Hochschulabsolventen

HochschulabsolventenKommt zu unsBei großen Logistikdienstleistern erfreuen sich Hochschulabsolventen mit Schwerpunkt Logistik großer Beliebtheit. Wie Dachser, Hellmann, Hermes und Schnellecke ihre künftigen Fach- und Führungskräfte ins Unternehmen holen. Den Großteil der rund einhundert Hochschulabsolventen, die Dachser jährlich einstellt, kennt der Logistikdienstleister bereits Monate, wenn nicht gar Jahre vorher: „Wir bieten Duale Studiengänge an und arbeiten dabei mit fünf Dualen Hochschulen zusammen“, berichtet Thomas Schulz, Bereichsleiter Corporate Human Resources. „Studenten anderer Hochschulen bieten wir Nebenjobs, Praktika sowie die Gelegenheit, bei uns ihre Abschlussarbeiten zu erstellen.“ So kommt es, dass knapp zwei Drittel der Hochschulabsolventen, die ihre Karriere bei Dachser starten, bereits Erfahrungen mit dem Kemptner Unternehmen gesammelt haben – und umgekehrt. „Das erleichtert beiden Seiten die Entscheidung zur Zusammenarbeit“, sagt Schulz, betont aber gleichzeitig, dass auch bislang nicht bekannte Kandidaten durchaus Chancen auf eine Karriere bei Dachser haben. „Es wird immer schwieriger, Topleute zu finden“, stellt der Personalchef fest. „Obgleich es mittlerweile ja wirklich viele Absolventen der verschiedensten Logistikstudiengänge gibt.“ Hohe Qualität der HochschulenAuch gelingt es den Hochschulen offenbar bestens, die Anforderungen der Wirtschaft zu erfüllen: Die in den verschiedenen Studiengängen vermittelten Inhalte stoßen bei den Logistikdienstleistern auf durchwegs positive Resonanz. „Die Qualität der Hochschulausbildung ist unserer Erfahrung nach grundsätzlich sehr gut, wobei es natürlich zwischen den einzelnen Bewerbern durchaus Unterschiede gibt“, urteilt Bärbel Krehenbrink, Leiterin der Hellmann Academy, die für die Personalentwicklung der Mitarbeiter von Hellmann Worldwide Logistics verantwortlich ist. Im vergangenen Jahr stellte das Logistikunternehmen 40 Hochschulabsolventen mit den verschiedensten Abschlüssen ein, darunter auch Betriebswirtschaftler mit nichtlogistischen Schwerpunkten wie Finanzen/Controlling oder Personal sowie Informatiker. Derzeit gibt es bei den Osnabrückern rund 20 offenen Stellen, für die ein Hochschulabschluss in der Logistik erforderlich ist, dazu kommen nochmals knapp 20 Stellen aus anderen Schwerpunktrichtungen, vornehmlich der Informationstechnologie. Logistikabsolventen mit Bachelor-Abschluss setzt Hellmann unter anderem in anspruchsvolleren Positionen in Kontraktlogistik, Supply Chain und Automotive ein. „Wenn wir Bewerber mit Master-Abschluss einstellen, dann bevorzugen wir Kandidaten, die zwischen Bachelor und Master ein bis zwei Jahre Berufserfahrung gesammelt haben“, erklärt Krehenbrink.Duale Studiengänge beliebtGrundsätzlich, so die Hellmann-Managerin weiter, verfügten bereits Bachelor-Absolventen über eine praxistaugliche Ausbildung und die Fähigkeit, über den Tellerrand zu schauen. Intern seien die Absolventen Dualer Studiengänge besonders beliebt, die während ihrer Präsenzphasen im Unternehmen in Projekten mitarbeiten. „Die werden von den Fachbereichen besonders schnell abgefischt“, so Krehenbrink. Speziell für diese Mitarbeitergruppe startet Hellmann dieses Jahr ein Traineeprogramm, bei dem auch Stationen bei Partnerunternehmen im europäischen Netzwerk vorgesehen sind. Seit Herbst vergangenen Jahres biete auch der Logistikdienstleister Hermes für Abiturienten die Möglichkeit eines Dualen Studiums. „Zum Start haben wir zunächst zwei Studienplätze geschaffen. Wir