Kooperation GVZ-Nord

Kooperation GVZ-NordStarkes MiteinanderIn Norddeutschland haben sich im Nahverkehr zehn Speditionspartner zur Kooperation GVZ-Nord zusammengeschlossen. Was ihnen die Zusammenarbeit bringt und welche Ziele sich das Netz gesetzt hat. Fast in jeder Spedition gibt es eine Palette, die man am liebsten nicht ausliefern will, weil der Empfänger weitab jeder Route sitzt. Die Fahrt lohnt sich nicht, abgeliefert werden muss sie trotzdem. Da fast jeder eine solche Palette hat, fahren zehn LKW von zehn Speditionen los, um den ungeliebten Auftrag zuzustellen. Alternativ könnte man solche Sendungen auch in das zentrale Netz einer Speditionskooperation einspeisen und von dort aus weiterverteilen. Aber auch das führt mitunter zu unsinnigen Verkehren. Denn die zentralen Hubs von Kooperationen liegen oft viele Hundert Kilometer entfernt in der Mitte Deutschlands. Nicht ungewöhnlich also, dass eine Sendung von Hamburg nach Kiel über ein Hub in Fulda transportiert wird. Die Folgen sind lange Laufzeiten, unausgelastete LKW, mehr Verkehr und Belastungen für Umwelt und Kostenstellen. Unbeliebte PostleitzahlengebieteDas müsste besser gehen, dachten sich zehn norddeutsche Speditionen und entschlossen sich mit ihren Zweitniederlassungen zu einer einmaligen Zusammenarbeit und gründeten das Netz „GVZ-Nord“. Denn gerade die im Norden unbeliebten Postleitzahlengebiete entlang der Nord- und Ostseeküste, bis hinauf an die dänische Grenze und ins östliche Brandenburg werden von Speditionen, die nicht aus der Region kommen, nur ungern abgedeckt. Dank ihrer neuen Kooperation GVZ-Nord liefern die Partner nun solche Sendungen an einen Hub, der durch die Spedition Heinrich Zoder betrieben wird. Hier wird gebündelt, was früher über die Kooperationen oder von den einzelnen Speditionen als „Verlustgeschäft“ abgefertigt wurde. Ausgeliefert werden die Sendungen dann von einer Spedition, die ohnehin in dem Gebiet tätig ist. Ein ErfolgsmodellVon Hamburg aus fährt also nur noch ein LKW mit allen Sendungen in die ungeliebten Randgebiete, die auf einmal gar nicht mehr so ungeliebt ist. „Unrentable Strecken sind mit mehr Sendungen jetzt rentabel zu fahren“, sagt Nils Heidenreich, Speditionsleiter der Garbe Transport in Hamburg. Während vor allem die großen Hamburger und Bremer Speditionen größere Mengen in das neue System einspeisen und sich damit Fahrten in strukturschwächere Regionen sparen, sorgt die gestiegene Menge für eine höhere Auslastung der Nahverkehrsfahrzeuge der Speditionen in diesen Regionen. So bekommt die Güstrower Logistik deutlich mehr Sendungen als früher. Und auch alle anderen profitieren. Sie sparen sich kostentreibende Umwege mit halb leeren LKW. „Diesen Unsinn zu vermeiden, ist die Basis der Zusammenarbeit“, erklärt Dirk Trappel, Geschäftsführer der Hamburger Spedition. Denn die LKW können sinnvoller auf rentableren Fernverkehrslinien oder im eigentlichen Nahverkehrsgebiet der Speditionen eingesetzt werden. Gleichzeitig werden weniger Transporte durchgeführt, was die externen Kosten durch Staus, Unfälle, Lärmbeeinträchtigung oder Umweltverschmutzung reduziert.Seit nur mehr einem Jahr gibt es das Netz GVZ-Nord. Doch die Partner gaben den Zusammenschluss erst etliche Monate später bekannt. „Wir wollten erst sicher sein, dass diese Zusammenarbeit ein Erfolgsmodell ist“, begründet Heidenreich die Zurückhaltung. Dieses Ziel ist offensichtlich erreicht worden. Nach nur einem Jahr seien bei einigen Teilnehmern deutliche Einsparungen absehbar. Allein bei Garbe könnten nun zwei Fahrzeuge sinnvoller eingesetzt werden, bestätigt der Speditionsleiter. Auch die Qualität wurde verbessert. Durch die kurzen Wege können die Beteiligten ihren Kunden einen 24-Stunden-Service garantieren. Ein Service, den nicht alle Kooperationen für alle Postleitzahlengebiete anbieten. „Wir können also von einer tatsächlichen Qualitätssteigerung sprechen“, so Heidenreich. „Wir haben uns eine Möglichkeit geschaffen, die uns zusichert, auch auf den kurzen Entfernungen in Norddeutschland ein Preis-Leistungs-Verhältnis zu schaffen, das Kunden zufriedenstellt und gleichzeitig den Netzpartnern die Möglichkeit gibt, auch an diesen Sendungen Geld zu verdienen“, nennt er die Vorteile.Die Ziele sind entsprechend hochgesteckt: So hoffen die Partner in diesem Jahr auf steigende Mengen im System, um die Auslastung weiter zu