Bill Ford gibt Konzernführung an Boeing-Manager Mulally ab

06.09.2006 00:00 Uhr

Urenkel des Firmengründers Henry Ford tritt ab: Autokonzern verbucht im ersten Halbjahr 2006 einen Verlust von 1,4 Milliarden Dollar

Dearborn/USA. Der schwer angeschlagene US-Autoriese Ford hat sich als neuen Konzernchef den erfolgreichen Boeing-Manager Alan Mulally geholt, der die notleidende Verkehrsflugzeugsparte von Boeing wieder auf Vordermann gebracht hatte. Bill Ford (49), Urenkel des Firmengründers Henry Ford, will nach fünf schweren Jahren an der Spitze des Konzerns weiter Vorsitzender des Verwaltungsrates bleiben und bei der „strategischen Ausrichtung“ des Unternehmens eine sehr aktive Rolle spielen, wie der zweitgrößte amerikanische Autokonzern nach General Motors am Dienstag nach Börsenschluss bekannt gab. Bill Ford hatte zuvor vergeblich bei Dieter Zetsche, dem Chrysler-Sanierer und DaimlerChrysler-Konzernchef, sowie bei dem Starmanager Carlos Ghosn angeklopft, der sowohl Renault als auch Nissan führt. Mulally (61) wurde mit sofortiger Wirkung zum neuen Ford-Präsidenten und Unternehmenschef ernannt. Damit übernahm erstmals ein nicht aus der Autoindustrie kommender Manager die Führung eines großen amerikanischen Autokonzerns. Der neue Ford-Präsident Mulally, ein Boeing-Veteran mit 37 Jahren Berufserfahrung in Seattle, hatte die nach den Terroranschlägen vom 11. September 2001 notleidende Verkehrsflugzeugsparte von Boeing erfolgreich saniert. Er reduzierte die Produktpalette von 14 auf 4 Flugzeugfamilien und durchforstete die Produktion. Er raufte sich mit den Boeing-Gewerkschaften zusammen und nahm riesige Stellenstreichungen vor. Dem einzigen Boeing-Konkurrenten Airbus nahm er in jüngster Zeit vor allem mit dem neuen sparsameren, schnellen und effizienten 787-Dreamliner serienweise Kunden ab. Mulally wird es nicht leicht haben, bei Ford den Umschwung zu erzielen. Er gab sich jedoch auf einer Pressekonferenz optimistisch. Ford will seinen Sanierungsplan für Nordamerika beschleunigen und erweitern. Der von Bill Ford im Januar vorgelegte Sanierungspan „Weg Vorwärts“ sah zunächst die Streichung von 30.000 nordamerikanischen Stellen und die Schließung von 14 Fabriken bis 2012 vor. Wahrscheinlich wird es zu noch größeren Stellenstreichungen und mehr Fabrikschließungen kommen. Ford hatte in den ersten sechs Monaten 2006 einen Verlust von 1,4 Milliarden Dollar verbucht, US-Marktanteile an die Japaner und europäische Luxuswagenanbieter verloren und wegen der Benzinpreisexplosion starke Absatzverluste mit seinen Geländewagen und Pickups verbucht, den bisherigen Gewinnbringern. (dpa/tz)

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