Bonn. In einer bundesweiten Großrazzia durchsuchten Fahnder des Bundeskartellamts und der Kölner Staatsanwaltschaft 120 Unternehmen der Entsorgungsbranche. Dies vermeldete die Süddeutsche Zeitung. Bei den Ermittlungen seien Angebote bei Ausschreibungen zur Entsorgung von Verpackungsmüll mit dem "Grünen Punkt" des Dualen Systems Deutschland (DSD) im Visier der Ermittler, teilte das Bundeskartellamt in Bonn mit. Es gehe um den Verdacht auf verbotene Absprachen. In etwa der Hälfte der Vertragsgebiete sei lediglich ein einziges Angebot unterbreitet worden, obwohl unter normalen Wettbewerbsbedingungen mit Angeboten weiterer Firmen zu rechnen gewesen wäre. In den betroffenen Gebieten hätten die Preisangebote zudem um 70 Prozent über den durchschnittlichen Billigpreisen in Regionen mit mehreren Anbietern gelegen. Nun stehe der Verdacht im Raum, dass die beteiligten Anbieter vor allem auf mittelständische Unternehmen Druck ausgeübt haben könnten, um sie daran zu hindern, selbstständige Angebote abzugeben. Laut Kartellamts-Chef Ulf Böge lägen bei einer Bestätigung Verdachts "äußerst schwerwiegende Wettbewerbsverstöße" und kriminelle Handlungen vor. Das DSD beauftragt lokale Entsorger, gebrauchte Verpackungen mit dem "Grünen Punkt" von Privathaushalten zu sammeln und zu sortieren. Im April dieses Jahres schrieb das DSD erstmals solche Verträge mit einem Gesamtvolumen von 3,6 Milliarden Euro aus. (vr/awa)
Entsorger unter Klüngel-Verdacht
Großrazzia: Bundeskartellamt vermutet Wettbewerbsverstoß