Hamburg/Bremen/Helsinki. Mehrere tausend Hafenarbeiter haben am Freitag gegen die Öffnung deutscher Häfen für ausländische Wettbewerber und dadurch drohenden Arbeitsplatzabbau protestiert. Wie in Hamburg und Bremen hatten auch in anderen europäischen Häfen Gewerkschaften zu Aktionen aufgerufen. In Zypern, Spanien, Finnland, Belgien und den Niederlanden beteiligten sich nach Angaben der Gewerkschaft ver.di ebenfalls mehrere tausend Arbeiter an den Protesten und legten den Hafenbetrieb mancherorts bis zu 24 Stunden lahm. In deutschen Häfen kam es zu Verzögerungen bei der Be- und Entladung von Schiffen. Die Demonstrationen richten sich gegen eine von der EU geplante Richtlinie, die es Reedern ermöglichen soll, ihre Ladung selbst zu löschen. Die Verordnung sieht auch befristete Konzessionen für Lotsendienste sowie befristete Nutzungsrechte für Hafengrundstücke und Kaianlagen vor. In der Hamburger Hafenwirtschaft wurden die Proteste als reine Solidaritätsaktion insbesondere mit Südeuropa bewertet. Die Befürchtungen der Gewerkschaften träfen für Deutschland nicht zu, sagte ein Sprecher der Hamburger Hafen- und Lagerhaus AG (HHLA). Auch Sprecher niederländischer Hafenbetriebe wiesen die Sorgen als unbegründet zurück. Hamburgs ver.di-Chef Wolfgang Rose machte am Vormittag vor rund 1000 Hafenarbeitern aus Gewerkschaftssicht die Folgen der geplanten EU-Regelung deutlich: "Wenn sich hier mächtige Kapitaleigner aus Fernost einkaufen können, werden in Hamburg bald auch asiatische Sozialstandards mit Tagelöhnerei und Mini-Bezahlung, Heuern und Feuern üblich werden." Hamburg brauche keinen Risikohafen mit Billigterminals, sagte Rose. Nur gut ausgebildete Hafenfacharbeiter seien in der Lage, alle sicherheitsrelevanten Bedingungen zu erfüllen. Mit dem Containerumschlag sind im Hafen direkt rund 5000 Arbeiter beschäftigt, von denen sich laut ver.di insgesamt rund 2500 an der Arbeitsniederlegung in den einzelnen Schichten beteiligten. Deutschlandweit gibt es 13.000 Hafenarbeiter. Dass Containerschiffe von den Mannschaften künftig selbst gelöscht werden, hält HHLA-Sprecher Olaf Mager für nicht realistisch. Angesichts der kleinen Mannschaften an Bord könne das nicht funktionieren, sagte er. Außerdem gäbe es auf Containerschiffen keine Vorrichtungen zum Löschen, vielmehr müssten die Hafen-Anlagen dann gemietet werden oder eine Reederei müsste zum Betrieb eines eigenen Terminals Milliarden-Investitionen aufbringen. Auch die scharfen Sicherheitsbestimmungen in Häfen könnten nicht mit fremden Personal erfüllt werden. "Dann kommt kein kein Schiff mehr in die USA". Die Argumentation der Gewerkschaften hat nach Magers Auffassung viele "offene Enden". Auch auf den Containerterminals der BLG Logistics Group in Bremen ruhte nach Angaben eines Sprechers für die ersten vier Stunden jeder Schicht die Arbeit. Das Autoterminal war stundenweise betroffen, es habe aber keine größeren Störungen gegeben, hieß es. In Lübeck schlossen sich 250 Hafenarbeiter am Mittag den Protesten an und verzögerten damit die Abfertigung von etwa zehn Schiffen. (vr/dpa)
Europas Hafenarbeiter protestieren gegen Billig-Terminals
Ver.di fürchtet asiatische Sozialstandards mit Tagelöhnerei und Mini-Bezahlung