können uns jedoch sehr gut vorstellen, dass sich dieser Berufsweg bei uns als zusätzliches Angebot zu den klassischen Hochschulabschlüssen etabliert, sagt Einar Ninnemann, Bereichsleiter Human Resources. In den vergangenen Jahren stellte das zum Hamburger Otto-Konzern gehörende Unternehmen jährlich rund 80 Hochschulabsolventen ein, in diesem Jahr werden es etwa 50 sein. Insbesondere durch die organisatorischen Veränderungen, die sich mit dem Ausbau der Hermes Transport Logistics sowie dem Aufbau von Hermes Europe – als Dachorganisation aller europäischen Logistikaktivitäten von Hermes – ergaben, hatte Hermes hohen Bedarf an frisch gebackenen Akademikern. Dabei wurden allerdings nicht ausschließlich Logistiker eingestellt. Insbesondere für die „Engpassbereiche IT und Vertrieb“, wie es Ninnemann ausdrückt, kommen auch Absolventen anderer Fachrichtungen in Betracht. „Gerade Seiteneinsteiger bringen oft erfrischende Perspektiven in ein Unternehmen“, so der Personalleiter. Lebenserfahrung gefragtDie Bachelor-Studiengänge bezeichnet Ninnemann als „eher verschulte“ Form des Studiums. „Die Absolventen der noch existierenden Diplom- sowie der relativ neuen Masterstudiengänge bringen deutlich mehr Lebenserfahrung mit.“ Wichtig sei ihm jedoch, dass der Mensch zur Aufgabe und zur Unternehmenskultur passe. Welchen Studienabschluss er mitbringe, sei dann fast zweitrangig. Im vergangenen Jahr verfügten 60 Prozent der bei Hermes neu eingestellten Absolventen über den Bachelor, 30 Prozent hatten einen Master- und 10 Prozent einen Diplomstudiengang abgeschlossen. Hermes bietet den Absolventen unter anderem die Möglichkeit, eines von drei Traineeprogrammen zu absolvieren und sich auf Vertrieb, Informationstechnologie oder allgemeine Logistik zu konzentrieren. „Ebenso ist bei uns natürlich auch der Direkteinstieg in eine feste Position möglich.“ Um passende Kandidaten frühzeitig anzusprechen, setzt Hermes auf Kooperationen mit Hochschulen. Dabei sponsert das Unternehmen Lehrstühle, vergibt Praktika und Abschlussarbeiten an Studenten und ist jährlich auf rund 14 Absolventenmessen und -veranstaltungen vertreten. „Auch wenn Logistik für Studenten mittlerweile sexy geworden ist, wird es zunehmend mühsamer, gute Kandidaten zu finden“, so der Personalleiter.Vorteile von FamilienunternehmenHochschulabsolventen sucht auch der Logistikdienstleister Schnellecke. Rund 15 stellt der Wolfsburger Automobilspezialist jährlich ein, auch in diesem Jahr wird diese Größenordnung wieder erreicht werden. „Voraussetzung ist natürlich, dass wir geeignete Kandidaten finden“, sagt Sabine Krüger, Konzernbereichsleiterin Personal- und Organisationsentwicklung. „In den letzten Jahren ist das schwieriger geworden, nicht zuletzt, weil auch die Industrie gut ausgebildete Logistiker schätzt.“ Gerade die Automobilhersteller böten äußerst verlockende Einstiegsgehälter und Karrierepfade. Dafür kann Schnellecke mit den Vorteilen eines Familienunternehmens aufwarten, allen voran die Chancen, schnell Verantwortung zu übernehmen und etwas bewegen zu können. Um interessante Kandidaten auf das Unternehmen aufmerksam zu machen, setzt auch Schnellecke auf Hochschulmarketing, Recruitingmessen und Kongresse, nutzt aber auch die Agentur für Arbeit. Die meisten Hochschulabsolventen kommen bei Schnellecke in den Genuss eines Traineeprogramms, das zwischen 12 und 18 Monate dauert. Dabei gibt es die Schwerpunkte Logistik sowie als Fachtrainee den Einstieg in Bereiche wie Controlling oder Personal. Die Teilnehmer durchlaufen