China platzt aus allen Nähten und wenn das Reich der Mitte mal so richtig auf die Pauke haut, schwingt auch Deutschland im Takt mit: Ein Milliardenmarkt drängt da, forciert durch eine Mischung aus Postkommunismus und Neokapitalismus, nach Europa und Amerika. Die einstige „Werkbank China“, mit niedrigem Lohnkostenniveau und hohem Arbeitskräftepotenzial, hat sich längst zu einem fidelen Investor gemausert, um den es sich zu buhlen lohnt: 65 Milliarden Euro, so die Schätzung der Strategieberatung Bain & Co., werden im Jahre 2015 aus dem Reich der Mitte im Ausland investiert, ein Großteil davon könnte in den deutschen Mittelstand fließen.
Nun muss das hiesige Transport- und Speditionsgewerbe nicht nach einer aufbrandenden Welle Ausschau halten, auf der die China-Logistiker nach Deutschland surfen. Dafür sind Anzahl und Größe der in Hamburg, Frankfurt am Main und Nordrhein-Westfalen niedergelassenen chinesischen Unternehmen noch zu gering. Die Gefahr besteht eher darin, eine Entwicklung zu verpassen, die mehr hintergründig vonstattengeht als auf den Titelseiten der großen Wirtschaftsmagazine. Chinesen expandieren eben so, wie man es von ihnen erwartet: diskret, effizient, zielgerichtet.
Hier liegt die Chance für den deutschen Mittelstand: proaktiv tätig zu werden, um früh genug Partnerschaften mit chinesischen Firmen zu suchen. Denn die sind bei ihrem Vorstoß auf den Weltmarkt – und hier kommt Deutschland eine Schlüsselrolle zu – auf Partner im Ausland angewiesen. Wer sich dabei zu positionieren und mit einem über Jahre angeeigneten Branchenwissen zu empfehlen weiß, der wird durch die Konkurrenz aus dem Fernen Osten nicht erschüttert, sondern kann vielmehr die eigene Marktstellung durch Kooperation festigen.
Timour Chafik, Chef vom Dienst