verbessern. Zudem streben sie einen vollständigen Datenaustausch untereinander an. Eine echte System-Kooperation sei indes nicht geplant, heißt es. Abgerechnet wird deshalb nicht zentral, sondern in jedem Unternehmen selbst, und auch den Palettentausch organisieren die einzelnen Speditionen selbst. Ausdehnung nach BerlinEine Erweiterung durch die Aufnahme neuer Partner ist indes geplant. So könnten Unternehmen aus dem schon abgedeckten Gebiet helfen, die Verteilergebiete weiter zu verkleinern. Auch eine Ausdehnung des Netzes, zum Beispiel bis nach Berlin, ist geplant. Zu viele Partner sollen es aber nicht werden. „Das Gebiet soll überschaubar bleiben“, sagt Heidenreich, „und keine Konkurrenz zu den bestehenden Stückgutverbünden darstellen.“ Denn fast alle Partner sind selbst in eine Kooperation wie Star, VTL, Online Systemlogistik oder CTL eingebunden. Ängste vor einer Konkurrenz zu den bestehenden Netzen durch den Nord-Verbund sehen die Beteiligten nicht. „Unsere Zusammenarbeit mit anderen behindert das gar nicht“, sagt Volker Steffens, Geschäftsführer der RS Logistik. „Wir sehen das als sinnvolle Ergänzung zu deren Hub-Verkehren“, so Steffens. Zudem käme die Entlastung der Fahrzeuge auch der Kooperation zugute. Heidenreich ist überzeugt, dass sich diese Art der Zusammenarbeit auch für andere Mittelständler eignet. Ob das Modell aber auch in anderen Regionen umsetzbar sei, hänge stark davon ab, wie offen die Teilnehmer miteinander umgingen, sagt er, und ob sich Partner für ein interessantes Gebiet finden. „Grundsätzlich kann dieses Modell also für Transportbetriebe interessant sein, die nur ein kleines Nahverkehrsgebiet haben und in Randgebieten aufgrund fehlender Mengen unrentabel arbeiten“, sagt er. Und Steffen fügt hinzu: „Jeder hat eine Ecke, in die er aufgrund des täglichen Sendungsaufkommens nicht gerne hinfährt, eine Palette, die ihm nicht in den Tagesablauf passt und er muss trotzdem hin.“ Durch die Zusammenarbeit ließen sich aber auf sinn-volle Weise Kosten einsparen. ❙❚■ Alexander Heintze, freier JournalistSteigerte dank Kooperation GVZ-Nord die Auslastung ihrer LKW: die Spedition Garbe TransportDie Partner der Kooperation GVZ-NordBeeger Logistik & Spedition in Syke sowieBeeger Internationale Spedition in Nortmoor, insgesamt 52 Mitarbeiter, 22 FahrzeugeBTL Bautrans Logistik in Neumünster, keine Angaben zur Mitarbeiter- und FahrzeuganzahlGarbe Transport in Hamburg, 270 Mitarbeiter, 123 FahrzeugeGüstrower Logistik in Güstrow, fünf Fahrzeuge (plus Partnerbetriebe), 43 MitarbeiterHamburger Spedition in Hamburg, 48 Mitarbeiter, 30 FahrzeugePetersen + Bileck in Buchholz sowie Petersen + Bileck in Lübeck, insgesamt 30 Fahrzeuge und 50 MitarbeiterRS Logistik in Appen, 25 vertraglich gesicherte Fahrzeuge, aber keine eigenen Fahrzeuge, 30 MitarbeiterHeinrich Zoder Spedition in Hamburg, 25 eigene Fahrzeuge, 70 Mitarbeiter ahKooperation GVZ-NordSo klappt die Kooperation unter Mittelständlern Eine Kooperation muss für alle einen Nutzen bringen, den die einzelnen Teilnehmer nicht alleine erreichen könnten. Mitglieder erfolgreicher Kooperationen weisen oft ähnliche Umsatzgrößen, ähnliche Mitarbeiterzahlen und ähnliche Firmenstrukturen auf. In einer Kooperation ist kein Platz für gegenseitiges Misstrauen. Netzwerke leben vielmehr vom Vertrauen untereinander. Dazu gehört ein offener Austausch von Informationen.Die gemeinsamen Ziele der Kooperation müssen präzise und verbindlich festgelegt werden. Wichtig ist auch eine klare Aufgaben- und Kompetenzverteilung. Das alles sollte man am besten vertraglich regeln. Alle Teilnehmer müssen bereit sein, ihr eigenes Ego zurückzunehmen. Vor allem bei inhabergeführten Mittelständlern ist das oft ein Problem. Doch eine weitgehende Autarkie in den Entscheidungen und gleichzeitig gemeinsam erfolgreich sein, funktioniert nicht. Die Nutzenbilanz aller Partner muss stimmen. Dazu gehört auch, keine übersteigerten Erwartungen an die Zusammenarbeit zu stellen.Lassen sich Synergien auch in anderen Bereichen heben? Zum Beispiel durch den gemeinsamen Einkauf, gemeinsame Wartung, eine zentrale Abrechnung oder auch durch den regelmäßigen Austausch von Wissen?Einen Leitfaden für die erfolgreichen Zusammenarbeit mittelständischer Firmen mit vielen Checklisten hat die IHK München erarbeitet. ahWas Experten Raten

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