Bauma-Messebericht Kipper

Bauma-Messebericht KipperDie größte Schaugrube der Welt Im ersten Teil stellt der Bauma-Messebericht die wichtigsten Neuheiten bei den Kippern vor, die leichter, intelligenter und sicherer wurden.Vorhang auf! Kurz nachdem der Volvo-Bagger das Tuch erstaunlich feinfühlig vom neuen FMX zog, tanzte der mit mehreren Produkten des Göteborger Konzerns Ballett. Einige der „Volvo-Tänzer“ trugen die neueste Version des Dautel DSK-Dreiseitenkippers auf dem Rücken, den die Leingartener um 150 Kilo abspecken konnten (VR 15/2013). Gewicht bleibt Thema, erklärt Schwarzmüller-Verkäufer Matthias Glatz: Durch Euro 6 seien die Fahrzeuggewichte und damit die Achslasten abermals gestiegen, wodurch die Kipperhersteller einmal mehr unter Zugzwang kamen: Zwar erkundigten sich die meisten LKW-Hersteller vorher über die Probleme der Aufbauer, konnten diese aber prinzipbedingt nur teilweise beheben. Gerade bei den 8x4-Euro-6-LKW fordern viele komplett neue Abgas-, Batterie- und Tankpakete Antworten der Aufbauer. „Der Kunde erwartet, dass wir wenigstens einen Teil der gestiegenen Gewichte kompensieren können“, erklärt Dautel-Inhaber Rutger Dautel dazu.Auch bei den Sattelaufliegern eliminierten die Hersteller erneut überflüssige Pfunde: 4,3 Tonnen ruft Schwarzmüller für den neuen Vollalu-Dreiachs-Segmentmulden-Kippsattel für 24 Kubik Fassungsvermögen auf. Dabei verbauten die Hanzinger in dem Fall Mercedes-Achsen und Fallstützen, verzichteten auf einen „Balkon“ und setzen auf eine Neumeister-Frontpresse. Das elektrisch bedienbare Verdeck stammt von Marcolin: Handbetriebene Rollplanen sind laut Glatz auf dem Rückzug. Das bestätigt auch Meiller, wo man ein eigenes Hängerzug-Verdeck entwickelte (VR 46/2012), das jetzt serienreif ist. Auch die Münchner senkten die Gewichte der Kippsattel und führten jetzt die Safety-Brake ein: Beschleunigt ein Fahrer mit noch angehobener Mulde und überschreitet dabei 18 km/h, wird das Fahrzeug abgebremst. Rund 250 Kilo Gewicht will man bei der neuen Hinterkipper-Halfpipe mit Fünf-Millimeter-Boden und -Wänden geholt haben, die Meiller auf ein neues (gegenüber dem MP 3 leider schwereres) Arocs-8x4-Fahrgestell gesetzt hat. Ein optimierter Muldenquerschnitt half, Beladehöhe und Schwerpunkt um üppige zehn Zentimeter zu senken. Mit der überarbeiteten Isar-Control-Fernbedienung kann der Fahrer außerdem den Unterfahrschutz hydraulisch anheben. Auch die Halfpipe bekam ein neu entwickeltes elektrisch betriebenes Meiller-Schiebeverdeck spendiert, das bei der Demo am Stand eindrucksvoll funktionierte. Die österreichische Meiller-Tochter steuerte einen sogenannten Baumeister-Kombikipper samt Kombianhänger bei: Dabei handelt es sich um Kipper mit niedrigen Bordwänden, 2,45 Meter Innenbreite und zahlreichen Zurrpunkten, die stärker auf Stückgut ausgelegt sind und vor allem für das Einrichten von Baustellen gedacht sind. Überarbeitet wurde laut Meiller-Verkäufer Bernhard Stockner auch die Asphaltbirne, die jetzt mit einer zusätzlichen GfK-Thermoisolierung versehen wurde. Neu ist auch eine Überwachung der Asphalttemperatur, die über einen Monitor kommuniziert wird. Die Daten können auch direkt an die Dispo übertragen oder vor Ort ausgedruckt werden. Außerdem gibt es eine neue Zweileitungshydraulik: Ein Umschaltventil ändert die Hydraulikdruckverhältnisse vom Meiller-Hoch- auf den Niederdruck, den Fremdfabrikate benötigen. Zu denen gehört aus Meiller Sicht auch Fliegl: Nachdem die Thüringer auf der Bauma einst eine ganze Latte diverser teils sehr futuristischer Sattelkipper vorstellten, verdichteten sie diese Ideen jetzt in einem Modell: Das greift die