BVL-Forum: Logistik und IT wachsen zusammen

26.06.2003 13:34 Uhr

Heute ging in Saarbrücken das zweitägige BVL-Forum Logistics & IT zu Ende. Post-Vorstand Frank Appel warnte, nicht zu viel Geld in IT zu investieren.

"Wettbewerbfähigkeit steigern heißt, Kosten herunterzufahren und gleichzeitig Warenverfügbarkeit, Serviceinnovationen sowie die Qualität der Leistungen zu steigern. Und dazu kann und wird die Logistik einen wichtigen Beitrag leisten", erklärte Peer Witten, Vorsitzender des Vorstands der Bundesvereinigung Logistik (BVL) auf dem 2. Forum Logistics & IT Ende Juni in Saarbrücken vor den laut Veranstalter BVL knapp 300 Teilnehmern. Witten, der als Mitglied des Vorstands der Hamburger Versandhandelsgruppe Otto ein ausgewiesener Logistikexperte ist, machte aber auch deutlich, dass "exzellente Logistik heute nicht mehr ohne die Verknüpfung mit modernster Informations- und Kommunikationstechnologie denkbar ist." E-Business, traditionelle Logistik und moderne Informationstechnologie wachsen gerade im Supply Chain Management enger zusammen, so der BVL-Chef auf dem zweitägigen Kongress. Dass Logistik und IT zusammen gehören, machte auch Frank Appel, Vorstandsmitglied der Deutschen Post AG deutlich. Der IT-Chef und Leiter des Rationalisierungsprogramms "Star" bei Deutschlands bekanntesten Logistikdienstleister vertrat in seiner Rede die Auffassung: Die Deutsche Post könne in Zukunft nur existieren, wenn der Bonner Konzern IT-Dienstleister werde. Es sei sogar ungewiss, ob der Logistikdienstleister langfristig überhaupt noch Transporte durchführe. "Die künftige Aufgabe der Deutschen Post ist Transaktionsmanagement", meint Appel. Derzeit plagt sich der gelbe Riese aber mit einem Problem, dass auch in vielen Industrie und Handelsunternehmen anzutreffen ist. Appel will die unterschiedlichen IT-Systeme, die sich in den weltweiten Niederlassungen der Logistiktochter DHL finden, vereinheitlichen. "Wir müssen weg von IT-Systemen, die national sind", sagt Appel. Die Kunden erwarten von einem global agierenden Logistikdienstleister auch globale IT-Systeme. Derzeit sei die IT-Komplexität enorm. Durch die Zusammenführung von Danzas, DHL und anderen Zukäufen existierten im Konzern derzeit 1500 regionale Software-Applikationen. Ziel sei, diese auf ein- bis zweihundert zu reduzieren. Weltweit will die Deutsche Post künftig nur noch drei zentrale Datenverarbeitungszentren betreiben. In einem Jahr soll damit begonnen werden, diese in Amerika, Europa und Asien zu implementieren. Ziel sei, dann innerhalb von drei Jahren diese neue IT-Struktur aufzubauen. Ob dieser Zeitplan eingehalten werden kann, war sich der Post-Vorstand aber auch nicht ganz sicher. Der studierte Naturwissenschaftler, der seit einem halben Jahr bei der Post für die IT verantwortlich ist, mahnte die Forumsteilnehmer, nicht unbegrenzt Geld in IT-Systeme zu investieren: "In der Vergangenheit waren manche der Meinung, je mehr man reinstecke, desto mehr bekomme man raus - das war falsch", betont Appel. "Die IT muss ihren Benefit beweisen", beschreibt Appel den Anspruch an seine IT-Experten im Haus. Schon überzeugt von den Vorteilen ist der Post-Mann von der so genannten Radio Frequency Identification (RFID). Diese Transponder zur automatischen Identifizierung von Artikeln und Tranportbehältern werde laut Appel kommen. Dem stimmte auch BVL-Chef Peer Witten zu: "Ich persönlich verspreche mir von dieser neuen Technologie für die Logistik ganz erhebliche neue Impulse, spannende neue Anwendungsmöglichkeiten, sowohl für die Produktions- und Lagerlogistik als auch für die Distributionslogistik." Möglicherweise verändere RFID sogar die logistischen Gesamtkonzepte, erklärte Witten. Das in diesem Jahr zum zweiten Mal stattfindende Saarbrücker Forum soll laut Witten und Saarlands Wirtschaftsminister Hanspeter Georgi, der als Schirmherr das Forum intensiv unterstützt, auch künftig jährlich stattfinden. Festhalten will Georgi auch an dem Ziel, das Logistikforum zu einer Kontaktplattform mit den saarländischen Nachbarländern zu entwickeln. Trotz Kooperation mit dem französischen Logistikverband Aslog konnte dieses Ziel bisher noch nicht erreicht werden. Teilnehmer aus Frankreich oder Benelux waren nahezu überhaupt nicht auf dem Saarbrücker Forum anwesend. Mit einem Anteil von etwas über zehn Prozent ebenfalls zu wenig vertreten waren auf dem BVL-Forum die IT- und Logistikmanager aus Industrie und Handel. Der Kongress mit seinen 40 Referenten und 20 ausstellenden Unternehmen (Dachser, T-Systems, IDS Scheer u.a.) war eher ein Treffen von Spediteuren, Beratern und Anbietern von IT-Lösungen. BVL-Vorstandsmitglied Dieter Bock verwies diesbezüglich darauf, dass das Forum ein noch sehr junges Produkt der BVL sei und in wirtschaftlich schwierigen Zeiten stattfinde. "Wir haben noch nicht den Teilnehmermix, den wir haben wollen", so Bock.

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