grundsätzlich vier Bereiche, ein Auslandsaufenthalt ist immer dabei. Vor und nach dem Programm werden die Trainees durch interne Mentoren begleitet, die für fachliche, aber auch für karrieretechnische Fragen bereitstehen. „Wir stellen immer wieder fest, dass Hochschulabsolventen noch nicht so ganz genau wissen, wo sie ihre Schwerpunkte setzen und ob sie eher eine Fach- oder eine Führungslaufbahn einschlagen möchten“, weiß die Personalerin. „Nach dem Traineeprogramm sehen sie klarer, meist wissen sie dann auch, in welchem Bereich sie tätig werden wollen.“ Nach rund zwei Jahren im Unternehmen findet bei Schnellecke eine Erstidentifikation von Führungsnachwuchskräften durch die Vorgesetzten statt. Darauf folgen eine standardisierte Potenzialanalyse oder ein Assessment Center (AC). Daraus ergeben sich Empfehlungen für die Weiterentwicklung. „Selbst wenn ein Kandidat beim AC die Anforderungen nicht erfüllt, muss dies nicht das Karriere-Aus bedeuten“, erklärt Krüger. Wer Eigeninitiative und Leistungsbereitschaft zeige, habe entsprechende Karrieremöglichkeiten. Chancen auch mit Berufsausbildung„Wobei Karriere bei Schnellecke selbstverständlich nicht ausschließlich mit Hochschulabsolventen geplant wird, sondern ebenso mit Mitarbeitern, die klassische Berufsausbildungen absolviert haben und mit Weiterbildungen im Bereich der Meister- und Fachwirtausbildungen für den Karriereweg qualifiziert sind.“ Dass der gute alte Speditionskaufmann bei den Logistikdienstleistern nach wie vor hohe Wertschätzung genießt, betont auch Bärbel Krehenbrink von Hellmann. „Bei uns hat Berufserfahrung grundsätzlich genauso viel Wert wie ein Hochschulabschluss, Speditionskaufleuten stehen die gleichen Entwicklungsmöglichkeiten offen wie Absolventen Dualer Studiengänge.“ ❙❚■ Eva Elisabeth ErnstSind seht gefragt: Hochschulabsolventen mit Logistik-Know-howHochschulabsolventenWas bei Logistikern zählt … Auch wenn viele der in der Logistik geforderten oder zumindest erwünschten Soft Skills nach Platitüde klingen – sie sind wichtiger denn je. Thomas Schulz, Bereichsleiter Corporate Human Resources bei Dachser, fasst zusammen, worauf Studenten, die sich für eine Position bei einem Logistikdienstleister interessieren, besonders achten sollten: Sprachkenntnisse: Nicht nur für Logistiker heute ein Muss. Neben verhandlungs- und präsentationssicherem Englisch ist eine zweite (oder dritte) Fremdsprache in unserer international ausgerichteten Branche mehr als wünschenswert.Auslandserfahrung: Auslandsaufenthalte sind gut, noch besser ist es allerdings, wenn im Ausland auch gearbeitet wurde. Denn selbst während eines Auslandssemesters ist es gut möglich, dass sich der Student überwiegend in einer deutschen Community aufgehalten und seine interkulturelle Kompetenz (siehe nächster Punkt) nicht wirklich gesteigert hat. Details zu etwaigen Auslandsaufenthalten sollten also in den schriftlichen Bewerbungsunterlagen nicht fehlen.Interkulturelle Kompetenz: Interesse am anderen, sich in einem unvertrauten Umfeld zurechtzufinden, intuitiv den richtigen Ton anzuschlagen, genau hinzusehen, vorgefasste Meinungen an die Realität anzupassen – all das zählt zur interkulturellen Kompetenz, die übrigens nicht nur bei Auslandseinsätzen, sondern auch in Deutschland zunehmend wichtiger wird.Mobilität: In unserer Branche ganz wichtig – und nicht nur die örtliche Mobilität, sondern auch die innere Bereitschaft, sich auf unterschiedlichste Kooperationspartner, Funktionen und Gegebenheiten einzustellen.Authentizität: Keine Rolle