Konizität für besseren Auslauf auf und verbessert per gerundeter Heckklappe die Optik und Aerodynamik. Zusätzlich fand man auch in Triptis ein paar Kilo (überflüssiges) Gewicht. Auch Fliegl-Pressesprecherin Juliane Tomat bestätigt den Trend hin zur automatisierten Plane. Bei den Tandemachskippern verlegte Fliegl die Luftkessel in den vorderen Querträger, was Gewicht spart und mehr Bodenfreiheit bringt. Natürlich drehte auch Kempf die Gewichtsspirale wieder nach unten und brachte unter anderem einen neuen Sattel mit neuer Stahlmembranmulde auf die Messe, der bei rund 5,4 Tonnen Leergewicht starten soll. Unweit entfernt präsentierte Langendorf seine Produkte, die nach wie vor Kipper, Tieflader und Innenlader umfassen. Sowohl Kempf als auch Langendorf freuten sich auf der Messe über großen Zuspruch, was angesichts der schwankenden Bestelleingänge bei den LKW-Herstellern ein gutes Signal ist. Die Fahrer sollen nicht mehr aussteigen In dem Zusammenhang bemerkte Gerd Rohrsen von Schmitz Cargobull, dass man sich überhaupt von den Zyklen der LKW-Hersteller abkoppeln müsse, zumal die Haltezeiten bei den Trailern stärker stiegen als bei den LKW: Viele der Produkte aus Gotha verbleiben derzeit neun Jahre oder noch länger beim Kunden. Dann kommt meist der Zeitpunkt, die Autos für Minimalrestwerte Richtung Nordafrika zu verschieben oder noch mal etwas zu investieren und sie „zu Ende“ zu fahren. Im Gegensatz zu den LKW, bei denen der Auftragseingang monatlich schwankt, stellt Rohrsen für sein Unternehmen momentan einen „Dreimonatszyklus“ fest, der allerdings nicht so stark pendele wie bei den ziehenden Einheiten. Um das Motorwagengeschäft weiter zu beflügeln, brachte Schmitz erstmals eine MKI-Stahlrundmulde nach München, die mit hydraulischer Rückwandklappe samt Schütte und Pendelfunktion geliefert werden kann. Wie Meiller optimierte auch Schmitz die Muldengeometrie dahin gehend, dass der Schwerpunkt nach unten kommt. Außerdem achtete man in Gotha auf eine gute Zentrierung für einen sauberen Abfluss des Materials. Die Achslasten bleiben Thema Bei den Sattelkippern spielt auch Gotha die Gewichtskarte: Fünf Tonnen werden für die 24-Kubik-Stahlmulde angegeben, während die Alu-Kastenmulde unter 4,5 Tonnen kommen soll. Bei den Zweiachssattelkippern überarbeitete man den SKI 18 mit Stahlrundmulde so, dass sich bei mittigem Ladungsschwerpunkt in der Mulde mehr Gewicht nach vorn verlagert: Damit will man ein Überschreiten der Aufliegerachslast vermeiden. Außerdem will Schmitz die Schräglage der Mulde bei hohen Aufsattelhöhen reduziert haben. Auch den neuen SKI 18 kann man zum „Sicherheitskipper“ hochrüsten, der per App Alarm gibt (siehe VR 6/2013), falls es Probleme geben sollte: Nicht abgesenkte Kippmulde, zu wenig Luft, ein zu hoher Neigungswinkel oder ein ungünstig eingeknickt stehender Zug werden direkt aufs Smartphone gemeldet, das Schmitz in diesem Zug auch gleich zur Fernbedienung umwidmet. Rohrsen dazu: „Viele Fahrer haben ohnehin ein Smartphone und sollten aus Sicherheitsgründen so wenig aus dem LKW aussteigen wie möglich.“ Darüber hinaus lässt sich auch ein Wiegesystem integrieren, über das der Fahrer das Ladungsgewicht als Datensatz ausgeben kann. Darüber hinaus erweitert Schmitz auch seine Telematikleistungen auf die Kipper: So können die Fahrzeuge mit dem Kundendienst verbunden werden, der dann über die Telematik auch Werkstattaufträge erstellen kann. Als zweiter Serienhersteller trat Kögel an und unterstrich damit seine langfristigen Ambitionen im Bausegment. Entsprechend erweiterten die Schwaben das Programm der Kipper und Tieflader. Bei den Mulden kombinieren sie wie einst