Hamburg. Die neuen Vorschriften zur Terrorabwehr aus den USA werden nach Einschätzung des Hamburger Logistik-Experten Thorsten Blecker in den internationalen Übersee-Häfen erhebliche Kapazitätsprobleme auslösen. "Wenn Sie jeden Container durchleuchten, brauchen Sie Zeit. Dadurch wird die Gesamtkapazität eines jeden Hafens beeinträchtigt", sagte der an der Technischen Universität Hamburg-Harburg lehrende Professor am Freitag zum Beginn einer internationalen Tagung zum Thema Containerverkehr und Terrorismus in der Hansestadt. Auf die Logistikunternehmen könnten zudem Mehrkosten pro Transport im dreistelligen Euro-Bereich zukommen. Das von US-Präsident George W. Bush im vergangenen Jahr unterzeichnete Sicherheitsgesetz schreibt unter anderem vor, dass spätestens 2012 jeder einzelne für die USA bestimmte Schiffscontainer in den Abgangshäfen durchleuchtet werden muss. Zudem sollen sämtliche Papiere aufwendig geprüft werden. Nach Ansicht von Blecker ist die Branche noch weit davon entfernt, die neuen Regelungen umsetzten zu können. Sorgen und Probleme bereiten den Logistik-Unternehmen zudem die EU-Regeln zur Terrorabwehr, die die Auslieferung von Containern an bestimmte Adressaten verbieten. "Die Daten auf den sogenannten Terror-Listen sind von schlechter Qualität", sagte Blecker. Für Unternehmen sei es ungeheuer schwer zu entscheiden, ob es sich bei Empfängern von Transporten um auf der Liste vermerkte Personen, Gruppen oder Firmen handele. Dies sei für die Firmen mit hoher Rechtsunsicherheit verbunden. Lieferten sie an einen Unschuldigen nicht aus, drohten Schadensersatzforderungen. Lieferten sie hingegen an einen Terrorverdächtigen von der Liste, könnten sie selbst gelistet werden. "Die Unternehmen fühlen sich von den Behörden völlig alleingelassen mit diesem Problem", sagte Blecker. Weder das Bundeskriminalamt noch der Verfassungsschutz würden in solchen Fällen weiterhelfen. "Wir haben das Problem, dass die Schnittstelle Wirtschaft - Staat nicht funktioniert, beziehungsweise gar nicht gegeben ist", kritisierte der Wissenschaftler vom Institut für Logistik und Unternehmensführung und der Kühne School of Logistics and Management. (dpa)
Experte: Logistik-Branche wird mit Terrorabwehr alleingelassen
Neue Vorschriften könnten in internationalen Übersee-Häfen erhebliche Kapazitätsprobleme auslösen