GVN: Maut-System ist "in keiner Weise» funktionsfähig

01.09.2003 17:26 Uhr

Gesamtverband Verkehrsgewerbe Niedersachsen fordert Verschiebung der Maut auf Januar 2004

Hannover/Osnabrück. Angesichts der Probleme bei dem Probebetrieb für die Lkw-Maut hat der Gesamtverband Verkehrsgewerbe Niedersachsen (GVN) dem Betreiberkonsortium "Schönfärberei" vorgeworfen. Eine landesweite Stichprobe habe am Montag belegt, dass das System "in keiner Weise" funktionsfähig sei, sagte der Hauptgeschäftsführer des Verbandes, Bernward Franzky. Von den 1100 Lastwagen, die beim Konsortium Toll Collect angemeldet wurden, sei nur ein Drittel mit den Geräten ausgerüstet worden. Mehr als 40 Prozent der Bordcomputer seien defekt gewesen. "Wer bei diesen Zahlen von einem erfolgreichen Start spricht, verdrängt die Realität", sagte Franzky mit Blick auf die Stellungnahme des Betreiberkonsortiums, das von einem positiven Start gesprochen hatte. Nur eine schonungslos offene Analyse der Fehler könne das Ruder noch herum reißen, sagte Franzky. Der eigentliche Belastungstest stehe dem Mautsystem erst zum offiziellen Start am 2. November bevor. Von diesem Termin an müssen die Spediteure dann durchschnittlich 12,4 Cent pro Kilometer entrichten. Der Deutsche Speditions- und Logistikverband in Osnabrück forderte auf Grund der technischen Probleme eine Verschiebung der offiziellen Einführung auf den 1. Januar 2004. "Wir haben Riesenprobleme, die sich nicht bis Anfang November beheben lassen werden", sagte der Präsident des Verbandes, Manfred Boes. Nur etwa jedes dritte Gerät der so genannten On-Board-Units funktioniere. Zudem seien bislang lediglich 70.000 Geräte eingebaut, rund eine Million würden aber benötigt. "Wir sind nicht gegen die Maut, aber die Voraussetzungen müssen stimmen." Nach den Worten von Boes - selbst Spediteur - ist eine seriöse erste Bilanz des am Wochenende gestarteten Probebetriebs erst in der kommenden Woche möglich. Dann sei absehbar, welches Ausmaß die Ausfälle der Bordgeräte hätten. Internetbuchung und Anmeldestationen an den Autobahnen würden in der Testphase ohnehin kaum benutzt werden, prophezeite er. Der Seniorchef der Spedition Döpke in Isernhagen bei Hannover, Friedhelm Döpke, sagte, Deutschland habe als High-Tech-Land kein gutes Bild abgegeben. Ein Großteil der 50 Geräte in seinen Lastwagen habe am ersten Tag der Probemaut technische Fehler gehabt. "Wenn sie eingebaut werden, funktionieren sie noch. Dann schaltet der Fahrer den Blinker oder den Scheibenwischer an und nichts geht mehr." Die Mautstationen seien keine Alternative zu den Bordcomputern. "So viel Zeit haben wir nicht zu verplempern. Die Betriebe, die über die Stationen abrechnen wollen, bestellen lieber gleich den Insolvenzverwalter", sagte Döpke. Darüber hinaus hätten viele Speditionen am Probebetrieb erst gar nicht teilgenommen, weil sie nicht rechtzeitig mit genügend Geräten ausgerüstet worden seien. (vr/dpa)

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