Berlin. Der für das Frühjahr 2006 angepeilte Börsengang der Deutschen Bahn verzögert sich womöglich um Jahre. Wie die "Financial Times Deutschland" in ihrer Montagsausgabe berichtete, wolle die Bundesregierung prüfen lassen, ob der Staatskonzern auch ohne sein Schienennetz kapitalmarktfähig sei. Bundesverkehrsminister Manfred Stolpe habe fest zugesagt, ein Gutachten in Auftrag zu geben, wird Grünen-Verkehrsexperte Albert Schmidt zitiert. "Wir werden uns diesem Wunsch nicht verschließen", bestätigte ein Ministeriumssprecher gegenüber dem Finanztitel. Voraussichtlich soll die Studie im Herbst in Auftrag gegeben werden. Mit der Ausschreibung des Gutachtens fügt sich Bundeskanzler Gerhard Schröder dem wachsenden Druck der Verkehrspolitiker, hieß es. Bahnexperten aus allen politischen Lagern hatten moniert, dass der Bund ausschließlich die von Bahn-Chef Hartmut Mehdorn verfochtene Privatisierungsvariante mit Netz prüfen ließ. Die nach monatelanger Wartezeit vor zwei Wochen vorgestellte Untersuchung der US-Investmentbank Morgan Stanley hatte ausschließlich diese Variante eines Börsengangs geprüft (wir berichteten). Durch die Vergabe eines weiteren Gutachtens würde sich der ohnehin langwierige Entscheidungsprozess noch weiter verzögern. Bislang war der Bahn-Vorstand davon ausgegangen, dass die Regierung bereits im Herbst 2004 einen Entwurf für ein Bahnprivatisierungsgesetz vorlegt. Dies ist Voraussetzung für das anschließende Beschlussverfahren in Bundestag und Bundesrat. Sei man dort der Überzeugung, dass ein Börsengang ohne das Schienennetz sinnvoller wäre, zöge dies eine aufwändige Entflechtung des Konzerns nach sich. Die mit knappen Kassen kämpfende Bundesregierung müsste so länger auf die Privatisierungserlöse warten, so das Blatt weiter. (pad)
Bahn-Börsengang droht Verschiebung um Jahre
Zeitung: Gutachten soll Trennung von Schienennetz prüfen / Bundesregierung beugt sich Expertendruck