anzunehmen, seine eigenen Ecken und Kanten zu kennen und auch zu zeigen, das zählt insbesondere beim Bewerbungsprozess mehr als alle Versuche, sich als idealer „Einheitskandidat“ zu präsentieren. Teamfähigkeit und soziale Kompetenz: Diese Eigenschaften lassen sich in intensiven Interviews, aber auch in webbasierten Tests sowie natürlich im Rahmen von Assessment Centern herausfinden. Allerdings geben auch die Bewerbungsunterlagen erste Hinweise, wie etwa das ehrenamtliche Engagement in Vereinen sowie die Übernahme von Verantwortung in Schule, Hochschule und im Privatleben. Interesse an der Branche: Das sollte nicht allein durch die Wahl des Studienfachs, sondern auch durch entsprechende Praktika, Ferienjobs und Projektarbeiten dokumentiert werden. Wer über Trends und Entwicklungen in der Branche Bescheid weiß – zum Beispiel durch Lektüre von Fachzeitschriften wie der VerkehrsRundschau – kann auch im Vorstellungsgespräch punkten. eeeKarriereTipps für HochschulabsolventenHochschulabsolventen„Die Absolventen werden auch künftig sehr begehrt sein“Kurzinterview mit Uwe Borowy, Gründer und Inhaber der Personal- und Unternehmensberatung Personalunion, über die aktuelle Situation am Arbeitsmarkt für Logistikabsolventen. Wie begehrt sind denn am Arbeitsmarkt die Logistiker unter den Hochschulabsolventen?Uwe Borowy: Logistikabsolventen sind bei Speditionen und Logistikdienstleistern generell sehr begehrt. Zumindest die großen Unternehmen der Branche haben längst erkannt, dass sie Mitarbeiter mit akademischer Zusatzqualifikation brauchen. Und wie sieht es beim Mittelstand aus?Der typische speditionelle Mittelstand agiert hier zögerlich. Dort herrscht häufig noch eine kritische Einstellung gegenüber Akademikern. Selbst die Absolventen Dualer Studiengänge mit hoher Praxisorientierung werden aktuell eher von größeren Logistikdienstleistern eingestellt. Dazu kommt, dass auch die Absolventen größere, international aufgestellte Unternehmen mit klaren Strukturen, interessanten Einstiegspositionen und Karrierepfaden bevorzugen.Wie attraktiv sind Logistikabsolventen für die deutschen Handels- und Industrieunternehmen?Meiner Erfahrung nach werden in diesen Branchen überwiegend Generalisten gesucht. Die Spezialisierung auf Logistik ist für diese Unternehmen grundsätzlich weniger interessant als für die Dienstleister.Wie wird sich der Arbeitsmarkt für Logistikabsolventen künftig entwickeln?Weiterhin positiv, die Absolventen werden auch in diesem und den nächsten Jahren sehr begehrt sein – trotz etwaiger Unkenrufe bezüglich der wirtschaftlichen Entwicklung. Schließlich werden sowohl die Märkte der Logistikdienstleister als auch die Anforderungen ihrer Kunden weiter wachsen. Und der demografische Wandel sowie der daraus entstehende Fachkräftemangel lassen sich nicht mehr wegdiskutieren. Welche Fehler sollten Logistikdienstleister beim Recruiting von Young Professionals vermeiden?Sie sollten durchaus auch den einen oder anderen Generalisten einstellen und damit Wissen jenseits der Logistik ins Unternehmen holen. Diese Absolventen findet man natürlich nicht auf Branchenveranstaltungen, wie etwa der Messe Transport Logistic, sondern unter anderem auf allgemeinen Recruitingmessen, auf denen die Logistiker durchaus stärker Flagge zeigen könnten. Darüber hinaus fällt mir auf, dass beim Recruiting von Hochschulabsolventen eine zu hohe Erwartungshaltung geweckt wird, die dann im Alltag nicht immer eingelöst wird. eeeInterviewUwe Borowy

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