Hamburg will Tidenhub verringern

19.06.2006 14:12 Uhr

Wirtschaft und Umwelt stärken: Künstliche Sandbänke als Bremse der stärker werdenden Elbeflut

Hamburg. Hamburg will den Tidenhub der Elbe verringern. Das nütze den Schifffahrtsinteressen der Hansestadt, verbessere die ökologische Situation des Flusses und reduziere die Baggermengen, versprach Wirtschaftssenator Gunner Uldall (CDU) heute bei der Vorstellung eines Konzepts für die Entwicklung der Tide-Elbe in Hamburg. Die Wasser- und Schifffahrtsverwaltung des Bundes und die Hamburger Hafenbehörde Port Authority (HPA) wollen ihre Ideen in den kommenden Monaten mit Politik und Verbänden diskutierten. Hintergrund für die Überlegungen sind die seit dem Jahr 2000 stark gestiegene Ablagerung von Sedimenten im Hamburger Hafen - und die damit verbundenen hohen Baggerkosten. „Wir wollen diesen Trend umkehren“, sagte der Senator. Verantwortlich sind dafür nach Angaben des HPA-Strombauexperten Heinz Glindemann unter anderem der so genannte Tidal-Pumping-Effekt durch einen sehr starken Flutstrom sowie der verringerte Oberwasserzufluss der Elbe. „Je höher der Tidenhub, desto schärfer der Flutstrom.“ Der Tidenhub – der Wasserstandsunterschied zwischen Hoch- und Niedrigwasser - hat sich in St. Pauli seit 1870 um rund 1,5 Meter auf etwa 3,6 Meter erhöht. Beide Faktoren werden sich in den kommenden Jahrzehnten negativ entwickeln - durch den Klimawandel mit einem Meeresspiegelanstieg von etwa 80 Zentimeter im Jahrhundert und geringere Sommerniederschläge im Einzugsgebiet der Elbe. „Wenn man nichts macht, fährt das System auch naturschutzmäßig gegen die Wand“, so Glindemann. Ökologisch wertvolle Flachwassergebiete würden durch Ablagerung von Sand und Schlick verloren gehen. Bereits 2009 sollen nach den Vorstellungen des Senators und der Behörden in der Elbmündung künstliche Sandbänke geschaffen werden, die bei Niedrigwasser drei Meter unter der Wasseroberfläche liegen. Löcher, die beim Aufspülen der bis zu einem Quadratkilometer großen Sandbänke entstehen, können den Plänen zufolge mit wenig belastetem Schlicksand aus Hamburg aufgefüllt werden. Damit wäre das Material dem Sedimentkreislauf entzogen. Die Unterwasserinseln dienen als Bremse für den Flutstrom und damit den Tidal-Pumping-Effekt. (dpa/sb)

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