrag und werden diesen erfüllen", sagte Rummel. In den Streit, ob die erwarteten Bruttoeinnahmen von jährlich 3,6 Milliarden Euro zur Haushaltskonsolidierung oder ausschließlich für Verkehrswege benutzt werden, sei Toll Collect nicht involviert. "Es gibt kein Szenario, dass wir später anfangen." Dem Konsortium gehören neben DaimlerChrysler die Deutsche Telekom und der französische Autobahnbetreiber Cofiroute an. Vom 31. August an soll auf deutschen Autobahnen für alle Lastwagen mit einem Gewicht von mehr als 12 Tonnen eine kilometergenau berechnete Maut erhoben werden. Das auf der US-Satellitenortung GPS und dem Mobilfunk basierende System ist weltweit einmalig. In die Lkw wird dazu ein radiogroßes Gerät zur Erfassung und automatischen Einbuchung eingebaut. Da dafür keine Pflicht besteht, können sich Spediteure auch per Internet einbuchen oder an 4500 Terminals entlang der Autobahnen Tickets einlösen. Kontrolliert wird über vollautomatische Stationen ähnlich wie Schilderbrücken. Hinzu kommen mobile Kontrolleure, die Mautpreller stellen sollen. "Die eigentlich kritische Phase haben wir hinter uns", sagte Rummel. Die Software sei Ende Januar auf die Rechner überspielt worden und werde bis zum "Echtlauf" im August erprobt. Auch die Lieferung der kostenlosen Fahrzeuggeräte, die vom 1. Mai an in ersten Flotten eingebaut werden sollen, sei angelaufen. Bis zum Systemstart würden 150.000 Geräte installiert. Bei einem "Vollausbau" sollen in 800.000 von insgesamt einer Million Lastwagen Geräte eingebaut werden. Bis Ende August würden 150 von 300 Kontrollbrücken stehen. Im Zeitplan sehen sich die Partner auch beim Aufbau des Unternehmens. Rummel: "Die Hälfte der 600 Beschäftigten in Berlin, Potsdam und Bonn haben wir rekrutiert." Der Bund investiert mehr als 7 Milliarden Euro in das Projekt, die Betreiber 250 Millionen Euro. Ihnen sollen jährlich knapp 500 Millionen Euro zufließen. Zu konkreten geschäftlichen Erwartungen des Konsortiums hielt sich Rummel bedeckt. "Wir werden unterm Strich keinen überschwänglichen operativen Gewinn erzielen", sagte er. Vielmehr habe Toll Collect ein strategisches Interesse, um mit dem System auch im Ausland zum Zuge zu kommen und Basis für ein europäisches System zu sein. Demnächst stünden Ausschreibungen unter anderem in Dänemark, Tschechien, den Niederlanden, Großbritannien an. Auch in China und Taiwan gebe es Interesse am deutschen System. (tw/dpa)

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