beim Half Traxx Bimet eine Fünf-Millimeter starke Hardox-Bodenwanne mit Alu-Seitenwänden. Bei Boden und Volumen bieten die Burtenbacher mehrere Alternativen an. Dazu stellte Kögel die 27-Kubik-Dreiachsversion der Stahlmulde. Bei den Tiefladesatteln ergänzt das Programm eine Version mit Radmulden. Aus dem Sattelprogramm leitete das Technikteam um Bernhard Bayer die Baustoffversion „Multi“ ab, dessen Chassis verstärkt wurde und 15 Tonnen Sattellast bietet. Einen Baustoff- respektive Stahlmattensattel präsentierte Kässbohrer. Laut Managing Direktorin Iffet Türken wurde die Stahlmattenversion mit verstärktem 200er-Hals speziell für den deutschen Markt entwickelt, wo man wieder aktiver werden möchte. Dazu wird auch Goch wieder stärker involviert: Neben dem Showroom sollen dort wieder Endmontagen und zusätzliche Endkontrollen stattfinden. Mehr Aktivität in Deutschland plant auch Wielton: Die Polen stellten einen neuen konischen Dreiachskippsattel vor und wollen den Vertrieb breiter aufstellen. Absetzer mit Pritschenaufbau Komplett eben baut der Tandemtieflader, den die Brüder Obermaier präsentierten. Dabei belegten sie den Vorführer je nach Anforderungsprofil mit Traktionsboden, Gitterrosten und Holzdielen: „Zum Hochfahren eignet sich das geriffelte Blech am besten. Wer Walzen abstellt, ordert lieber Holz und der sonst verlegte Gitterrost spart Gewicht“, erklärt Inhaber Gerhard Obermaier die unterschiedlichen Böden. Auch bei den Absetz- und Abrollkippern gab es Neues: Gergen-Jung erweiterte das Programm nach unten um den leichten Helios 8-Absetzer. Er passt auf Chassis bis neun Tonnen Gesamtgewicht und kann Mulden nach DIN 30720 bis zehn Kubikmeter fassen. Da die Hubzylinder eng an den Hubarmen stehen, kann man den Neuen auch seitlich beladen. Und da auch die Behälterverriegelungen absteck- und wegklappbar sind, fand vor den Hubarmen gar eine kleine Ladepritsche Platz, um notfalls auch Stückgut fahren zu können. Beim Adonis optimierte man die Navigatorsteuerung, beim Hakenkipper Apollo führte Gergen-Jung eine „Einknopfbedienung“ fürs Abladen des Behälters ein: Auf einen Druck löst sich die Verriegelung, der Unterfahrschutz hinten fährt ein und der Kippvorgang wird eingeleitet. Diese Funktion integrierte Gergen-Jung auch in den Trailer, um das Be- und Entladen von Behältern zu vereinfachen: Auf Knopfdruck senkt die Luftfederung den Anhänger ab, die Spannketten werden gelockert und die seitlichen Verriegelungen fahren nach außen. Beim Tandemachser TTL fahren am Heck zusätzlich die Abstützungen aus, sofern ein Behälter geladen wird. Viele Details optimiert Auch Müller-Mitteltal legte in dem Segment nach und präsentierte einen neuen Schlittenanhänger für Abrollbehälter, der auch Container mit beschädigten Rollen aufnimmt. Bei den Absetzanhängern optimierte man das Leergewicht. Das Tiefladerprogramm erweiterten die Schwarzwälder im Segment der ETS-TA-B-Reihe nach unten auf fünf bis acht Tonnen zulässiges Gesamtgewicht. Die Tandemtieflader der 10- bis 21-Tonnen-Klasse wurden überarbeitet: Müller Mitteltal optimierte das Rampenhandling, reduzierte die Ladehöhe und gestaltete die stufenlose Zugrohr-Höheneinstellung noch bedienfreundlicher. Abgerundet wurden die Neuheiten vom Dreiachstieflader mit Radmulden, der extra für große Radlader und Mobilbagger entwickelt wurde und ohne Hilfsmittel und Werkzeug zum Plateau umgebaut werden kann. Die Zeiten, in denen sich die Kunden mit extra Werkzeug herumplagen mussten, sind vorbei. ❙❚■ Gregor Soller Die Kipperhersteller versuchen, das Euro-6-Mehrgewicht der LKW weitgehend zu kompensieren

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